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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Koskenkorva eine tragende Rolle. Einfach ausgedrückt, war er die Spinne im Netz, falls etwas passieren sollte, und leider hatte er von allem Wind bekommen. Das Elend hatte seinen Gang genommen, die Gewerkschaft war ausgerastet, denn das auf diese Weise gesammelte Wissen konnte doch in den Händen der Arbeitgeber zur puren Mordwaffe werden. Und der anfängliche Nieselregen aus Einwänden war bald zum Hagelsturm angewachsen.
    Auf der anderen Seite gab es eine dünne blaue Linie. Das war natürlich die Besatzung der Einsatzkommandos, und als Johansson an Bergs Arsch von Neffen dachte, der jetzt in den Dienst zurückgekehrt war, obwohl Johansson tapfere Versuche unternommen hatte, ihn in die Zelle zu schaffen, in die er schließlich auch gehörte, huschte ein Schatten über sein Gesicht. Dazu kam der anonyme Kameradschaftsbund »Immer noch funktionierende Bereitschaftspolizei Stockholms«, der sich bei seinem Vorgänger gemeldet hatte, als im vergangenen Herbst Koskinens Ernennung zur Tatsache geworden war. Und es gab eine Anzahl von Einzelstimmen, die insgesamt die Ansicht vertraten, es sei »höchste Zeit für eine Runde Action«.
    Einer der wenigen, der in dieser ganzen Angelegenheit nichts zu sagen gehabt hatte, war der Stockholmer Polizeichef. Der schreibt sicher in seinem blauen Büchlein, dachte Johansson, aber anstandshalber hatte er ihn doch angerufen, um sich nach seinen Ansichten zu erkundigen. Er klingt ziemlich unwirsch, dachte Johansson. Wie alle Schöngeister, deren Kreise von schlichten Gemütern wie ihm selber gestört wurden. Scheiß drauf, dachte er, und dann hatte er kurz seine Sicht der Dinge zum Ausdruck gebracht.
    »Ich habe dieses Problem bereits gelöst«, sagte der Polizeichef. »Aber danke der Nachfrage.«
    »Verzeihung«, sagte Johansson. »Aber ich verstehe nicht richtig.«
    Nein, wer hätte das auch erwartet, dachte der Polizeichef und seufzte.
    »Die Übung, nach der du fragst«, sagte der Polizeichef und gab sich Mühe, so langsam und deutlich zu sprechen wie zu einem Kind. »Ich habe stattdessen eine Simulation durchführen lassen«, erklärte er. »Eine Art polizeiliches Kriegsspiel, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Eigentlich nicht«, sagte Johansson. »Du kannst nicht kurz erklären …«
    »Mach dir keine Sorgen«, fiel der Polizeichef ihm ins Wort. »Wenn du mich jetzt entschuldigst, dann stehen andere und wichtigere Dinge auf meinem Programm.«
    Der Arsch hat aufgelegt, dachte Johansson und schaute erstaunt den Hörer in seiner Hand an. Der hat doch wirklich mitten im Gespräch aufgelegt.
     
    *
     
    Das Ganze war eigentlich ziemlich einfach, und solche praktischen Übungen, eine Art leicht veränderter Militärmanöver, wurden nicht nur gewaltig überschätzt, kosteten viel zu viel und brachten Risiken mit sich, sie nahmen auch keine Rücksicht auf das, was in diesem Zusammenhang wichtig war, nämlich, dass der Boden für eine intellektuelle Bereitschaft entwickelt werden musste, es reichte nicht, auf zwei Rädern mit brüllenden Sirenen und kreischenden Reifen um die Ecken zu jagen.
    Das hatte er dem so genannten operativen Chef auch zu erklären versucht, aber der hatte wie üblich nicht hören wollen. Er hatte Grevlinge die Sache überlassen, und gegen den würden sie wohl immer irgendetwas vorbringen können, und wenn nicht, dann war das sein Problem. Västberga, dachte der Polizeichef, und danach beschloss er, es sei höchste Zeit, sich die Übung anzusehen, obwohl es Montagmorgen war und er eigentlich wichtigere Dinge auf dem Programm hatte, wie seine Trainingsrunde und diesen Fernkurs in kreativem Schwedisch, den seine Geliebte auf seinen Wunsch hin für ihn bestellt hatte.
    Natürlich hatte er sich für einen intellektuellen Ansatz entschieden. Sie hatten das Besprechungszimmer der Polizei nutzen dürfen, und nachdem sie mitten im Zimmer einige Tische aufgestellt hatten, hatten sie Platz für die große Übersichtskarte der Polizeibezirke gehabt, die sonst an der Wand hing. Die nötigen schriftlichen Informationen waren an alle Teilnehmer ausgeteilt worden, und als dann Alarm gegeben wurde, konnten sie einfach loslegen.
    Kommissar Koskinen saß an einem Ende des Zimmers an einem kleineren Tisch und verschob Fahrzeuge und andere Einheiten, die unter seinem Kommando standen, und dirigierte und verschob und kommandierte, und zeitweise ging es ziemlich hektisch zu, bis die Täter dann festgenommen werden konnten. Da alle sich im selben Zimmer aufhielten, hatten sie auf

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