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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Polizei arbeitete, stand nun auf jeden Fall fest.

 
Freitag, 13. Dezember
    Als Johansson erwachte, war er in hervorragender Stimmung, obwohl es für ihn keine Luzia mit Kerzen gegeben hatte, und schon unter der Dusche hatte er den Rat seines großen Bruders befolgt. Am Freitag, dem dreizehnten, wo man weder das Kinn noch irgendeinen anderen Körperteil unnötig exponieren sollte, war das außerdem eine ungefährliche und ansprechende Form erotischer Betätigung. Während der Kaffee kochte, hatte er einen alten Schlager von Sven-Ingvars gesummt, schließlich war er ein großer Schlagerfan und ein echter Polizist, ganz anders als die in Romanen so häufig auftretenden Opernliebhaber, die jede Wache zwischen Ystad und Haparanda zu bevölkern schienen, und trotz der Unheil verheißenden Kombination von Wochentag und Datum spürte er instinktiv, dass ihm ein richtig guter Tag bevorstand.
    Als er ins Büro kam, saß sein getreuer Mitarbeiter Wiklander bereits vor seiner Tür und wartete auf ihn, doch ehe er ihn hereinließ, schickte er ihn zuerst einmal Kaffee für beide holen. Es musste schließlich irgendeine Ordnung geben, und er selbst hatte in Wiklanders Alter ständig für die älteren Kollegen Kaffee besorgt.
    »Lass hören«, sagte Johansson, ließ sich im Schreibtischsessel zurücksinken und nippte an der zweiten Kaffeetasse dieses Tages. Frisch aufgegossen, dachte er zufrieden und biss in ein Safranbrötchen mit Rosinen. Gut, dachte er dann, obwohl er Safranbrötchen mit Rosinen eigentlich verabscheute.
    »Es ist Selbstmord«, sagte Wiklander. »In diesem Punkt bin ich ganz der Meinung der Kollegen.«
    »Ich höre«, sagte Johansson und nickte.
    Die ersten von den Stockholmer Kollegen durchgeführten Maßnahmen ließen noch recht viel zu wünschen übrig, eigentlich sogar alles, wenn man es genau nahm, aber dann hatte Kollege Jarnebring, der gerade den Chef der Kripo von Östermalm vertrat, eingegriffen und für Ordnung gesorgt. Wiklanders Argumentation und Schlussfolgerungen entsprachen übrigens denen, die Johansson vierzehn Tage zuvor von seinem besten Freund gehört hatte.
    »Jarnebring ist richtig gut, den übergeht man also nicht«, stellte Wiklander fest. »Aber das weiß der Chef sicher besser als ich.«
    »Ist dir sonst irgendwas aufgefallen?«
    »Na ja«, sagte Wiklander mit leichtem Lächeln. »Die Filzpantoffeln hier im Haus haben sich die Sache auch mal angesehen.«
    Die Sicherheitspolizei, dachte Johansson. Krassner?
    »Da bist du dir ganz sicher?«
    »Ja«, sagte Wiklander. »Kannst du dich noch an Persson erinnern, Chef? Der hat vor ewigen Jahren unten in Stockholm die Einbrüche bearbeitet. Ist jetzt bei der Sicherheit, großer dicker Kollege, übellauniger Typ, aber richtig guter Polizist. Ich kenne eine Frau aus dem Archiv, und die hat gesagt, dass Persson vorige Woche unten war, um die Unterlagen zu kopieren, und er hat ihr gesagt, sie soll die Fresse halten, weil sie sonst der Teufel holt.«
    »Aber das hat sie nicht«, sagte Johansson.
    »Nein«, sagte Wiklander grinsend. »Sie kann Persson nicht leiden. Hält ihn für einen ungewöhnlich unleidlichen alten Idioten.«
    Aber dich mag sie offenbar, dachte Johansson.
    »Ging es ihnen dabei um Krassner?«
    »Das habe ich zuerst geglaubt«, sagte Wiklander. »Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Ich tippe eher, dass sie sich für einen anderen interessiert haben. Einen Austauschstudenten aus Südafrika, einen Schwarzen, der mit einem Gewerkschaftsstipendium hier ist. Gehört unten in Südafrika zu einer radikalen Bürgerrechtsgruppe. Wahrscheinlich haben sie ihn deshalb hergeholt. Die Gewerkschaft, meine ich.«
    »Was hat er mit Krassner zu tun?«, fragte Johansson.
    »Gar nichts«, sagte Wiklander. »Sie haben einfach nur nebeneinander gewohnt. Scheinen sich nicht mal gekannt zu haben.«
    »Und warum glaubst du, dass sie sich für ihn interessiert haben? Die Kollegen von der Sicherheitspolizei, meine ich.«
    »Die haben offenbar einen Mantel auf ihn angesetzt«, sagte Wiklander.
    »Was? Die haben jemanden auf ihn angesetzt?«, fragte Johansson.
    Wiklander hatte unter anderem auch über die anderen Studenten, die auf Krassners Gang wohnten, diskrete Erkundigungen eingezogen. Und auf diese Weise hatte er festgestellt, dass einer davon oft seine Freundin zu Besuch gehabt hatte. Louise Eriksson, nettes Mädchen, so um die zwanzig, angeblich Studentin der Kriminologie oder eines ähnlich leicht verdaulichen Modefachs, wenn sie nicht mit Daniel

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