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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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genannten Kulturbereich war das Bild dagegen unklarer und auf den ersten Blick durchaus nicht leicht zu verstehen. Noch immer führte eine schwedische Komödie die Kinocharts an, und das nun schon in der vierten Woche mit mehr als einer Million Besuchern, während der höchst geehrte Regisseur des Landes sich in tiefe persönliche Grübeleien gestürzt hatte, da die erwartete Finanzierung seines nächsten Films ausgeblieben war. Die geplante Inszenierung von »Schwanensee« an der Stockholmer Oper musste auf Grund eines schnöden Beinbruchs aufgeschoben werden, während Sidney Sheldon und die Collins- Schwestern die weihnachtliche Bestsellerliste krönten und mehr Bücher verkauften als »fast alle seriösen Autoren zusammen«.
    In einer längeren Rezension einer frisch erschienen Biografie Hjalmar Brantings kam der Rezensent zu dem Schluss, dass Branting zwar ein »verlässlicher und echter Mensch« gewesen sei, ein »wahrer Humanist«, aber dass seine »Saufereien, seine durchzechten Nächte und seine Weibergeschichten ihn heute als Politiker unmöglich gemacht hätten«. Diese überzüchteten Typen aus dem Hochfeuilleton scheinen nicht mal ihre eigenen Zeitungen zu lesen, dachte Johansson gereizt und blätterte rasch weiter zum Wirtschaftsteil.
    Da war alles wie immer, nichts konnte noch überraschen. Die üblichen Direktoren hatten sich auf die übliche Weise mit den üblichen Optionen belohnt, während die, die nicht mitmachen durften, ihre übliche Kritik zum Ausdruck brachten, und Fermenta, die Kursrakete des Jahres, war wie üblich weiter nach oben geschossen. Die wirklich ernsthaften Finanzanalytiker hatten sich ebenfalls zu Wort gemeldet und die Ergebnisse ihrer Rechenkünste vorgeführt. Der Kurs hatte zwar das »technisch empfindliche Zweihundertkronenniveau durchbrochen« und ein »geringerer Rückschlag« war nicht auszuschließen, aber da Fermenta keine »normale finanzielle Eintagsfliege« war, sondern sich bereits in »nächster Zukunft zu einem global führenden Pharmaunternehmen« mausern würde, konnten die, die wussten, wovon sie sprachen, nur zu einem einzigen logischen Schluss gelangen: »einer starken und vorbehaltlosen Kaufempfehlung trotz des fast außergewöhnlichen Kursanstiegs in der letzten Zeit«.
    Höchste Zeit, den Ramsch abzustoßen, dachte Johansson, der nur einige Monate zuvor für knapp einen Zehner pro Aktie eingestiegen war. Und höchste Zeit, schlafen zu gehen, dachte er, als der Jetlag sich wieder zu Wort meldete und ihn herzhaft gähnen ließ.
    Krassner muss warten, dachte Johansson beim Zähneputzen. Die Taschen konnte er auch am nächsten Tag noch auspacken, denn neben Krassners nachgelassenen Papieren enthielten sie vor allem Kleidungsstücke, die gewaschen werden mussten, und was Krassners Papiere anging, so hatte er schon eine bohrende Ahnung des Inhalts. Und damit ein wachsendes Unlustgefühl.
    Wir werden ja sehen, was Wiklander sagt, entschied Johansson, legte sich das Kissen unter dem Kopf zurecht und war eine Minute später tief eingeschlafen. Auf der rechten Seite mit dem rechten Arm unter dem Kissen, so wie immer.

 
Mittwoch, 11. Dezember
    Johanssons innere Uhr war aus dem Tritt geraten. Normalerweise erwachte er immer gegen sechs Uhr morgens, aber jetzt war es erst vier, doch Johansson war hellwach und sehnte sich nach einem reichhaltigen Frühstück. Zuerst hatte er geduscht und sich angezogen, aber jetzt war Kreativität nicht mehr genug. Das einzige Ei im Haus war dem Festmahl des vergangenen Abends zum Opfer gefallen, und die restlichen Sardellen in der Dose kamen ihm um diese Tageszeit einfach nicht verlockend vor. Deshalb musste er sich mit einer Tasse schwarzen Kaffees und zwei Scheiben Knäckebrot mit Butter begnügen, wozu er seine Morgenzeitung las.
    Verdammt, dachte Johansson und schaute verstimmt auf die Uhr. Erst halb sechs, obwohl er die Zeitung inzwischen fast auswendig kannte und seine Zeit sogar mit dem Lesen der Sportseiten vergeudet hatte.
    Zuerst hatte er auspacken, die Wäsche sortieren und Krassners Papiere zumindest auf seinen Schreibtisch legen wollen, aber aus Gründen, die ihm nicht richtig klar waren, hatte er es noch immer nicht geschafft. Stattdessen war er zu Fuß ins Büro gegangen, scharfe Kälte und bissige Feuchtigkeit an den Hafenanlagen, Wangen und Nasenspitze brannten, und als er kurz nach sechs in der Polhemsgatan das Foyer betrat, hatte der Wachhabende besorgt und rotäugig ausgesehen.
    »Ist was passiert?«, fragte

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