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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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überlegen uns was, damit er nicht an dich rankommt. Eine magische Grenze oder so.«
    Blöde Tränen. Ich spüre schon wieder, wie sie mir die Nase verstopfen. »Und wie geht das?«
    Niki steigt aus dem Bett, hält mir die Hand hin und zieht mich hoch. Er hat nur T-Shirt und Boxershorts an, aber das scheint ihn nicht zu interessieren.
    Mich schon. Ich versuche, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Ich meine, wie bin ich eigentlich drauf? Ich habe gerade erst mit Felix geschlafen!
    »Du stellst dir eine Grenze um dich herum vor. Vom Bett zu, sagen wir mal, diesem Stuhl.« Gott sei Dank kann Niki meine Gedanken nicht lesen. Er schiebt den Schreibtischstuhl heran. »Vom Stuhl bis zu dem Papierkorb«, und er stellt den Papierkorb an die andere Ecke des Zimmers. »Ungefähr so. Das ist dein Raum. Den richtest du jetzt ein. Na los.«
    Ich starre ihn verständnislos an.
    »Denk dir irgendwas aus. Ein Zimmer, in dem du dich wohlfühlst.«
    Mir fällt nichts ein.
    »Bücher? Magst du Bücher? Nicht so, okay. CD s? Ja, Musik. Eine Anlage, die dort steht. Und Bilder. Was für Bilder?«
    Stück für Stück, mühsam zunächst, dann immer besser, richte ich mir ein Zimmer zwischen dem Bett, dem Schreibtischstuhl und dem Papierkorb ein. Ehrlich gesagt gleicht es mehr einem gigantischen Schuhschrank als einem Zimmer, aber es ist toll. Es gibt sogar eine Ecke nur für Louboutins.
    Niki grinst. »Du hast einen ausgefallenen Geschmack, weißt du das?«
    »Diese Schuhe sind Waffen. Du solltest mal die Absätze sehen.«
    »Umso besser.« Niki scheint zufrieden. »Und jetzt abspeichern. Nimm eine Handvoll Zauberpulver, Reißzwecken, was weiß ich, und zieh einen Kreis um dich und dein Zimmer. Machst du das?«
    Ja, mit einer ausladenden Handbewegung mache ich das.
    »Und dieses Zimmer nimmst du morgen mit. Das ist deins, deine Bühne. Er kann dort nicht hinein, klar?«
    Naja. »Und wenn er mir zu nah kommt? Was, wenn er mich anfasst?«
    Niki grinst, aber jetzt sieht sein Grinsen nicht mehr freundlich aus. »Das wird er bereuen, keine Angst. Dafür bin ich ja da.«
    »Du?«
    »Klar. Ich bin dein Bodyguard.«
    Mein Bodyguard. Das klingt cool. »Ich stehe also in meinem geschützten Raum voller Schuhe auf der Beerdigung meines Opas, während du mich bewachst?«
    Niki nickt. »So ungefähr.«
    »Das ist toll.« Ich muss lachen. »Und wenn Justin …«
    »Der Riesenarsch.«
    »Wenn der Riesenarsch mir zu nah kommt, dann …«
    »Dann nimmst du einfach einen deiner hochhackigen, sauteuren Schuhe und stichst ihn damit nieder.«
    Klingt nach einem super Plan. Ich fühle mich stark. Stärker als sonst. »Und jetzt reden wir mit Opa?« So stark fühle ich mich gerade.
    Nikis Lächeln wird schwächer. »Da allerdings gibt es ein kleines Problem. Dein Opa ist nämlich verschwunden.«
    Ein paar Schrecksekunden lang glaube ich, mein Opa ist wirklich verschwunden, also sein Körper. Dann kapiere ich, was Niki meint. »Du kannst ihn nicht mehr hören?«
    »Nein. Und das ist merkwürdig. Gestern wollte er dir noch unbedingt etwas sagen. Über deinen Vater und diesen Anwalt.«
    »Und dir konnte er das nicht erzählen?«
    »Konnte oder wollte nicht.«
    Das geht nicht! Das geht auf gar keinen Fall, denn morgen wird er beerdigt. Mit dem wenigen, das ich jetzt weiß, wird es unmöglich sein, diesen Anwalt aufzuspüren. »Bitte Niki, wir müssen es versuchen. Vielleicht sollten wir runtergehen in den Keller? Vielleicht empfängst du ihn da besser, oder wie immer du das auch machst?«
    Niki sieht nicht überzeugt aus. »Probieren können wir es ja«, sagt er trotzdem und geht zur Tür.
    »Äh, Niki. Ni-ko-la-os«, sage ich gedehnt.
    »Ja?« Er dreht sich um.
    »Willst du dir nicht vorher etwas anziehen? Du erkältest dich noch.«
    Niki schüttelt lachend den Kopf. »Wenn du darauf bestehst.«
    Eigentlich nicht. »Und duschen könnte auch nicht schaden«, sage ich, während er sich seine Sachen vom Fußboden zusammensucht. Obwohl das nicht stimmt. Er riecht unausgeschlafen noch viel besser. Und ja, ich weiß, verdammt nochmal, dass ich das nicht denken darf.
     
    Der Montag ist ein grauer, nieseliger Tag, wie sich das gehört. Meine Mutter sieht ebenso begeistert aus wie ich, als wir uns anziehen, und wir reden nicht viel. Die Sache mit Klaus ist nicht noch mal zur Sprache gekommen und hängt zwischen uns wie eine schwarze Wolke. Meine Mutter zwingt mich, wenigstens ein paar Cornflakes zu essen, während sie an ihrem Brot herumknabbert. Schließlich gibt sie

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