Zwischen Diesseits und Jenseits
genau dort bewegte sich tatsächlich jemand. Eine Mülltonne baute sich dort auf, und aus ihrem Schatten löste sich der Vierbeiner.
Bisher hatte ich von diesem Puma immer nur gehört. Nun sah ich, dass sich Father Ignatius nichts eingebildet hatte, denn es gab ihn tatsächlich. Ein graues Tier, das über das dunkle Pflaster schlich und sich in meine Richtung bewegte.
So finster es auch war, es gab in dieser verdammten Welt eine große Klarheit, und so sah ich selbst auf diese Entfernung hin das kalte Leuchten der Augen.
Zwei mit gelber Farbe gefüllte Pupillen glotzten mir entgegen und ließen mich nicht mehr aus dem Blick.
Er war noch zu weit entfernt, um mir gefährlich werden zu können. Ich wollte mehr sehen und ließ meine Blicke über den Himmel streifen. Er zeigte die gleiche Farbe wie in meinem Traum. Zumeist in einem dunklen Grau, aber dazwischen und in den Lücken verteilt schimmerte eine düstere violette Farbe, als wäre das der letzte Rest der Sonne, bevor sie endgültig vom Himmel verschwand, um nie mehr wieder aufzutauchen.
In meinem Traum war ich passiv gewesen, und genau das wollte ich jetzt ändern. Nicht mehr stehen bleiben. Nicht warten, bis mich die Gefahr erreichte, denn jetzt wollte ich ihr entgegengehen.
Als ich die ersten Schritte hinter mich gebracht hatte, lauschte ich auf die Echos, die beim Aufsetzen der Füße entstanden. So hart war der Boden, der einen leichten Schall hinterließ, als läge unter ihm eine grauenhafte Tiefe.
Ich dachte an Eric La Salle und natürlich auch an Dagmar Hansen. Beide spielten eine wichtige Rolle im Stück des Showmans, aber beide zeigten sich nicht.
Er schickte zuerst den Puma vor. Ein wirklich außergewöhnlich schönes Tier, aber auch gefährlich.
Wieder schaute ich zum Himmel. Dort bewegte sich eine große Wolke wie unter einem heftigen Windstoß.
Eine Sekunde später war mir klar, dass es sich nicht um eine Wolke handelte, denn aus ihr hatten sich zwei mächtige Wesen gelöst. Fledermäuse mit Schwingen, die eine gewaltige Spannbreite besaßen.
Und wieder dachte ich daran, in Mallmann’s Vampirwelt zu sein. Der Showman hatte wirklich an alles gedacht. Er kannte nicht nur meine Freunde, sondern auch meine Gegner, aber bisher hatten es diese Flattermänner nicht geschafft, mir das Blut auszusaugen.
Ich musste den Puma im Auge behalten und natürlich auch die riesigen Fledermäuse. Sie bewegten sich schneller durch die Luft, und deshalb würden sie mich zuerst angreifen.
Eine Deckung oder einen sicheren Ort gab es für mich nicht. Die Häuser waren wie massive Feinde, die nur darauf warteten, mich verschlingen zu können.
In aller Ruhe zog ich meine Waffe. Es war schon seltsam, aber diesen Zustand kannte ich verdammt gut. Immer wenn es brenzlig wurde, überkam mich die Coolness, ohne die es nicht weiterging. Wäre das nicht der Fall, ich hätte wohl kaum überlebt.
Sie segelten wie schwarze Flugdrachen heran. Dabei blieben sie zusammen, auch wenn sie in unterschiedlicher Höhe flogen. Mit beinahe provozierend lässigen Schlägen bewegten sie ihre Schwingen, als hätten sie dies gar nicht nötig.
Ich ließ sie kommen und sorgte nur dafür, dass mein Rücken frei war. Deshalb drehte ich ihn der Hauswand zu und wartete auf den ersten Angriff der beiden Blutbestien.
Sie schossen nach unten und auf mich zu!
Auf einmal waren sie verdammt schnell geworden. Die Schwingen hatten sie dabei an die Körper gelegt, so dass sie schon Dreiecke bildeten.
Ich schoss.
Um Kugeln zu sparen, feuerte ich nur einmal. Die untere der beiden Fledermäuse wurde getroffen, das sah ich noch, dann musste ich zu Boden und rollte mich dort herum. Die Waffe hielt ich dabei im Anschlag. Jetzt zeigte die Mündung direkt gegen den mächtigen Schatten, den ich mit einer zweiten Kugel beglückte.
Es war Zufall oder auch Glück, dass das geweihte Silbergeschoss direkt in das Gesicht mit den beiden spitzen Ohren hineinhieb und auch das breite Maul mit den harten und spitzen Zähnen zerstörte.
Mit einem Sprung war ich wieder auf den Beinen, um mich vom Erfolg meiner Gegenwehr zu überzeugen.
Eine Fledermaus hatte ich noch im Flug erwischt und sie dabei gestoppt. Sie lag jetzt am Boden, schlug mit den Schwingen um sich, aber sie kam nicht mehr hoch, denn bei jedem ihrer Schläge lösten sich die Schwingen immer mehr auf.
Das zweite Wesen war mit seinem von der Kugel zerschmetterten Kopf gegen die Wand geflogen und dort noch mehr zusammengedrückt worden. Es klebte fast
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