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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Waltin verbindlich, und danach redeten sie über andere Dinge. Berg war fast geistesabwesend. Er sah aus, als brauche er dringend einen langen Urlaub, was Waltin ausgezeichnet gepasst hätte.
    Als er nach der Besprechung mit Berg das Polizeigebäude verließ, war er so guter Laune, dass er trotz der Kälte beschloss, zu Fuß in die Innenstadt zu gehen, wo er überaus normale Menschen treffen würde, denen er zu größerer Sicherheit in ihren ökonomischen Unternehmungen verhelfen sollte und die bereit waren, für diese Hilfe zu bezahlen. Er hatte jedoch die Gegend noch nicht verlassen, als einer der großen Einsatzwagen der Stockholmer Polizei neben ihm hielt. Auf dem Beifahrersitz saß Bergs zurückgebliebener Neffe. Das konnte nur bedeuten, dass er und seine Halbaffen von Kameraden alle Anzeigen überstanden hatten und nun wieder Dienst schoben. Der junge Berg hatte das Fenster heruntergekurbelt und stützte seinen groben Arm gegen den Türrahmen, und es lag wohl kaum an der Kälte, dass er Handschuhe aus schwarzem Leder trug. Und da Waltin ein zivilisierter Mensch war, fühlte er sich gezwungen, etwas zu sagen.
    »Kann ich den Herren irgendwie behilflich sein?«, fragte Waltin, ohne seine Schritte zu verlangsamen.
    »Wollte nur sehen, ob alles ruhig ist«, sagte Berg. »Versuche die allgemeine Ordnung und Sicherheit aufrechtzuerhalten.«
    »Schön zu hören, dass wir auf derselben Seite stehen«, sagte Waltin und beglückwünschte sich zu seinem gelassenen Tonfall.
    »Finden wir auch«, sagte Berg und schmollte plötzlich wie ein Kind. »Bisher hatten wir ja nicht immer diesen Eindruck.«
    Und da kam Waltin eine Idee. Es war der pure Impuls, denn wie in aller Welt sollten diese Psychopathen ihm schaden können, und es war höchste Zeit, ihnen das auch klarzumachen.
    Waltin blieb einfach stehen, und da der Fahrer nicht gebremst hatte, musste er einen Meter zurücksetzen, damit Berg Waltin wieder in die Augen schauen konnte.
    »Meinetwegen braucht ihr euch wirklich keine Sorgen zu machen«, sagte Waltin freundlich und schaute gleichzeitig auf seine Armbanduhr. »Und wenn die Herren schon in die Stadt wollen, könntet ihr mich doch zum Norrmalmstorg fahren«, sagte er. Und versuch dein Glück lieber nicht beim Pokern, dachte Waltin, als er Bergs plötzlich veränderte Miene sah. Natürlich wartete er, bis der Fahrer ausgestiegen war und ihm die Tür aufhielt. Schade nur, dass dein Onkel den Fall nicht zu den Akten legen kann.
     
    *
     
    Als Berg zur wöchentlichen Besprechung kam, war der Sonderbeauftragte nicht anwesend. Berg warf einen fragenden Blick auf seinen leeren Platz, dann setzte er sich, und der Justizminister nickte mit traurigem Gesicht.
    »Er musste leider weg«, sagte der Minister. »Ein guter Freund von ihm ist gestorben. Ich soll grüßen und ausrichten, dass es ihm Leid tut, dass er nicht dabei sein kann.«
    Ein guter Freund, dachte Berg überrascht. Wie der wohl aussah? Aber das sagte er natürlich nicht. So etwas zu sagen, wäre doch wirklich das Letzte gewesen, dachte er.
    Zuerst berichtete er über die laufende Untersuchung der rechtsextremen Kräfte bei der Polizei, wobei er zu Anfang die beunruhigenden Beobachtungen schilderte, die Waltin ihm am Vortag berichtet hatte.
    »Wir haben leider gewisse Probleme mit der Datenerhebung«, sagte Berg geheimnisvoll.
    »Machen die Computer wieder Arger?«, fragte der Minister.
    »Das wäre nicht das Problem«, sagte Berg und schüttelte den Kopf. »Nein, leider steht es schlimmer, fürchte ich.«
    Und da er nun schon A gesagt hatte, konnte er auch das B folgen lassen. »Zwei von unseren Feldagenten, Infiltratoren, wie manche sagen, fürchten, entlarvt werden zu können, und deshalb mussten wir sie abziehen und die Untersuchungen einstellen«, sagte Berg. »Wir müssen auf irgendeine Weise umorganisieren, ehe wir weitermachen.«
    »Himmel«, sagte der Minister mit echter Besorgnis. »Es besteht doch wohl nicht die Gefahr, dass ihnen etwas zustoßen könnte?«
    »So schlimm wird es wohl nicht kommen«, sagte Berg beruhigend.
    »Wie gut zu hören«, sagte der Minister und schien ehrlich erleichtert zu sein.
    Unter dem Tagesordnungspunkt »Sonstige Fragen« teilte Berg, ehe sie sich trennten, einfach mit, dass die Erstellung der gewünschten Übersicht über die externe Tätigkeit höchste Priorität genieße und dass er damit rechne, sie bei der nächsten Besprechung vorlegen zu können. Der Justizminister wirkte fast verlegen, als Berg das sagte, und der

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