Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Diesseits und Jenseits

Zwischen Diesseits und Jenseits

Titel: Zwischen Diesseits und Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kopf streifte. Das Kreuz ließ ich auf der linken Handfläche liegen und fuhr mit dem Daumen darüber hinweg.
    Gab es eine stärkere Wärme ab?
    Ja, ich merkte sie. Sie glitt in meine Finger hinein, aber ich sah nicht das Strahlen, wenn es sich gegen das Böse wehrte, was ich eigentlich erwartet hätte.
    Stattdessen vernahm ich ein leises und sehr hintergründiges Lachen. Von einer kalten, wie künstlich geformten Stimme abgegeben. Es dauerte nicht lange an und endete in einer Frage.
    »Hast du mich vergessen, Sinclair?«
    Ich sah den Sprecher nicht. Er bekam trotzdem eine Antwort. »Nein, Showman, ich habe dich nicht vergessen...«
    Nach diesen Worten war es zunächst einmal still. Kein Laut wehte mir mehr entgegen. Auch die mich umgebende Natur hatte sich zum Schlafen gelegt, und ich merkte sehr deutlich den Druck, der sich in meinem Innern ausbreitete und hoch bis in den Kopf stieg.
    Warum ich keine Antwort bekam, wusste ich nicht. Wahrscheinlich war mein Gegner so überrascht, dass ich ihn erkannt hatte, dass ihm die eigene Überraschung deshalb misslungen war.
    »Gut, Sinclair, gut. Du bist immer noch der Alte und glaubst auch stärker als die Hölle zu sein. Aber das ist kein Mensch. Selbst ich bin das nicht, obwohl ich von der Hölle profitiert habe, und dies schon seit Urzeiten.«
    Er brauchte es mir nicht zu sagen, das wusste ich selbst, und es machte mich alles andere als glücklich. Deshalb fragte ich ihn: »Was willst du von mir?«
    »Dir zeigen, dass ich besser bin. Das neue Spiel hat begonnen. Der Showman ist zurück.
    »Und warum zeigst du dich dann nicht?«
    Ich hörte ihn lachen. Es klang, als würde jemand mit Schlamm in der Kehle gurgeln. Mit einem letzten Glucksen verstummte das Geräusch. »Ich werde mich schon früh genug zeigen, Sinclair, da brauchst du keine Sorge zu haben.«
    »Die habe ich sowieso nicht.«
    »Wunderbar. Dann können wir ja weiter machen.«
    »Ich warte...«
    Wieder lachte er. Das Gurgeln entstand, und ich fand auch jetzt nicht heraus, aus welcher Richtung mich dieses Geräusch erreichte. Er schien überall präsent zu sein, als hätte er den gesamten Garten unter seine Kontrolle gebracht.
    Es wurde wieder still.
    Ich saß noch immer auf der Bank und fühlte mich, als würde ich an ihr kleben. Es stand dicht bevor. Der Showman hielt sich nicht mehr zurück. Er hatte erreicht, was er wollte, und mich nach Rom gelockt, um hier zuzuschlagen.
    Und er beherrschte die Szene. Das bekam ich deutlich zu sehen. Meine Umgebung veränderte sich vom Licht her. Es trübte ein. Die Schatten meldeten sich stärker zurück denn je, und sie waren so intensiv, dass sie alles andere überdeckten.
    Gleichzeitig kühlte die Luft ab. Sie bekam einen anderen Geschmack. Beim Einatmen klebte sie auf der Zunge. Kälte rieselte über meinen Rücken hinab, als ich mich in die Höhe drückte und mich langsam auf der Stelle drehte.
    Aber nicht nur ich drehte mich, denn ich hatte den Eindruck, dass die gesamte Welt um mich herum in Bewegung war. Deshalb blieb ich auch stehen, weil ich herausfinden wollte, ob ich einer Täuschung erlegen war.
    Das stimmte nicht.
    Die Welt bewegte sich tatsächlich. Das Drehen war in ein Kippen übergegangen, als sollte das Diesseits verschwinden, um einem düsteren Jenseits Platz zu machen, das so etwas wie eine Vorhölle war.
    Ich fürchtete mich nicht, aber meine Gedanken hingen schon schwer in meinem Kopf, als ich daran dachte, mit welch einem Machtpotenzial dieser Showman ausgestattet war. Ich kannte die Kreaturen der Finsternis, und jetzt musste ich zugeben, dass er zur absoluten Spitze gehörte. So mächtig wie er war keiner dieser Uralt-Dämonen.
    Es gab keine Bäume mehr. Es gab keinen normalen Weg. Ich sah die Bank auch nicht. Das »Jenseits hatte alles verschlungen. Trotzdem war diese Umgebung mir nicht fremd, denn ich hatte sie schon mal in meinem verdammten Traum gesehen.
    Der Blick war frei!
    Ich schaute in die Straße hinein, die von leeren Hausfassaden gesäumt wurde. Dort zeigte sich kein Mensch, niemand schaute aus einem der dunklen Fensterlöcher. Es war die Welt, die sich pessimistische SF-Autoren einfielen ließen, wenn sie über die Zustände in einigen Hundert Jahren schrieben, die auf unserem Planeten herrschten.
    Ich blickte vor meine Füße. Da war der normale Weg nicht mehr vorhanden. Kaltes Pflaster hatte ihn abgelöst und schien sich um meine Füße geschlungen zu haben.
    Ich schaute nach vorn in die Leere der Straße hinein bis zum Ende hin. Und

Weitere Kostenlose Bücher