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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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hier sind ausgezeichnet. Ich glaube, ich ziehe sie gleich an, stecken Sie meine alten doch einfach in eine Tüte.«
    Abends hatten er und seine beiden Kollegen gemeinsam gegessen. Zuerst hatten sie mit dem Gedanken gespielt, ein schwedisches Restaurant aufzusuchen, das einen guten Ruf genoss und in der Nähe ihres Hotels lag, doch nach einigen Diskussionen waren sie dann bei einem Italiener gelandet, den der Kollege von der Interpolsektion bei seinem letzten Aufenthalt in New York besucht hatte.
    »Wenn man italienische Küche mag, dann ist es ganz hervorragend.« Der Kollege von der Interpol nickte, wie um seine Behauptung zu unterstreichen. »Ich hab den Tipp voriges Mal von ein paar Kollegen bekommen. Die lokalen Mafiabosse gehen wohl ebenfalls gern hin, und das ist doch ein gutes Zeichen.«
    »An Hering und Schnaps brauchen wir also gar nicht erst zu denken«, wandte der Kollege von den Drogen ein. »Stattdessen wird man von hinten erschossen und landet mit dem Gesicht in einem Teller Spaghetti Bolognese.«
    »Du hast es erfasst«, sagte Johansson jovial. »Hering kannst du zu Hause noch genug fressen. Du hast doch die ganzen Weihnachtsfeiertage.«
    Und weil er der Chef war, waren sie eben beim Italiener gelandet.
    »Ich habe einen ganz hervorragenden Italiener gleich bei mir um die Ecke, aber ich muss zugeben, dass dieses Risotto kaum zu übertreffen ist«, erklärte Johansson zwei Stunden später.
    »Der Trick sind die Trüffel«, erklärte der Interpolkommissar, der schon so manches Arbeitsessen hinter sich hatte.
    »Sind das diese kleinen schwarzen Sägespäne?«, fragte der Drogenkommissar misstrauisch.
    »Es ist ein komischer Pilz«, sagte der Kollege von der Interpol. »Scheint am besten zu wachsen, wenn er mit Menschenblut gedüngt wird, das wird jedenfalls behauptet, und am liebsten hat er das Blut eines Ermordeten.«
    »Kannst du das nicht später erzählen? Wenn sie etwas größer wären, könnte ich sie auf die Seite legen, aber sie sind ja viel zu klein. Vor allem jetzt, wo man schon ein bisschen Roten intus hat.« Der Chef der Drogenfahndung des Landeskriminalamts grinste und hob sein Glas.
    »Du solltest deinen Hering vielleicht mal ein wenig mit Trüffeln würzen«, sagte Johansson und lächelte. »Damit kannst du sozusagen die schwedische und die italienische Esskultur verbinden.«
    »Die schwedische reicht mir, Hering und Schnaps und gekochte Kartoffeln mit Dill.« Der Drogenkommissar seufzte sehnsüchtig- »Was haben die Herren für morgen für Pläne?«, fragte der Interpolkommissar ablenkend. »Falls sich jemand dafür interessiert, kann ich einen kleinen Studienbesuch hier vor Ort arrangieren. Ich habe heute Nachmittag mit meinen Kontaktleuten gesprochen.«
    Klingt interessant, dachte Johansson. Dieses Frauenzimmer, das Krassner gekannt hat, kann ich auch morgen noch anrufen. Falls ich sie überhaupt anrufe.
    »Klingt interessant«, sagte Johansson. »Ich habe am Vormittag ein bisschen was vor, will Weihnachtsgeschenke kaufen und so, aber nachmittags und abends habe ich noch keine festen Pläne. Ja, ich will den lokalen Gaunern gern mal auf den Zahn fühlen.«
    »Ich bin dabei.« Der Kommissar von der Drogenfahndung nickte, und seine Augen funkelten. »Wird sich ganz toll in dem Reisebericht machen, den der Chef verlangt hat. Keine Rast und Ruh, ob nun Wochenende ist oder wo auf dem Erdball man sich befindet. Das ist das Los des schlichten Wachtmeisters.« Er grinste Johansson zu.
    »Dann ist das abgemacht.« Der Kollege von der Interpol nickte.

 
Samstag, 7. Dezember
    Johansson wartete bis zehn Uhr morgens, dann rief er Krassners Verflossene an. Im Hinterkopf hatte er die Vorstellung, dass sie die Sorte war, die lieber spät aufstand, wenn sie sich das aussuchen konnte, und an einem Samstagmorgen konnte sie das vermutlich. Außerdem hatte er lange überlegt, ehe er auch nur den Hörer von der Gabel nahm. Es wäre natürlich das Einfachste, auf alles zu pfeifen, hatte er gedacht. Und sich Jarnebrings Theorie zu Eigen zu machen, dass hier ein kleiner, halbirrer Selbstmörder aus unbekannten, aber vermutlich auch uninteressanten Gründen einen Zettel mit Johanssons Namen, Dienstrang und Privatadresse in einem Schuh mit hohlem Absatz aufbewahrt hatte. A shoe with a heel with a hole in it, dachte Johansson und seufzte.
    Aber diesen Gedanken hatte er dann fallen lassen. Johansson war schon als Kind neugierig gewesen, und das hatte sich mit den Jahren nicht geändert, und die Sache mit dem

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