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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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erwidert Maximilian ungerührt, der selbst eine dieser feinen, hauchzarten Tassen in der Hand hält.
    »Lass mal riechen«, sagt Annie und beugt sich über die Tasse, die Maximilian ihr hinhält. »Puh, scheußlich, in der Tat.«
    »Völlig egal. Das ist eine mondäne englische Ablenkungsparty, und da wird Tee getrunken.« Felix zwinkert mir zu. »Und wenn auch nur einer dieser kostbaren chinesischen Tassen aus der Ming- oder sonst einer Dynastie etwas zustößt, wird euch die Rache meiner Mutter auf ewig verfolgen.«
    Es wird ein wunderbarer Nachmittag, tatsächlich. Wir haben viel Spaß und lachen noch viel mehr. Tote Väter und Großväter sind weit weg, Tassen gehen keine kaputt und Fred gewinnt im Krocket, trotz ihrer Schuhe. Ich glaube, ich habe mich seit Ewigkeiten nicht mehr so gut gefühlt. Mich so gut amüsiert. Vielleicht, nur ganz vielleicht, ist die Clique ja doch in Ordnung?
    Um sieben verabschieden sich Felix’ Eltern, um mit Freunden essen zu gehen, seine Mutter nicht ohne noch einen letzten prüfenden Blick auf ihr Teeservice zu werfen. Kurze Zeit danach brechen auch die anderen auf.
    »Ehrlich? Das ist aber schade«, finde ich.
    »Finde ich auch«, protestiert Fred.
    Maximilian legt ihr seinen Arm um die Schulter und führt sie weg. »Wir müssen jetzt wirklich los.« Er flüstert ihr etwas ins Ohr, und sie kichert.
    »Ja«, sagt auch Konrad. »Anni, kommst du? Die Ablenkung liegt jetzt ganz allein in Felix’ Händen.« Wie immer sagt er das in diesem speziellen Konrad-Ton.
    Felix zwinkert mir zu und bringt seine Freunde zur Tür. Als er zurückkommt, lächelt er. »Das hat mich ein Vermögen gekostet, mit dir allein zu sein. Ich musste Konrad und Maximilian nämlich bestechen.«
    »Bestechen, soso.« Ich lasse mich von ihm in die Arme nehmen. »Wie hast du sie denn bestochen?«
    »Mit Bier. Massenweise Bier, wenn wir das nächste Mal Aliens abballern.«
    »Das will ich sehen.«
    »Geht nicht. Männerabend.« Er küsst mich auf die Stirn.
    »Und jetzt? Was machen wir jetzt?« Ich lege den Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
    »Wir räumen erst auf und sehen dann, was uns noch so einfällt.« Felix lässt den Blick über das Chaos im Garten schweifen. »Mist. Ich habe sie eine Kleinigkeit zu früh gehen lassen, was?«
    »Keine Spur«, sage ich. Ich habe einen Beschluss gefasst. Keine Lügen mehr, nicht nach diesem wunderschönen Tag. »Ich will mit dir zusammen sein. Jetzt.«
    »Du bist doch mit mir zusammen, meine Schöne.« Felix küsst mich noch einmal. Drückt mich an sich.
    »Nein, ich meine richtig.«
    Felix sieht mich an. Dann dämmert ihm, was ich meine. »Bist du dir sicher?« Seine Stimme klingt mit einem Mal heiser.
    »Völlig.« Ich nicke. Keine Lügen mehr. Nur mich. Einfach, unverstellt. Nackt. Mehr Wahrheit geht nicht.
     
    Später in der Nacht beobachtet mich der Taxifahrer im Rückspiegel, was ich unangenehm finde. Unwillkürlich ziehe ich mein Lederkleid etwas mehr in Richtung Knie. Es ist, als könne er mir etwas ansehen, oder so. Was natürlich Quatsch ist. Ich blicke demonstrativ aus dem Fenster und bin froh, dass Felix’ Vater sich die Nummer des Taxis und den Namen des Fahrers notiert hat. Falls er mich umbringt, werden sie ihn wenigstens schnell schnappen.
    Ich bin vorher noch nie allein Taxi gefahren, hat sich einfach nicht ergeben. Noch ein erstes Mal also, wie passend.
    Ob man es mir doch ansieht? Ich rieche unauffällig an meiner Haut, lasse es aber bleiben, als ich den neugierigen Blick des Fahrers bemerke. Wieder ziehe ich an dem Kleid. Was es auch nicht länger macht.
    Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Älter? Reifer? Ich fühle mich vor allem unsicher. Lieber Himmel, es war so
intim
. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich kannte nur all die klugen Antworten in den Zeitschriften über das erste Mal, aber das stand nirgends.
    Wir haben uns geküsst, gelacht, es kaum bis ins Wohnzimmer geschafft. Den Garten haben wir mitnichten aufgeräumt, dazu war keine Zeit. Bis zu diesem Zeitpunkt war alles leicht, einfach. Fast ein Spiel, das ich kannte. Dann, mit einem Mal, wurde es ernst. Nichts war mehr zu hören, nur unser Atem, als Felix mich hochhob. Es war hart, irgendwas drückte in meinem Rücken, und erst viel später begriff ich, dass es der Couchtisch war. Und ich lag auf der Fernbedienung. Felix zog mir die Stiefel aus, nicht die Söckchen. Mir war danach zu kichern, weil mir das blöde Wort »Söckchen« durch den Kopf schoss. Und

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