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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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man sich zurück. Ich schlage vor, wir nehmen meinen Wagen. Wenn er irgendwelchen Kram hinterlassen hat, kann ich den zur Botschaft fahren. Ich bin in zwei Minuten bei dir.«
    »Ich steh vor der Tür«, sagte Jarnebring und legte den Hörer auf die Gabel. Er erhob sich, bewegte seine massigen Schultern, nahm das Halfter mit seiner Dienstwaffe und befestigte es an seiner linken Hüfte. Na dann, dachte er und grinste zufrieden.
     
    *
     
    Bäckström erwachte ungefähr zu dem Zeitpunkt, zu dem er im Dienst hätte sein sollen. Es war ihm schon einmal besser gegangen. Sein Schlafzimmer stank nach Schweiß und altem Suff, und als er seine Handfläche anhauchte, stellte er fest, dass er eine ziemliche Fahne hatte. Ich muss duschen, dachte Bäckström-, obwohl nur Schwule mehr als einmal die Woche duschten: Zähne putzen, Gurgeln, Halstabletten, mindestens eine Tüte hab ich noch in der Tasche. Auf der Arbeit wartete derselbe Freikirchenpastor von Kommissar, an den er schon in der Nacht geraten war, und Bäckström war keiner, der unnötige Risiken einging. Was wollen die eigentlich, zum Teufel?, dachte er, während das Wasser über seinen weißen Rumpf strömte. Da arbeitet man die ganze Nacht, und was kriegt man dafür? In diesem Moment klingelte das Telefon. Es war der Freikirchenheini. Er hörte sich vergrätzt an und wollte wissen, ob etwas passiert sei.
    »Nur, dass ich bis fünf Uhr morgens gearbeitet und deshalb zufällig verschlafen habe«, erwiderte Bäckström verletzt. »Aber jetzt bin ich gleich so weit.«
    Wie blöd kann man eigentlich sein, dachte er danach zufrieden. Der Arsch hat ja sogar um Verzeihung gebeten.
    Jetzt brauchte er nur noch eine saubere Unterhose. Die von gestern roch nicht gerade Vertrauen erweckend. Bäckström beschnupperte den Haufen mit der schmutzigen Wäsche und fand endlich eine, die nicht direkt aus einem Käseladen zu stammen schien. Es wird schon gehen, dachte er zufrieden. Wie immer, wenn ein echter Profi am Werk ist.
     
    *
     
    Jarnebring sah zwar aus wie ein Verbrecher, redete wie ein Verbrecher und verhielt sich allzu oft wie ein Verbrecher, aber als Polizist ließ er nicht sehr viel zu wünschen übrig. Er war schnell, schlau, effektiv und hatte eine raubtierhafte Witterung für menschliche Schwächen. Zusammen mit Hultman bildete er ein ungleiches Paar. Jarnebring war groß und grob, er trug eine Winterjacke, die über seine Taille reichte, um die Dienstwaffe zu verstecken, Jeans und Schuhe mit Gummisohlen, die guten Halt lieferten, wenn er jemanden einholen musste. Hultman war klein und elegant, sah jünger aus als seine vierundsechzig Jahre und trug einen einreihigen grauen Anzug mit Weste und zum Schutz gegen die Novemberkälte einen blauen Paletot.
    Als sie sich die Stelle ansahen, an der Krassner auf den Boden aufgeschlagen war, blieb auf dem Kiesweg in der Nähe eine ältere Dame stehen.
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte sie. Jarnebring registrierte mit einer gewissen Befriedigung, dass sie diese Frage an Hultman gerichtet hatte.
    »Ja«, sagte der mit dem zuvorkommenden Lächeln eines fähigen Bestattungsunternehmers. »Wir ermitteln gerade in einem Todesfall. Aber für Sie gibt es keinen Grund, sich deshalb Sorgen zu machen.«
    Die ältere Dame schüttelte besorgt den Kopf.
    »Ich habe von den Nachbarn gehört, dass einer von den armen Studenten sich aus dem Fenster gestürzt hat. Und das ist doch wirklich traurig. Die jungen Menschen.«
    Jetzt nickte auch Jarnebring, so wie sein alter Mentor. Die Dame schüttelte noch einmal den Kopf, lächelte müde und ging weiter.
    Insgesamt hatten sie vier Stunden gebraucht, von dem Moment an, an dem Hultman Jarnebring in Östermalm aufgelesen hatte, bis er ihn an derselben Stelle wieder absetzte, und in dieser Zeit hatten sie allerlei ausgerichtet. Zuerst hatten sie die Stelle aufgesucht, an der Krassner gestorben war. Danach hatten sie sich seine Wohnung angesehen und mit einigen seiner Zimmernachbarn gesprochen. Niemand hatte ihn besonders gut gekannt. Er hatte erst seit gut einem Monat dort gewohnt und kein besonderes Interesse an Kontakten gehabt. Außerdem war er um einiges älter gewesen als seine Zimmernachbarn. Sie hatten sich überwiegend mit einem Austauschstudenten aus Südafrika unterhalten, der starke Zweifel an der Selbstmordtheorie zum Ausdruck brachte, aber als Jarnebring ihm eine Erklärung abverlangte, hatte er keine liefern können. Es war eben eher ein Gefühl.
    Die meiste Zeit hatten sie mit der

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