Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
sagst du dazu?«
»Doch«, sagte Johansson. »Klingt nett. Kenne ich sie?« Was soll ich dazu sagen?, dachte er.
»Glaub ich nicht«, sagte Johansson. »Sie ist für zwei Monate versetzt worden. Arbeitet sonst bei der Bereitschaft in Skövde, tolle Frau, keine Kinder, nichts Festes.«
»Wie alt ist sie?«, fragte Johansson.
»Tjaa«, sagte Jarnebring und zuckte mit den Schultern. »Wie meine ungefähr, so mittendrin.«
Ach so, dachte Johansson, und aus unklaren Gründen war er plötzlich ein wenig verstimmt. Vielleicht lag es an seinem strammen Hosenbund und seinem noch immer nur halb gegessenen und eigentlich überaus wohlschmeckenden Schweinebraten mit Marsalasoße und Polenta. Irgendeinen Grund musste es ja geben.
»Das wird nett«, wiederholte Johansson.
Muss morgen früh schwimmen gehen, beschloss er und schob seinen Teller zur Seite.
»Wenn du nicht mehr willst, dann nehm ich den Rest«, sagte Jarnebring gierig.
Sie pichelten, bis das Lokal dicht machte, und danach sagte Johansson den üblichen Abschlusstrunk auf Grund von Jetlag und frühem Dienstantritt ab. Jarnebrings Proteste fielen überraschend schwach aus.
»Du arbeitest zu viel, Lars«, sagte er. »Und du bewegst dich zu wenig. Komm doch mal mit mir zum Training.«
Danach hatte er etwas ganz Ungewöhnliches getan. Er hatte sich vorgebeugt, seinen groben Arm um Johanssons Schultern gelegt und ihn umarmt.
»Pass auf dich auf, Lars, dann sehen wir uns in einer Woche.«
Daran ist sicher das italienische Essen schuld, dachte Johansson überrascht.
Als er zu Hause im Bett lag, konnte er ausnahmsweise einmal nicht einschlafen. Das Gefühl der Niedergeschlagenheit wollte nicht weichen. Frauenzimmer, dachte Johansson. Muss mir ein Frauenzimmer besorgen. Danach war er wie immer eingeschlafen.
Donnerstag, 12. Dezember
Johansson hatte den Tag mit einer Stunde im Schwimmbecken begonnen, doch als er nach einer weiteren halben Stunde die Sauna verließ, war seine Taille leider noch genauso umfangreich wie zuvor. Im Gegenzug hatte er sich einen entsetzlichen Appetit erarbeitet, den er sofort stillen musste. Er trank zwei Tassen Kaffee und verzehrte in der Cafeteria ein dickes Butterbrot mit Frikadellen und Rote-Bete-Mayonnaise, um den ärgsten Hunger zu dämpfen, ehe er sich hinter den Schreibtisch setzte.
Muskelaufbauend, dachte Johansson, die Frauenzimmerfrage würde er während des Tages sicher lösen können. Zuerst dachte er an diese Postchefin, die er getroffen hatte, als er am Rande der Krassner-Affäre umhergeirrt war. Ein richtig fesches Frauenzimmer, klug schien sie auch zu sein, und er hatte sie sich schon zweimal ins Gedächtnis gerufen, wenn er den Rat seines großen Bruders befolgt hatte, aber die praktischen Probleme waren doch sehr groß.
Man kann ja nicht einfach anrufen und fragen, ob sie eine Nummer will, überlegte Johansson. So gern man selbst auch eine hätte. Außerdem gab es noch andere Dinge, die dagegen sprachen. Wenn die Krassnersache nun eine unglückliche Wendung nähme und zu neuem Leben erwachte und diese Frau als Zeugin aufgerufen würde, und er selbst wäre dann … etwas, was er sich lieber gar nicht erst vorstellen wollte. Du hast dir den falschen Beruf ausgesucht, dachte Johansson und merkte, wie die Verstimmung sich mit frischer Kraft wieder zu Wort meldete. Was trieb eigentlich dieser blöde Wiklander? Vor fast zwei Tagen hatte er ihm aufgetragen, festzustellen, ob in Jarnebrings Ermittlungsakten wirklich alle Puzzlestücke vorhanden waren, und seitdem hatte er von ihm keinen Mucks mehr gehört.
Sechs Wochen ohne nackte Haut, dachte Johansson. Dass die eigene Haut sich dagegen wehrte, war ja kein Wunder. In einer Woche würde er die von Jarnebring für ihn auserkorene Frau aus Skövde kennen lernen, aber abgesehen davon, dass das noch in weiter Ferne lag, betrachtete er das Ganze mit, gelinde gesagt, gemischten Gefühlen. Man konnte über seinen besten Freund sagen, was man wollte, doch bei Frauen hatte er nun einmal einen ganz anderen Geschmack als Johansson.
Nach dem Essen hatte er sich aus dem Büro geschlichen, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen, und als er nach Hause kam, war es schon Abend und er total erschöpft. Zuerst hatte er in seiner Einsamkeit ein schlichtes Abendessen zu sich genommen und eine Stunde vor dem Fernseher herumgelungert. Danach war er ins Bett gegangen und ohne große Probleme eingeschlafen, und in der Nacht hatte ihn Frau Postmeister im Traum besucht, und dass sie nicht bei der
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