Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Durchsuchung von Krassners Wohnung verbracht. Zwischen Badezimmerschrank und Wand hatte Jarnebring eine Plastiktüte mit fünf Marihuanazigaretten gefunden, was an einer solchen Stelle nicht unüblich war, die die Kollegen Bäckström und Wiijnbladh jedoch übersehen hatten, ansonsten gab es nichts Aufsehenerregendes zu berichten. Gewisse Fragezeichen waren natürlich vorhanden, aber die gab es immer, und vor allem hatten sie sich damit beschäftigt, Krassners persönliche Habseligkeiten einzusammeln und auf zwei Stapel zu verteilen. Einen, den Hultman mit in die Botschaft nehmen und von dort aus den Angehörigen schicken lassen konnte, und einen um einiges kleineren, den Jarnebring noch behalten musste, bis die Ermittlungen beendet waren. Der erste und größere Haufen bestand vor allem aus Kleidungsstücken, der zweite, kleinere, eher aus persönlichen Papieren. Hultman machte so etwas nicht zum ersten Mal. Jarnebring schrieb das Beschlagnahmungsprotokoll, während Hultman die Haufen auftürmte und mitteilte, was wo landete. Jarnebring hatte nichts dagegen einzuwenden.
Nach dem Besuch in der Wohnung waren sie zu dem Zeugen Gustav Adolf Nilsson gefahren, der gleich um die Ecke in der Surbrunnsgatan wohnte. Jarnebring und Hultman kannten Nilsson von früher und aus dienstlichen Zusammenhängen, aber da Nilsson sich an sie offenbar nicht erinnerte, verloren sie darüber kein Wort. Nilsson, oder Vindeln, wie er lieber genannt wurde, hatte niedergeschlagen, aber zugleich auch erleichtert gewirkt. Er hatte für seinen Hund einen Platz auf dem Tierfriedhof finden können, und einige Nachbarn würden an der Beisetzung teilnehmen.
»Ich habe ihn erst mal auf den Balkon gelegt«, sagte Vindeln und nickte zur Tür hinüber. »Elchhunde mögen es nicht, wenn es zu warm wird«, fügte er als Erklärung hinzu.
Ansonsten hatten sie einfach Transportfahrten durchgeführt. Zuerst ging es zur Botschaft, wo sie den Teil von Krassners Hinterlassenschaft abgeladen hatten, der für die Ermittlungen nicht mehr gebraucht wurde. Die Östermalmer Wache lag zwar näher, aber da Jarnebring mit Vergnügen eine Führung durch die Botschaft akzeptiert hatte, machten sie es in der umgekehrten Reihenfolge. Und ziemlich genau vier Stunden, nachdem Hultman ihn in Östermalm aufgelesen hatte, standen sie also wieder an derselben Stelle.
Hultman bremste. Schaltete den Motor aus und lächelte Jarnebring freundlich an.
»Scotch oder Bourbon?«, fragte er.
»Du kannst nicht zufällig mal einen gemischten Karton besorgen?«, gab Jarnebring zurück. »Meine Freundin ist nicht so scharf auf Whisky und bald ist Weihnachten.«
»Kein Problem. Einen Karton gemischte Schnaps- und Likörspezialitäten. Aber etwas ganz anderes«, Hultman sah Jarnebring mit väterlichem Lächeln an. »Hast du heute Abend schon was Besonderes vor?«
Jarnebring schüttelte den Kopf.
»Du hast nicht zufällig einen Anzug und ein weißes Hemd mit Schlips?«
Jarnebring nickte. Er wusste schon, was jetzt kommen würde.
»Dann wollte ich fragen, ob ich dich zu einem besseren Essen einladen darf.«
»Sicher«, Jarnebring lächelte. »Soll ich auch zwei frische Mädels mitbringen? Meins ist zwar gerade im Einsatz, aber sie hat zwei Kolleginnen, die auch nicht von Pappe sind.«
»Alte Erinnerungen.« Hultman nickte, was eher als Kommentar zu seinen eigenen Gedanken gedacht war, wie es Jarnebring vorkam. »Erst wärmen wir alte Erinnerungen auf, dann erzählst du mir, was passiert ist, seit ich aufgehört habe, und zwischen durch essen wir richtig gut. Was du anstellst, wenn ich dann im Bett bin, ist mir egal, solange du auf dich aufpasst.«
*
Johansson hatte den ganzen Tag im Büro gesessen und an seinem Gutachten zur Frage der beiden verschusselten Mordopfer gearbeitet. Erst gegen sieben war er fertig, mental gesehen, die eigentliche Verbalisierung seiner Ansichten musste bis zum nächsten Morgen warten. Danach nahm er ein Taxi nach Hause, bereitete sich eine einfache Mahlzeit zu und verbrachte den restlichen Abend vor dem Fernseher. Gegen Mitternacht schlief er tief, lag auf der rechten Seite und hatte den rechten Arm unter das Kissen gesteckt.
*
Hultman hatte nicht zu viel versprochen. Sie hatten um halb acht mit Essen begonnen, und kurz vor Mitternacht hatte Hultman dann auf die Uhr geschaut und seine Goldkarte gezückt. Sie hatten sich auf der Straße vor dem Restaurant unter gegenseitigen Komplimenten und der Versicherung eines baldigen Wiedersehens
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