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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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M’Boye zusammenhockte.
    Offenbar hatten sie und M’Boye sich Mitte Oktober eher zufällig kennen gelernt. Danach hatten sie sich regelmäßig getroffen, zumindest bis Ende November. Die Sache schien inzwischen im Sande verlaufen zu sein, und in letzter Zeit hatte er nur noch telefonisch Kontakt zu ihr gehabt. Die junge Frau Eriksson war einfach verschwunden, sie behauptete, zu ihren Eltern nach Hause gefahren zu sein, um sich um ihre kranke Mutter zu kümmern.
    »Hast du mit diesem M’Boye gesprochen?«, fragte Johansson.
    »Ja«, sagte Wiklander. »Aber das war gar nicht so einfach. Vor allem, was Eriksson betrifft. Spielt vielleicht den verschmähten Liebhaber«, sagte Wiklander und grinste.
    »Haben wir irgendeinen Grund, um ihn herzuholen?«, fragte Johansson.
    »Ich fürchte, das wird schwierig«, sagte Wiklander. »Er ist gestern Morgen nach Südafrika zurückgefahren.«
    Verdammt, dachte Johansson.
    »Diese Freundin«, sagte er. »Louise Eriksson, ist das eine Kollegin, arbeitet sie bei der Sicherheitspolizei, oder hilft sie nur aus?«
    »Sie ist eine Kollegin«, sagte Wiklander. »Jeanette Louise Eriksson, 27. Hat vor sechs Jahren die Schule beendet und ist dann ziemlich schnell bei der Sicherheitspolizei verschwunden. Ich nehme an, sie gehört zur Ermittlungsgruppe. Ziemlich gute Frau übrigens, auch wenn sie aussieht, als käme sie frisch aus dem Kindergarten. Wird Jeanette genannt, außer dann, wenn sie nebenbei an der Universität Kriminologie studiert, dann nennt sie sich einfach nur Louise.«
    »Du bist ganz sicher?«, fragte Johansson.
    »Ja«, sagte Wiklander und hörte sich nicht im Geringsten beleidigt an. »Der Chef kann ganz beruhigt sein. Sie arbeitet bei der Sicherheitspolizei, wohnt in Solna, lebt allein, studiert nebenbei Kriminologie. Die Telefonnummer, die sie M’Boye gegeben hat, existierte schon zwei Stunden, nachdem er in Arlanda abgehoben hatte, nicht mehr. Es war von Anfang an eine Geheimnummer, und jetzt schütteln sie bei der Telefongesellschaft nur den Kopf. Typisches Verhalten der Sicherheitsleute, und ein bleischwerer Hinweis darauf, dass sie ihren Einsatz beendet hat. Sie ist frisch wie der junge Morgen, und auf dem Passfoto sieht sie aus wie ihre eigene Tochter.«
    »Hast du ein Bild von Kollegin Eriksson?«, fragte Johansson.
    »Ja«, sagte Wiklander mit einem etwas breiteren Lächeln. »Ganz neu. Selber gemacht.«
    Wiklander reichte ihm einen Stapel von Fotos, die mit Teleobjektiv und aus sicherer Entfernung aufgenommen worden waren.
    Fesches Mädel, dachte Johansson, sah wirklich nicht einen Tag älter aus als siebzehn.
    Jeanette Louise Eriksson beim Verlassen des Hauses in Solna, wo sie wohnte. Dieselbe Jeanette Eriksson, die in der Tiefgarage des Polizeigebäudes aus dem Auto stieg. Die kleine Jeanette auf dem Hof des Polizeigebäudes, den Blick auf das Restaurant Bylingen gerichtet, obwohl sie aussah wie auf dem Schulweg, als die Kamera sie von schräg oben eingefangen hatte.
    »Und du glaubst, dass sie sie auf M’Boye angesetzt hatten?«, fragte Johansson. »Als Freundin, mit allem, was heutzutage dazu gehört?«
    Das ist sicher selbst für die da unten reichlich unverdaulich, dachte Johansson, der auf eine Vergangenheit in der Polizeigewerkschaft zurückblicken konnte und sich immer noch um die Arbeitsverhältnisse der Kollegen kümmerte.
    »)a«, sagte Wiklander mit breitem Lächeln. »Ich habe M’Boye sogar gefragt, ob sie in der Koje was taugt, aber da wäre er fast durchgedreht. Der Mann ist ein ziemlicher Rambo, und deshalb habe ich die Frage nur einmal gestellt.«
    »Und es besteht keine Möglichkeit, dass M’Boye etwas mit Krassners Tod zu tun hatte?«, beharrte Johansson, dem eben der Brief eingefallen war, den er eigentlich gar nicht hätte lesen sollen.
    Was hatte er noch geschrieben, dieser Arsch? Dass er, sollte er inzwischen tot sein, von der schwedischen Sicherheitspolizei oder vom schwedischen militärischen Nachrichtendienst oder vom sowjetischen militärischen Nachrichtendienst GRU umgebracht worden sei. Setzten die Russen nicht übrigens gern Angehörige von afrikanischen Widerstandsbewegungen ein, wenn sie in Westeuropa richtige Gemeinheiten vorhatten? Im Hinterkopf hatte er eine vage Erinnerung, so etwas in einem Geheimdossier gelesen zu haben, das die Filzpantoffeln aus dem Nachbarhaus in ihrer Güte auch den Kollegen aus der offenen Tätigkeit zugespielt hatten.
    »Nein«, sagte Wiklander und schüttelte den Kopf.
    »Warum?«, sagte

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