Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
basta.
Aber dann hatte sich der Justizminister eingeschaltet und seinem Leibwächter ein Alibi verpasst. Hedberg sei während des ganzen Tages nicht einen Millimeter von seiner Seite gewichen. So sah es aus, worauf die ganze so genannte Beweisführung wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Hedberg war nicht einmal vernommen worden, und Berg hatte alle Unterlagen zur weiteren Verwertung erhalten. Wo die wohl gelandet sind?, dachte Waltin zufrieden.
Es war eine interessante und lehrreiche Geschichte über die Vorzüge der Nichteinmischung, und sie hatte außerdem eine einwandfrei humoristische Note. Man konnte Hedberg nicht frei herumlaufen lassen, aber er war leider von der Sorte, die man im Büro kaum ertragen konnte. Vor allem, wo auch inhäusig ziemlich über die Sache geredet wurde.
Berg hatte also ein kleines Problem, und wie schon so oft hatte Waltin es für ihn gelöst. Undank ist der Welten Lohn, dachte Waltin und fühlte sich zugleich beschwingter denn je. Und da Hedberg offenbar einen widerspenstigen Justizminister, der längst in Vergessenheit geraten und aus der Politik verschwunden war, zur Raison gebracht hatte, konnte man damit Berg jetzt sicher ins Glied zurückpfeifen.
Als Hedberg damals aufhören wollte und Berg fast in eine akute Phase seiner ständigen Kontrollneurose gerutscht wäre, hatte Waltin angeboten, Hedberg zu übernehmen, um ihn in ruhigen und geordneten Formen bei Laune zu halten und ihn als so genannten externen Berater zu nutzen. Berg hatte diesen Vorschlag nicht nur angenommen, er hatte sich auch herzlich dafür bedankt, und da Waltin, anders als sein so genannter Chef, kein blöder Holzkopf war, hatte er sich diesen Dank natürlich schriftlich geben lassen. Alles wird gut, dachte Waltin, und in diesem Moment klingelte es an der Tür.
Es war Bergs Laufbursche, das sah Waltin durch den Spion, aber im Moment wirkte der andere eher fett denn beängstigend, fand Waltin, während er rasch seine Morgenkleidung im Dielenspiegel überprüfte und die Tür öffnete.
»Je früher der Tag, desto feiner die Gäste«, sagte Waltin gelassen und ließ den Fettsack seinen teuren Teppich betreten. »Womit kann ich dem Kommissar behilflich sein?«
»Berg will mit dir reden«, sagte Persson kurz angebunden. Stell dich nicht so an, du Arschgesicht, dachte er.
»Was will er denn?«, fragte Waltin. Wo er doch seinen fetten Leibsklaven schickt.
»Das kannst du mit ihm selbst besprechen«, sagte Persson. Du mieser kleiner Kacktopf, dachte er.
»Hat er vergessen seine Telefonrechnung zu bezahlen?«, fragte Waltin unschuldig.
»Keine Ahnung«, sagte Persson. »Wieso willst du das wissen?«
»Weil er den Kommissar schickt«, sagte Waltin verbindlich. »Zu dieser frühen Stunde.«
»Gehen wir«, sagte Persson. Oder soll ich dich rausschleifen? Aber das wird mir wohl nicht vergönnt sein.
»Erklär ihm, dass wir uns in einer Stunde sehen«, sagte Waltin und hielt die Tür auf eine Weise, die selbst so einer wie Persson begreifen musste.
Das tat der andere offenbar auch, denn er grunzte nur, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
»Du hast dich für eine vorbeugende Herangehensweise entschieden, sagst du«, meinte Berg und schaute den Mann an, der auf der anderen Seite seines ziemlich strapazierten Schreibtisches saß und an seinen ewigen Bügelfalten zupfte.
»Nicht die Spur eines Verdachts auf ein Verbrechen, Produkte, die auf dem offenen Markt frei verkäuflich sind und die sogar die Russen vielleicht brauchen … also habe ich beschlossen, die Firmenleitung zu informieren und zu einer Anzahl von vorbeugenden Maßnahmen zu raten«, erklärte Waltin. Statt unserem Export zu schaden, dachte er.
»Diese verbrechensvorbeugenden Maßnahmen«, sagte Berg. »Woraus bestanden die?« Der scheint ja nicht im Geringsten nervös, dachte er und hörte im selben Moment die Alarmglocken in seinem Kopf. Leise zwar, aber immerhin.
»Dass es wohl das Beste wäre, diesen Angestellten zu versetzen, und sei es nur in seinem eigenen Interesse. Daraufhin habe ich ihnen den Kontakt zu einem unserer externen Berater vermittelt, der ihnen eine Analyse und ein Sicherheitsprogramm erstellt hat, es ging einfach um zukunftsgerichtete vorbeugende Maßnahmen. Ich kann mich an die Einzelheiten nicht mehr erinnern, aber ich gehe davon aus, dass sie wie üblich gebucht und fakturiert wurden, und ich weiß bestimmt, dass die Firmenleitung mit unserem Einsatz überaus zufrieden war.« Du hättest mal den Scheck sehen
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