Zwischen Diesseits und Jenseits
einen Puma noch für einen Menschen.
Suko und ich untersuchten die alte Tür. Wir pressten unsere Hände gegen das Holz, das uns auf der Oberfläche ziemlich weich vorkam, als hätte sich die Feuchtigkeit darin festgesetzt.
Es gab ein Schloss. Aber wir sahen keine Klinke. Die musste irgendjemand abgerissen haben. Vielleicht war sie auch abgefallen. Wer konnte das schon wissen? Einen Riegel gab es auch nicht, und die Tür war auch nicht bis gegen die Wand gedrückt. Sie stand eine halbe Fingerlange davon entfernt.
»Das kann es sein«, flüsterte Suko. »Ich jedenfalls würde mir dieses Versteck aussuchen, wenn ich in den Keller fliehe.«
Ich gab ihm keine Antwort, sondern versuchte, einen Blick in den Spalt zwischen Mauer und Tür zu werfen.
Vergebens. Ich sah nur die Dunkelheit dahinter.
»Okay, dann wollen wir mal schauen, wer sich dahinter versteckt hält.« Ich fasste das weiche Holz mit beiden Händen an, nickte Suko kurz zu und zerrte die Tür auf.
Sie klemmte fest. Der Boden war einfach zu uneben. Suko half mir, und wir beide mussten schon Gewalt einsetzen, um sie auf zu bekommen.
Aber wir schafften es. Jetzt stand sie so weit offen, dass wir uns in die hinter ihr liegende dunkle Welt hineinschieben konnten.
Wieder machte ich den Anfang. Das heißt, ich schickte zunächst den Strahl der Leuchte hinein. Ich hatte mir wirklich keine Vorstellung gemacht, was mich erwartete, und war deshalb auch nicht enttäuscht, als ich beim ersten Hinschauen praktisch nichts sah, was uns einen Schritt weitergebracht hätte.
Es war eine Höhle!
Eine leere Höhle!
Ein Raum mit einer recht niedrigen Decke, die ebenso aus Fels bestand wie die Seiten. Das alte Gestein schimmerte im hellen Schein der Lampen, die wir langsam und wie abgesprochen nach unten senkten, um den Boden abzuleuchten.
Er sah anders aus!
Er war auch glatt. Aber er schimmerte nicht braun wie Lehm, sondern hatte eine dunkle Farbe. Auf ihm zeichnete sich keine Falte ab, kein Riss, und genau das passte überhaupt nicht in diesen alten Keller hinein.
Es war genügend Platz für drei Leute in der offenen Tür. So war auch Ignatius gekommen, der ebenfalls mit der Lampe über den Boden leuchtete.
»Verstehst du das?«, fragte ich ihn.
»Nein.« Er räusperte sich. »Das... das... ist doch kein normaler Boden oder?«
»So sehe ich das auch.«
»Aber was ist es? Wasser?«
»Bestimmt nicht«, sagte Suko. »Wasser sieht anders aus. Und habt ihr euch schon mit dem Geruch beschäftigt? Oder riecht ihr das nicht?«
Da hatte er uns auf eine Idee gebracht. Ich saugte die Luft durch die Nase ein und brauchte auch nicht lange mehr zu überlegen., da wusste ich Bescheid.
»Das riecht wie alte Erde.«
»Friedhofserde?«
»Nein, Ignatius. Eher wie...«
Suko kam mir zuvor, als er sagte: »Ich habe es. Das riecht wie Schlamm. Dünner alter Schlamm, den hier jemand hingekippt hat, was ich mir nicht vorstellen kann. Aber irgendwie muss er ja hergekommen sein. Vielleicht ist auch die Erde aufgebrochen. Das kann man ja alles nicht wissen.«
Ich hatte ihm zugehört, aber ich hatte mich auch wieder zurückgezogen und suchte im anderen Teil der Höhle nach einem handlichen Stein. Auf dem Weg hierher hatte ich genügend gesehen. Ich fand auch einen, der genau in meine Handfläche hineinpasste. Ich ging wieder zu den beiden anderen hin und schleuderte den Stein ins Wasser.
Er fiel durch den Lichtschein der Lampen, landete auf der Oberfläche, und jeder von uns hörte das Klatschen. Es war kein Geräusch, das entsteht, wenn man einen Stein in ein Wasser wirft. Hier drang einfach nur ein dumpfes Klatschen an unsere Ohren, und es spritzten auch keine Wassertropfen in die Höhe. Zwar Tropfen, aber sie waren mehr mit denen einer öligen Masse zu vergleichen. Selbst als sie sich in der Luft befanden, sahen sie schwer aus.
Der Stein war nicht mehr zu sehen. Ich glaubte auch nicht, dass er schnell in die Tiefe sackte. Sicherlich glitt er langsam in die Masse hinein, die mir und auch den anderen verdammt gefährlich vorkam. Wie ein alles verschlingendes Sumpfloch.
Daran dachte auch Father Ignatius, als er flüsterte: »Das ist ein Stück Sumpf mitten in dieser Höhle. Verflixt, ich kann mir nicht vorstellen, wie er entstanden ist.«
»Die Kräfte, die unter der Erde wühlen«, sagte ich.
»Ja, danach sieht es aus. Aber wenn ich mir vorstelle, wer hier im Keller verschwunden ist, dann frage ich mich, ob der Puma und auch mein Mitbruder hier verschwunden sind.« Ignatius
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