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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Berg zögernd und vorsichtig, »dass die Regierung eine neue parlamentarische Übersicht über die gesamte interne Tätigkeit plant … es liegt mir natürlich fern, das zu beurteilen«, fügte er ebenso vorsichtig hinzu, wie er begonnen hatte, »aber soll ich aus dem, was hier gesagt wurde, nun entnehmen, dass ihr auf eine umfassende Untersuchung verzichten wollt?«
    »Das durchaus nicht«, sagte der Justizminister so liebenswürdig, als gelte es, Geschenke zu verteilen. »Wirklich nicht«, wiederholte er. »Als wir im engeren Regierungskreis darüber gesprochen haben, sind wir einfach dahin gehend übereingekommen, dass diese Frage erledigt werden kann, ehe wir uns an die größere Untersuchung machen.«
    »Wir wollen die Opposition nicht in Schwierigkeiten bringen«, erklärte der Sonderbeauftragte mit seinem üblichen spöttischen Grinsen.
    »Nein, wirklich nicht«, betonte der Minister herzlich. »So einfach politisch zu punkten, wollen wir anderen überlassen.«
    Da kann ich also keine Hilfe erwarten«, sagte Berg. »Ich werde so bald wie möglich einen Vorschlag unterbreiten«, sagte er und nickte kurz. »Wenn das alles war …«
    Aus dem zufriedenen Kopfnicken der anderen entnahm er, dass sie fanden, er habe für dieses Mal genug einstecken müssen.
     
    *
     
    Trotz wiederholter Versuche hatte Waltin Hedberg nicht erreicht. Nach diesem empörenden Angriff, den ihm die fette rothaarige Sau und Bergs missratener Neffe verpasst hatten, müsste er den Kerl eigentlich anzeigen, aber er wollte doch Gnade vor Recht ergehen lassen und das Problem zuerst mit Hedberg diskutieren, der immer gute Ideen hatte, wenn es darum ging, Dinge mit Zinseszins zurückzuzahlen, und deshalb wählte er spät- nachts noch Hedbergs Geheimnummer. Es klingelte und klingelte, aber niemand nahm ab, und schließlich trank er zwei üppige Maltwhiskys und ging zu Bett.
    Die Erklärung für Hedbergs Abwesenheit kam am nächsten Morgen mit der Post. Auf der Fußmatte unter dem Briefschlitz lag eine einsame Ansichtskarte, blauer Himmel und blaues Meer, weißer Sand und grüne Palmen. Als er die Karte umdrehte und das eine Wort las, das dort stand, war ihm alles klar. »Tauche«, las Waltin und lächelte. Hedberg besuchte offenbar seinen Lieblingsurlaubsort und widmete sich seinem Lieblingshobby, und wie jedes Mal würde er bald aus Java in die relative Zivilisation und in sein kleines Haus auf Nord-Mallorca zurückkehren, in dem er sich schon vor vielen Jahren niedergelassen hatte, als er seiner Heimat und der Sicherheitspolizei, für die er arbeitete, überdrüssig geworden war.
    Hedberg, nickte Waltin zustimmend, wie immer, wenn er an den Bruder dachte, den sein immer krankes Mütterchen ihm verweigert hatte, und dabei kam ihm plötzlich eine hervorragende Idee, wie er ihn nutzen könnte, um seinen tristen und paranoiden Chef zum Schweigen zu bringen. Denn es war doch Berg, der Hedberg damals vor fast zehn Jahren den Rücken gedeckt hatte, als diese Idioten von der Stockholmer Polizei ihn wie die Bluthunde gehetzt hatten. Wir haben alle eine Geschichte, und ich werde dafür sorgen, dass du deiner nicht entkommst, dachte Waltin zufrieden.
    Es musste an die zehn Jahre her sein. Die so genannten Kollegen in Stockholm hatten Hedberg wegen eines Postüberfalls und zweier Morde hochnehmen wollen. Die ganze Geschichte war dermaßen absurd und typisch für große polizeiliche Denker wie diesen norrländischen Penner Johansson und seinen gewaltgeilen Busenfreund Jarnebring, der die ganze Sache losgetreten hatte.
    Zuerst sollte Hedberg seinen Job als Leibwächter des damaligen Justizministers vernachlässigt haben, als der sich auf einer etwas feineren Prostituierten müde hopste, um dann ein ganz in der Nähe dieses Liebesnestes gelegenes Postamt zu überfallen. Danach hatte er angeblich zwei Zeugen umgebracht, die ihn erkannt hatten und ihn deshalb erpressen wollten. Den ersten hatte er einfach mit seinem Wagen überfahren, den anderen hatte er auf eine eher etwas altmodische und ehrsame Weise totgeschlagen und den Leichnam dann auf dem Skogskyrko-Friedhof hinterlegt. Es handelte sich um einen schnöden alten Penner, und eigentlich war dieses Vorgehen also nur pietätvoll und praktisch gewesen, aber das gemeine Polizeikorps hatte sich natürlich eingemischt, obwohl es doch zum Besten der Gesellschaft gewesen wäre, diese Angelegenheit unter den Teppich zu kehren und die ganze Sache zu vergessen. Hedberg sollte hopsgenommen werden, und damit

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