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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ihren Vater und ihre Schwester, der schon wieder die Runde machte.
    »Siehst du den Sternenhaufen da?«, fragte Ivan und deutete nach oben.
    Elizabeth folgte seinem Blick.
    »Die meisten Meteore aus einem normalen Meteorschauer bewegen sich parallel zueinander. Sie scheinen alle vom gleichen Punkt am Himmel auszugehen, den man ›Radiant‹ nennt, und von diesem Punkt aus fliegen sie in alle Richtungen.«
    »Verstehe«, sagte Elizabeth.
    »Nein, du verstehst gar nichts«, sagte Ivan und sah ihr ins Gesicht. »Sterne sind wie Menschen, Elizabeth. Nur weil sie alle am gleichen Punkt anzufangen
scheinen
, heißt das noch lange nicht, dass es wirklich so ist. Das ist eine perspektivische Täuschung, hervorgerufen durch die große Entfernung.« Und für den Fall, dass Elizabeth immer noch nicht begriffen hatte, worauf er hinauswollte, fügte er hinzu: »Nicht jede andere Familie kriegt das hin, was ihr nicht schafft, Elizabeth. Alle bewegen sich in unterschiedliche Richtungen. Dass wir alle unter den gleichen Voraussetzungen anfangen, ist ein Irrtum. Sich in unterschiedliche Richtungen zu bewegen, liegt in der Natur jedes Lebewesens und überhaupt all dessen, was existiert.«
    Elizabeth wandte den Kopf wieder zum Himmel und versuchte zu erkennen, ob das, was er sagte, auch stimmte. »Na ja, ich hätte mich fast von ihnen täuschen lassen«, sagte sie leise, während sie beobachtete, wie jede Sekunde neue Sternschnuppen erschienen.
    Sie fröstelte und zog die Stola enger um sich, denn inzwischen wurde der Sand merklich kühler.
    »Ist dir kalt?«, fragte Ivan besorgt.
    »Ein bisschen«, gab sie zu.
    »Na gut, aber die Nacht ist noch nicht vorüber«, meinte er und sprang auf, »Zeit, dass wir uns ein bisschen aufwärmen. Leihst du mir mal deine Autoschlüssel?«
    »Solange du nicht vorhast, ohne mich wegzufahren«, scherzte sie und warf ihm die Schlüssel zu.
    Wieder holte er etwas unter dem Tisch hervor, aber diesmal trug er es zu ihrem Wagen. Wenige Augenblicke darauf ertönte sanfte Musik aus den offenen Autotüren.
    Ivan begann zu tanzen.
    Elizabeth kicherte nervös. »Ivan, was machst du denn da?«
    »Ich tanze!«, antwortete er gekränkt.
    »Was ist das für ein Tanz?«, lachte sie, nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen.
    »Das ist der Soft-Shoe-Shuffle«, verkündete Ivan, während er sie umkreiste wie ein Profi. »Man nennt ihn auch den Sandtanz, was dich sicher interessiert. Deine Mutter war nämlich gar nicht so verrückt, dass sie ihn im Sand tanzen wollte!«
    Elizabeth schlug sich die Hände vor den Mund.
    »Warum lässt du alle Träume meiner Mutter wahr werden?«, fragte sie und fahndete in seinem Gesicht nach der Antwort.
    »Damit du nicht auf der Suche nach ihnen davonläufst, wie deine Mutter es getan hat«, antwortete er und nahm ihre Hand. »Komm, tanz mit mir!«, rief er.
    »Ich weiß aber nicht, wie!«, lachte Elizabeth.
    »Du musst es mir nur nachmachen!« Er wandte ihr den Rücken zu und tanzte hüftschwingend von ihr weg.
    Und Elizabeth schlug alle Vorsicht und Zurückhaltung in den Wind, raffte ihr Kleid und tanzte mit Ivan den Soft-Shoe-Shuffle im Mondschein. Dabei lachte sie so, dass ihr der Bauch wehtat und sie keine Luft mehr bekam.
    »Oh, Ivan, mit dir macht alles so viel Spaß!«, kicherte sie, als sie sich später ermattet in den Sand sinken ließ.
    »Ich mach bloß meinen Job«, grinste er zurück. Doch sobald die Worte über seine Lippen gekommen waren, verblasste sein Lächeln, und Elizabeth entdeckte eine Spur von Traurigkeit in seinen blauen Augen.

Dreißig
    Elizabeth ließ das rote Kleid hinuntergleiten, bis es um ihre Knöchel lag, und stieg heraus. Dann hüllte sie sich in ihren warmen Bademantel, steckte die Haare hoch und setzte sich mit einer Tasse Kaffee, die sie sich aus der Küche mitgebracht hatte, aufs Bett. Eigentlich hätte sie sich gewünscht, Ivan wäre mitgekommen, denn trotz ihrer Proteste hätte sie sich gern gleich dort auf dem Sand in der kleinen Bucht von ihm in die Arme schließen lassen. Aber je mehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte, desto mehr schien er sich vor ihr zurückzuziehen.
    Nachdem sie die tanzenden Sterne am Himmel beobachtet und dann selbst getanzt hatten, war Ivan im Auto auf der Heimfahrt sehr in sich gekehrt gewesen. Er hatte sich in der kleinen Stadt absetzen lassen, um von dort allein nach Hause zu gehen, wo immer das sein mochte. Er hatte Elizabeth bisher weder mit seinen Freunden noch mit seiner Familie bekannt

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