Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
er außerdem der Allerletzte, mit dem Waltin es sich verderben wollte. Mit jedem anderen, nur nicht mit Hedberg.
Am Ende hatte er den Stier bei den Hörnern packen und Hedberg klarmachen müssen, dass er, »Himmel, Arsch und Zwirn noch mal«, jetzt sofort nach Schweden heimkehren müsse, um sich an den Aufräumarbeiten zu beteiligen. Es gab Dinge, die Waltin nicht begriff und die Hedberg ihm möglicherweise erklären konnte. Dinge, die man am Telefon nicht besprechen konnte, \ denn beide wussten, dass sichere Leitungen nur in der Fantasie der Gläubigen existierten. Wenn Hedberg Waltin misstraute, dann sollte er doch mal einen Blick auf die Beträge werfen, die in letzter Zeit auf dem firmeneigenen Konto eingegangen waren. Geld, das Waltin vertrauensvoll Hedberg anvertraut hatte und das er natürlich niemals zurückverlangen könnte, wenn Hedberg sich quer stellte. Offenbar war dieses Argument auf fruchtbaren Boden gefallen, denn am letzten Samstag im Februar hatte Hedberg plötzlich von Arlanda aus Waltins geheime Nummer angerufen und seine Ankunft mitgeteilt.
Waltin hatte ihn in die Wohnung oben in Gärdet geschafft, wo er auch gehaust hatte, als er in der Sache mit Krassner eingesprungen war. Nicht, um ihn auf irgendeine Weise daran zu erinnern, sondern weil es der sicherste Unterschlupf war, den er gerade anbieten konnte. Diese Wohnung stand seiner Abteilung zur Verfügung, und nur Waltin selber kannte sie. Berg hatte natürlich keine Ahnung davon, und umso mehr konnte sie als sichere Adresse gelten. Es war kein Ort, an dem plötzlich Kollegen von der offenen Tätigkeit auftauchen konnten. Außerdem war es eine gemütliche Wohnung. Waltin hatte sie selbst schon mehrere Male benutzt, und wenn sie seine Ansprüche an Abgeschiedenheit und Komfort erfüllte, dann musste sie für Hedberg mehr als gut genug sein.
Als sie sich trafen, war Hedberg wie immer wortkarg gewesen. Außerdem schien ihm noch etwas zu schaffen zu machen, denn schon bald hatte er behauptet, nur bis zum kommenden Samstag bleiben zu können. Er habe seit langem vor, nach Java zurückzukehren, und außerdem müsse er sein Boot zu Wasser lassen.
»Fine with me«, sagte Waltin gelassen. »Dann raffen wir einfach zusammen, was geht.«
Während der nun folgenden arbeitsreichen Tage hatten sie auch zueinander zurückgefunden. Hedberg war aufgetaut, was in seinem Fall bedeutete, dass Waltin sein Vertrauen neu gewonnen hatte. Am Donnerstag, als sie mehr oder weniger mit allem fertig waren, hatte Waltin ihn in einem diskreten Restaurant zu einem Festmahl eingeladen, und als sie dann beim Kaffee saßen, hatte Hedberg ihm sein Herz ausgeschüttet.
»Zuerst dachte ich, du wolltest mich hochgehen lassen«, sagte er plötzlich und sah Waltin an.
»Na ja«, meinte Waltin und gab sich Mühe, gelassen und ein wenig gleichgültig zu klingen. »Es ist wohl eher so, dass du viel mehr weißt als ich. Ich habe nur begriffen, dass Berg meinen Kopf auf einem silbernen Tablett serviert haben will.«
»Ja«, sagte Hedberg mit schwachem Lächeln. »Das habe ich auch begriffen. Und du weißt hoffentlich, dass ich nicht der Typ bin, der dich hochgehen lassen würde.«
Nein, dachte Waltin, du würdest dir mit Sicherheit etwas Schlimmeres ausdenken.
»Ab und zu kann es besser sein, nichts zu wissen«, sagte Hedberg kryptisch.
Und das sagst du mir, dachte Waltin.
Danach hatte Hedberg fast eine Minute lang geschwiegen, in seiner Kaffeetasse gerührt und vermutlich seinen Entschluss ge- fasst, denn danach hatte er alles erzählt, was Waltin bisher nur geahnt hatte.
»An dem Ami war eigentlich nicht sehr viel auszusetzen«, sagte Hedberg, und aus irgendeinem Grund hatte er den Ami nicht bei seinem Namen genannt. »Die verdammten Sozis hatten es auf ihn abgesehen, um den Landesverräter zu schützen, den sie als Chef haben«, erklärte Hedberg, ohne zu verraten, woher er das wusste. »Der hatte sich offenbar bei der CIA eingenistet und die dann verkauft. Natürlich an die Russen, für die hat er doch die ganze Zeit gearbeitet. Schon als kleiner Rotzbengel«, erklärte Hedberg.
»Ein bisschen hat man das ja die ganze Zeit geahnt«, sagte Waltin und seufzte. Wäre ja nett, die Papiere zu lesen, die du da geklaut hast, dachte er.
»Und dann hat er auch noch seinen besten Freund ermorden lassen«, sagte Hedberg und nickte.
»Verdammt«, sagte Waltin mit gut gespielter Abscheu. Der hat offenbar mehr Mumm als seine Wähler, dachte er beeindruckt.
»Ganz bestimmt«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher