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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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grillen und ein paar Flaschen Bier zu trinken, während man über dieses und jenes plauderte.
    »So was muss man klären, ehe es passiert ist«, erklärte Mikkelson, der bei einem Einsatzkommando arbeitete und wusste, wovon er redete. »Aber wenn es passiert ist, braucht man darüber keine großen Worte mehr zu machen.«
    Ein mit allen Wassern gewaschener Mann, dachte Oredsson, und abends wollten sie sich wieder treffen, durch die Stadt ziehen und Flagge zeigen.
     
    *
     
    Einen sichereren Ort gibt es bestimmt nicht, dachte Jarnebring zufrieden und schaute sich in der großen Bar um. Er hatte eine Tränke in der Kungsgatan aufgesucht, in der eine bestimmte Klientel vorherrschend war. Und er war auch sofort fündig geworden. Zwei Kolleginnen von der berittenen Polizei, von denen die eine fest entschlossen zu sein schien, Jarnebrings zum Einsatz kommandierte Freundin niederzureiten.
    »Wie gut du aussiehst«, sagte sie beifällig. »Ich hab dich noch nie im Anzug gesehen. Aber der steht dir wirklich gut.«
    »Sehr verbunden«, sagte Jarnebring und zuckte wie entschuldigend mit seinen breiten Schultern. »Ich sitze jetzt ja in Öster- malm, und deshalb hat die US-Botschaft zum Essen eingeladen. Denkt daran, Mädels, wenn ihr durch Djurgärden galoppiert. Passt auf euch auf.« Jarnebring bedachte sie mit einem Viertel Wolfsgrinsen.
    »Und wenn wir das nicht tun?«
    Scheiße, was ist sie toll, dachte Jarnebring. Der Abend hat kaum begonnen, und ich bin schon am Ziel.
    Jarnebring steigerte die Stärke auf ein halbes Wolfsgrinsen. Beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte entzückt, ihre Freundin dagegen sah plötzlich misstrauisch aus. Da haben wir möglicherweise eine undichte Stelle, dachte Jarnebring, wie soll ich die nur abdichten?
     
    *
     
    Als Bäckström das Lokal betreten hatte, war er glänzender Stimmung gewesen. Auf dem Weg hierher hatte er schon den ersten Herrenabend für seine Kollegen in der neuen Wohnung im Karlavägen geplant. Die werden sich vor Neid in die Hosen machen, diese verdammten Pleitegeier, dachte Bäckström glücklich, während er sich an der Garderobe vorbei schlich. Er hatte seinen Mantel auf der Wache gelassen. Wer will denn für so was bezahlen, dachte Bäckström und starrte den Garderobenmann wütend an. Scheißwucherer!
    Da er total abgebrannt war, nicht mal eine miese Kopeke im Sack, hatte er sofort Ausschau nach einem brauchbaren Opfer gehalten, das er ein wenig erleichtern könnte, aber es sah nicht gerade rosig aus. Immerhin war auf der Tanzfläche der Bär los, und vom Tresen aus wuselte es dauernd hin und hei; jede Menge hinterlassener Flaschen und Gläser. Bäckström hatte sich diskret an einen grob gebauten Typ im Anzug angeschlichen, der ihm den Rücken kehrte und mit zwei Blondinen laberte, er hatte das vage Gefühl, den schon mal irgendwo gesehen zu haben. Sicher ein Scheißwächter, der auf Vaterns Beerdigung war und jetzt mit seinem Anzug protzen will, dachte Bäckström, während sich zugleich seine Wurstfinger um einen fast unangebrochenen halben Liter Bier schlössen. Das war’s, dachte Bäckström, zog vorsichtig am Glas und kehrte dem Rücken den Rücken. Ein sicherer Trick, der immer funktionierte. Er seufzte lautlos vor Wohlbehagen und hob das wohlverdiente Nass, und gleich darauf brach der Teufel los.
    Plötzlich hatte der Heini im Anzug eine Hand ausgestreckt, groß wie ein behaarter Weihnachtsschinken und mit den passenden Fingern, und hatte sich das Bier gekrallt.
    »Sieh dich vor, du Arsch, ich bin bei der Polizei«, drohte Bäckström, und im selben Moment erkannte er Jarnebring. Rennt der Mistkerl jetzt schon verkleidet durch die Weltgeschichte?, dachte Bäckström. Denn er wusste sehr gut, wer Jarnebring war. Das wussten alle Polizisten. Vor nur einem Monat hatte dieser Scheißpsychopath einem älteren Kollegen aus Östermalm das Bein abgerissen, um sich dessen Job unter den Nagel zu reißen. Wie viele der wohl schon umgebracht hat, dachte Bäckström, und plötzlich glaubte er in seiner Brust ein schwarzes Loch zu spüren, ungefähr da, wo sonst das Herz gesessen hatte.
    Jarnebring nippte an seinem frisch zurückeroberten Bier, lächelte sein Wolfsgrinsen und nickte der Spiegelwand hinter den Flaschenreihen zu.
    »Siehst du den Spiegel da? Darin hab ich dich beobachtet, seit du hier aufgekreuzt bist.«
    Bäckström lag schon die passende Antwort auf der Zunge, aber aus irgendeinem Grund, den er niemals richtig durchschaute,

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