Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
Forselius’ Beisetzung nicht besucht, doch als alle anderen gegangen waren, während die Familiengruft, in der er nun ruhen sollte, noch nicht geschlossen war, hatte er einen letzten Gruß zu ihm hinabgelassen: eine einfache Plastiktüte mit zwei Flaschen Frapin 1900 und einem Exemplar seiner eigenen Doktorarbeit über Stokes’sche Prozesse und harmonische Funktionen. Danach war er nach Rosenbad zurückgefahren, denn es gab allerlei zu tun, und von nun an würde er es selbst tun müssen. Was mache ich mit Krassner?, dachte er. Seit er mit dem Justizminister gesprochen hatte, war ihm klar, dass Berg jetzt Bescheid wusste, und deshalb konnte er eine Zeit lang auf Ruhe und Frieden hoffen. Hoffentlich würde er an diesen Fall gar nicht erst denken müssen.
Er war noch einmal die ökonomischen Analysen durchgegangen, die er vom Militär erhalten hatte, und wenn er denen Glauben schenken wollte, so sackte der russische Bär gerade in die Knie. Deren Wirtschaft war einfach in einem jämmerlichen Zustand, und früher oder später würde etwas passieren. Aber was würde passieren?, überlegte er. Und wann würde es so weit sein?
Sein Chef schien auch nicht in bester Stimmung zu sein, und im Haus wurde in mehr oder weniger geschlossenen Gesellschaften darüber gesprochen, dass der Ministerpräsident in den Meinungsumfragen immer weiter nach unten sackte, was ja die Chancen der Partei bei den nächsten Wahlen beeinflussen würde. Eine Palastrevolution schien aber nicht vor der Tür zu stehen. Das war nicht Sitte bei der Sozialdemokratie, aber gut war die Lage nicht, und früher oder später würde man etwas unternehmen müssen. Das Wohl der Person war dem Wohl der Partei untergeordnet, und für einen Moment – sicher war Krassner durch sein Bewusstsein gehuscht hätte er fast begonnen, in den verbotenen Bahnen zu denken, die die meisten seiner und der Probleme der Partei lösen könnten. Ach was, dachte er dann, so etwas passierte hier nicht. Sie lebten ja schließlich in Schweden.
Bei der nächsten Besprechung hatte Berg bestätigt, dass die Untersuchung über die rechtsextremen Elemente in der Polizei bis auf weiteres auf Eis gelegt worden war, aber in Anbetracht der herrschenden Lage hatte er dazu nicht einmal einen Kommentar abgegeben. Jetzt galt die Doktrin der mindestmöglichen Störungen, und in diesem Zusammenhang war die Untersuchung über eine Anzahl untauglicher Polizisten kein zu hoher Preis für ein wenig Ruhe und Frieden. Nach der Besprechung hatte er Berg beiseite genommen, der Minister war nun einmal, wie er war, und diesmal wollte er sich selbst davon überzeugen, dass die Botschaft übermittelt worden war und dass die letzten Instruktionen zur Zukunft der Sicherheitspolizei nicht missverstanden werden konnten. Aber Berg überraschte ihn immer wieder. Er hatte fast zerstreut gewirkt und die ganze Zeit zustimmend genickt, egal, was gerade gesagt worden war.
*
Als Berg ins Büro zurückkehrte, fasste er einen Entschluss. Trotz allem, was er sich eben hatte anhören müssen, hatte er nicht vor, sich von Waltin und dessen durchsichtigem Erpressungsversuch auch nur im Geringsten beeinflussen zu lassen. Jetzt steht alles auf dem Spiel, dachte Berg, und der Vorteil von Leuten wie ihm war, dass sie meistens als Gewinner dastanden, egal, wie das Spiel enden mochte. Waltin musste weg, und er wusste genau, wie er sich seiner entledigen würde. Deshalb hatte er ihn zu sich bestellt und ihn an den verlangten Bericht über die externe Tätigkeit erinnert. Er hatte außerdem betont, dass er sich vor allem für die finanziellen Aspekte dieser Angelegenheit interessierte. Die goldene Uhr um Waltins Handgelenk mochte diesem helfen, die Zeit im Auge zu behalten, Berg jedoch erinnerte sie daran, wo er die Schwächen seines Gegners zu suchen hatte.
Er hatte Persson an dieser Besprechung teilnehmen lassen, damit der Notizen machen konnte, vor allem aber, weil er einen wohltuend dämpfenden Einfluss auf Waltin ausübte, und noch mehr Gefasel über Hedberg hier und Hedberg da wollte er sich nun wirklich nicht anhören.
»Es wäre also schön, wenn wir uns die Finanzlage schon nächste Woche ansehen könnten«, sagte Berg. »Damit unsere Buchhalter genügend Zeit haben.«
»Fine with me«, sagte Waltin, nickte und lächelte.
Der Handschuh ist geworfen, dachte er, und er hatte nicht vor, ihn aufzuheben. Dagegen wollte er Hedberg nach Hause holen, mit dessen Hilfe in den Papiertürmen Ordnung schaffen und sich das
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