Zwischen Diesseits und Jenseits
blickte mich an. »Freiwillig sogar«, flüsterte er.
»Warum sollten sie das?«
Ich weiß es nicht. Es ist nur eine der Möglichkeiten, auch wenn ich darin keine Logik sehe.«
»Was ist bei uns schon logisch?«
»Da hast du Recht, John.«
Mich irritierte dieses Schlammloch. Ich versuchte es in einem Zusammenhang mit diesem unterirdischen Gewölbe zu bringen, aber es war einfach zu schwer. Hier trafen zwei verschiedene Welten zusammen. Erstens die normale und zweitens die künstliche, die magische.
Und irgendwo musste es eine Verbindung geben, die beide zusammenbrachte.
Eben dieses Schlammloch!
Immer wieder durchwühlte dieser Begriff praktisch meinen Kopf, als wollte er mich darauf aufmerksam machen, dass eine Verbindung existierte und ich nur zuzugreifen brauchte. Aber ich fand sie nicht, obwohl ich im letzten Winkel meines Kopfes daran dachte, das mir beim Betrachten des Schlammlochs gewisse Zusammenhänge einfallen sollten, die leider noch verschwunden blieben.
»Was meinst du, John?«
»Da war etwas.«
Suko nickte. »Du meinst den Schlamm?«
»Was sonst?«
»Ja, ich finde auch, dass wir darüber näher nachdenken sollten. Der ist nicht normal, und es wäre vielleicht gut, wenn du einen Test mit deinem Kreuz machen würdest. Häng es mal hinein, mal sehen, was passiert. Ich wäre nicht überrascht, wenn sich der Schlamm plötzlich verändern würde. Vielleicht erhärtet er sich oder wird sogar zu Wasser. Da ist schließlich alles möglich.«
Suko hatte nicht falsch gedacht. Der Test mit dem Kreuz könnte uns weiterbringen. Als ich es schon hervorholen wollte, mischte sich Ignatius ein.
»Willst du es wirklich riskieren, John?«
»Kennst du eine andere Möglichkeit?«
»Nein, das nicht. Aber ich halte es für gefährlich oder riskant. Es ist zu wertvoll, um es in diesem verdammten Schlammloch verschwinden zu lassen.«
»Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Ignatius.«
»Moment mal«, flüsterte Suko. Um noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, bewegte er den hellen Kreis der Lampe über die Oberfläche des Schlammlochs hinweg.
Das hatte seinen Grund. Die sehr ruhig vor uns liegende Oberfläche begann sich zu bewegen. Nicht weil Suko die Lampe so heftig bewegte, es gab einen anderen Grund, und der musste einfach in der Tiefe verborgen liegen.
Von dort drang etwas nach oben!
Keiner von uns sah, was es war, aber die Flüssigkeit fing an, leichte Wellen zu schlagen. Sie blieb auch nicht ruhig, denn durch die Bewegungen erklang das leichte Schmatzen, das sich anhörte, als wäre ein Ghoul dabei, eine Leiche zu verspeisen.
Für uns gab es keine andere Lösung. Da unten und noch tief versteckt, war jemand dabei, aus der Tiefe an die Oberfläche zu steigen. Ein Mensch konnte es nicht sein, denn der würde in einer solchen Masse nicht überleben. Wenn wir schon von einem Lebewesen sprachen, dann war es ein Schlammmonster, ein Untier, beherrscht von dämonischen Kräften und Mächten.
Der Schlamm bewegte sich stärker. Die entstandenen Wellen schienen sich gegenseitig aufzuschaukeln. Immer wieder klatschten sie zusammen und produzierten Tropfen, die durch die Luft spritzten und wieder schwerfällig in die Masse hineinfielen.
In der Mitte des Schlammlochs waren die Bewegungen besonders kräftig. Es war nur eine Frage der Zeit, wann das Gebilde an die Oberfläche dringen würde.
Ich drückte die Tür so weit wie möglich auf, um genügend Bewegungsfreiheit zu bekommen. So konnten wir auch etwas zurücktreten, und den Test mit dem Kreuz, den hatte ich längst vergessen.
Wir sahen nicht, was da so schnell in die Höhe stieg, aber ein Mensch war es bestimmt nicht.
Dann horten wir ein lautes Klatschen. In der Mitte des Sumpflochs stieß etwas durch die Oberfläche, und wir mussten nicht erst zweimal hinschauen, um zu sehen, dass es sich um den Kopf eines Menschen handelte. Also kein Monster.
Ein Kopf, der auch ein Gesicht besaß, obwohl das nicht genau zu erkennen war, weil noch zäher Schlamm von den Haaren her nach unten rann wie dickes Öl.
Suko und ich hörten einen Schrei. Den hatte nicht der freigewordene Mensch ausgestoßen, sondern unser Freund Ignatius. Noch während er schrie, wich er zurück, streckte dabei seinen linken Arm aus und machte auch den Zeigefinger lang.
»Das... Das...«, drang kehlig aus seinem Mund. »Das... Das... Mein Gott, das ist er?«
»Wer?«, rief ich.
»Pasquale!«
Father Ignatius war die Überraschung tatsächlich gelungen. Suko und ich schauten uns an. Keiner
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