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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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iPhone vom Nachttisch und fand seinen Namen am Anfang ihres Adressbuchs.
    Nachricht schreiben.
    Ihr Finger tippte, wie von alleine.
    es war schön.
    werde diesen tag nie vergessen.
    Senden .
    Ihre Vernunft meldete sich zurück. War es zu früh für ein Geständnis?
    Nachricht gesendet.
    Zweifel zählten nicht.
    Sie legte das Handy nicht zurück. Hielt es stattdessen weiter in der Hand und wartete. Wartete auf ein Zeichen. Nichts.

8
    Lisa hatte kaum geschlafen, sie war viel zu früh wach gewesen und stand nun mit schmerzendem Kopf in der leeren Küche, während der Rest der Familie noch schlief. Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein und betrachtete den grau-violetten Morgenhimmel. Seit sie Alex die letzte Nachricht geschickt hatte, fühlte sie sich so leer wie nie zuvor. Der Tag mit ihm verblasste hinter ihren Zweifeln. Die Erinnerung entglitt ihr immer mehr. Es kam ihr alles so unwirklich vor, dabei hatte sie doch so wenig, was der Erinnerung überhaupt wert gewesen wäre.
    Unter der Dusche hatte sie sich wieder an den See geträumt, aber gemerkt, dass immer wieder nur Fragen und Zweifel durch ihren Kopf schwirrten. Jetzt stand sie hier und kam nicht weiter. Was war nur los? Warum meldete er sich nicht? Sie nippte an ihrem Wasser. Die Kohlensäure brannte in der trockenen Kehle.
    »Guten Morgen.« Die Stimme ihrer Mutter ließ sie zusammenfahren und das Glas rutschte ihr aus den Fingern.
    »Sorry, Mama.« Lisa blickte benommen auf die Scherben. In der rechten Hand hielt sie das iPhone, auf dem immer noch keine neue Nachricht angekommen war.
    Ihre Mutter seufzte nur und schüttelte den Kopf. »Was ist denn nur los mit dir, Lissy?«
    »Nichts, ich bin nur etwas müde. Das Wochenende war so anstrengend«, entschuldigte sie sich und fasste sich an den Kopf, der tatsächlich noch etwas rebellierte.
    »Lass schon, ich mach das weg. Du sollst nicht zu spät kommen«, hielt ihre Mutter sie davon ab, Handfeger und Kehrblech zu suchen. »Wir unterhalten uns später darüber … jetzt lass mich das machen.« Sie schüttelte den Kopf und verabschiedete Lisa mit sorgenvoller Miene aus der Küche.
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden würde, dass Marie nicht mehr ihre beste Freundin war – weil Dennis mit ihr fremdgegangen war. Lisa wartete jeden Moment darauf, dass sie einen vorwurfsvollen Satz sagen würde wie: »Warum hast du mir das nicht erzählt?« Darauf konnte sie im Moment gut verzichten.
    Heute würde schon hart genug werden. Sie musste wieder in die Schule. Schrecklich. Die Gewissheit, von ihrer besten Freundin betrogen worden zu sein, hatte schon genügt.
    Als sie das Klassenzimmer betrat, kam es schlimmer als erwartet. Marie richtete ihren finsteren Blick auf sie. Greta schaute von ihrem Handy auf, tuschelte mit Annika, bis auch sie Lisa ansah, als sei sie Abschaum.
    »Hi«, versuchte Lisa es mit einem Lächeln, doch sie stieß damit nur auf eine Mauer der Ablehnung. Sie wünschte, dass sie nicht an ihnen vorbeigehen müsste, dass sie einfach weglaufen könnte. Mit jedem Schritt wurde sie nervöser. Verwirrt ließ sie sich auf einen freien Platz hinter ihnen fallen.
    »Denkt sie etwa, sie könnte Dennis für sich reservieren?«, spottete Greta.
    »Die soll sich mal locker machen. Sie hatte ihre Chance«, fügte Annika trocken hinzu.
    »Sag ich ja die ganze Zeit«, zischte Marie den beiden zu und verzog die Mundwinkel höhnisch. »Nur weil ich jetzt mal etwas mehr Glück hab als sie. Aber hinterherlaufen werde ich ihr nicht – am Ende soll ich mich vielleicht noch bei ihr entschuldigen!«
    »Will doch sowieso immer nur im Mittelpunkt stehen«, traute sich auch Annika etwas verhalten.
    Nur Jenny schwieg und richtete ein entschuldigendes Lächeln an Lisa. Es half nicht.
    Hallo, ich bin hier! Haltet mal die Fresse!, wollte Lisa schreien. Stattdessen schwieg sie. Kein Wort konnte sie mehr sagen. Zu wem denn auch? Sie blickte ihre Freundinnen an, als sähe sie sie zum ersten Mal. Was verband sie eigentlich? Waren es überhaupt Freunde gewesen? Gute, bessere, beste – schlechte Freundinnen. So was gab es doch gar nicht. Ihr Herz schien irgendwo ganz tief gerutscht zu sein. Sie klammerte sich an die Tischplatte, als könnte sie gleich den Halt verlieren. Was hatte Marie ihnen erzählt? Es war doch Maries Schuld, Marie hatte ihre beste Freundin betrogen. Aber jetzt waren alle gegen sie. Das konnte nicht sein. Lisa war zum Heulen zumute. Alles brach zusammen. Und sie war sich sicher, dass es kein

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