Zwischen Himmel und Liebe
dann ist es am besten«, sagte er laut und sah auf sie hinunter.
Elizabeth blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen. »Wie bitte?« Schützend zog sie sich die Stola um die Schultern.
»Wenn du dich nicht hinlegst, ist es einfach nicht so schön«, beharrte er und stemmte die Hände in die Hüften. »Siehst du, so.« Er ließ sich neben ihr in den Sand sinken. »Du musst dich flach auf den Rücken legen, dann ist es am besten.«
»Ach wirklich?« Elizabeth erstarrte und wollte sich aufrichten. »Hast du das alles hier nur deshalb gemacht, damit ich mich für dich flach auf den Rücken lege, wie du es so hübsch ausdrückst?«, fragte sie beleidigt.
Ivan starrte sie mit großen, verwunderten Augen von unten herauf an. »Hmm …« Offensichtlich wusste er nicht, was er ihr antworten sollte. »Irgendwie schon, ja«, stieß er schließlich hervor. »Es ist einfach besser, wenn du beim Höhepunkt flach auf dem Rücken liegst«, stammelte er.
»Ha!«, fauchte Elizabeth nur, schlüpfte eilig in ihre Schuhe und wollte zurück zu ihrem Auto.
»Elizabeth, schau doch!«, rief Ivan aufgeregt. »Da ist er schon! Der Höhepunkt! Jetzt guck!«
»Uah«, machte Elizabeth und erklomm die kleine Düne, hinter der sie das Auto geparkt hatte. »Du bist wirklich eklig!«
»Es ist überhaupt nicht eklig!«, beteuerte Ivan panisch.
»Das sagen sie alle«, brummte Elizabeth, die in ihrer Handtasche bereits nach den Autoschlüsseln wühlte, sie in der Dunkelheit aber nicht finden konnte. Als sie sich ins Mondlicht beugte, um besser sehen zu können, stockte ihr der Atem. Über ihr am nachtschwarzen wolkenlosen Himmel herrschte ein Wirbel der Aktivität. Noch nie hatte sie die Sterne so hell funkeln sehen, und einige sausten raketengleich über das Firmament.
Ivan lag auf dem Rücken und starrte gebannt nach oben.
»Oh«, sagte Elizabeth leise und kam sich schrecklich dumm vor. Sie war froh, dass in der Dunkelheit niemand sehen konnte, wie ihr Gesicht die Farbe ihres Kleides annahm. Rasch stolperte sie die Düne wieder hinunter, schüttelte die Schuhe ab, grub die nackten Füße in den Sand und ging ein paar Schritte auf Ivan zu. »Das ist wunderschön«, flüsterte sie.
»Na ja, es ist noch viel schöner, wenn du dich flach auf den Rücken legst, wie ich es dir gesagt habe«, meinte er etwas ungehalten, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte weiter in den Himmel.
Elizabeth hielt sich die Hand vor den Mund und bemühte sich, nicht laut loszulachen. Aber Ivan hörte es trotzdem.
»Ich habe keine Ahnung, worüber du lachst, dir hat niemand vorgeworfen, du wärst eklig«, meinte er vorwurfsvoll.
»Ich dachte doch bloß, du redest über etwas anderes«, kicherte Elizabeth und setzte sich neben ihn in den Sand.
»Aus welchem Grund solltest du dich denn wohl sonst auf den Rücken legen?«, fragte Ivan dumpf und drehte sich zu ihr um. Dann säuselte er mit hoher Stimme: »Ooh.«
»Sei bloß still«, rief Elizabeth und versetzte ihm einen spielerischen Schlag mit ihrer Handtasche. Aber sie grinste breit. »Oh, sieh mal!« Eine weitere Sternschnuppe lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. »Was ist denn heute Nacht da oben los?«
»Das sind die Delta-Aquariden«, sagte Ivan, als würde das alles erklären. Da Elizabeth abwartend schwieg, fuhr er fort: »So nennt man den Meteorschauer aus dem Sternbild Aquarius, der normalerweise zwischen dem 15.Juli und dem 20.August auftritt und der seinen Höhepunkt am 29.Juli hat. Deshalb musste ich dich heute Abend hierher bringen, weg von den Straßenlichtern.«
Schweigend sahen sie einander an, aber die Sternschnuppen zogen sie wieder in ihren Bann.
»Willst du dir nicht was wünschen?«, fragte Ivan.
»Nein.« Elizabeth lachte leise. »Ich warte immer noch darauf, dass sich mein Jinny-Joe-Wunsch erfüllt.«
»Ach, deswegen würde ich mir keine Gedanken machen«, entgegnete Ivan ernsthaft. »Die müssen noch bearbeitet werden, aber das dauert nicht mehr lange.«
Elizabeth lachte und blickte hoffnungsvoll in den Himmel hinauf.
Ein paar Minuten später spürte Ivan, dass sie an ihre Schwester dachte, und fragte: »Hast du irgendwas von Saoirse gehört?«
Elizabeth schüttelte den Kopf.
»Sie kommt bald nach Hause«, versprach Ivan.
»Ja, schon, aber in welchem Zustand?«, meinte Elizabeth unsicher. »Wie kriegen andere Familien das bloß hin? Und selbst wenn sie Probleme haben, wie schaffen sie es, das vor ihren Nachbarn zu verbergen?« Sie dachte an den ganzen Tratsch über
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