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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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mich in dem verdammten Atlas so dumm und dämlich gesucht, dass ich inzwischen sicher bin, dass es gar nicht existiert –, als ich also auf der Treppe saß, da ist mir klar geworden, dass ich genauso bin wie mein Vater.« Sie musste Luft holen. »Ich hab dich gern, Ivan, ehrlich, aber es macht mir Schwierigkeiten, dass du mich im einen Moment küsst und mich im nächsten von dir weg hältst. Ich weiß nicht, was da zwischen uns ist. Ich hab schon so genug Sorgen und Probleme, ich brauche wirklich nicht noch mehr.« Müde rieb sie sich die Augen.
    Eine Weile beobachteten sie wieder beide die Aktivitäten im See, sahen den Lachsen zu, die mit sanften Spritzgeräuschen aus dem Wasser sprangen und kleine Wellen auf der Oberfläche erzeugten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees stakste ein Reiher lautlos und anmutig auf seinen stelzenartigen dünnen Beinen durchs seichte Uferwasser. Ein Fischer bei der Arbeit, der geduldig und konzentriert auf den richtigen Augenblick wartete, um mit seinem Schnabel die glasige Oberfläche des Sees zu durchstoßen.
    Ivan konnte sich den Gedanken nicht verkneifen, dass er und der Reiher im Moment eine ganz ähnliche Aufgabe zu erfüllen hatten.
     
     
    Wenn man ein Glas oder einen Teller fallen lässt, dann entsteht ein lautes, schepperndes Geräusch. Wenn ein Fenster zerbricht, ein Tischbein zersplittert oder ein Bild von der Wand stürzt, kann man es hören. Aber wenn das Herz bricht, geschieht es vollkommen lautlos. Eigentlich würde man denken, weil es so wichtig, so schwerwiegend ist, macht es einen Mordskrach, oder es erklingt vielleicht eine Art zeremonieller Ton, ein symbolischer Gong, eine Glocke. Aber es passiert lautlos, obwohl man sich beinahe wünscht, da wäre ein Laut, der einen von dem Schmerz ablenkt.
    Wenn es ein Geräusch gibt, dann in deinem Innern. Ein Schrei, den niemand hören kann außer dir selbst, so laut, dass dir die Ohren klingen und der Kopf wehtut. Er zappelt in der Brust herum wie ein gefangener Hai, er brüllt wie eine Bärin, der man ihr Junges weggenommen hat. So sieht er aus und so klingt er – wie ein riesenhaftes Tier, das brüllend um sich schlägt, sich panisch aus der Falle zu befreien sucht, gefangen in seinen eigenen Gefühlen. Aber das ist es ja mit der Liebe, niemand ist vor ihr gefeit. Sie ist wild, roh, wie eine offene, dem Salzwasser ausgesetzte Fleischwunde, und wenn diese Wunde wirklich aufbricht, dann geschieht es lautlos. Du schreist nur im Innern, und keiner kann dich hören.
    Aber Elizabeth sah mein Herz brechen, und ich sah das Gleiche bei ihr, und ohne dass wir darüber ein Wort verlieren mussten, wussten wir beide Bescheid. Es war Zeit, wir mussten aufhören, mit dem Kopf in den Wolken umherzuspazieren, wir mussten unsere Füße auf den harten Boden der Tatsachen zurückbringen, mit dem sie immer hätten verwurzelt bleiben sollen.

Dreiunddreißig
    »Wir sollten uns auf den Heimweg machen«, sagte Elizabeth und sprang von der Bank auf.
    »Warum?«
    »Weil es anfängt zu regnen«, antwortete sie und starrte ihn an, als hätte er zehn Köpfe. Dann zuckte sie zusammen, weil der nächste Regentropfen auf ihrem Gesicht gelandet war.
    »Was ist denn los mit dir?«, lachte Ivan und machte es sich auf der Bank gemütlich, zum Zeichen, dass er nicht bereit war, sich vom Fleck zu rühren. »Warum rennst du dauernd rein und raus, warum versteckst du dich in Autos und Gebäuden, nur weil es regnet?«
    »Weil ich nicht nass werden möchte. Komm!« Sehnsüchtig blickte sie zu den schützenden Bäumen hinüber.
    »Warum magst du es nicht, nass zu werden? Du trocknest doch wieder.«
    »Darum.« Sie packte ihn an der Hand und versuchte ihn von der Bank wegzuziehen. Als sie merkte, dass sie sich vergeblich anstrengte, stampfte sie mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind.
    »Warum darum?«
    »Ich weiß nicht.« Sie schluckte schwer und sah weg. »Ich mochte den Regen noch nie. Musst du denn unbedingt eine Erklärung für alle meine kleinen Probleme haben?« Sie hielt sich die Hände schützend über den Kopf.
    »Für alles gibt es einen Grund, Elizabeth«, sagte er und streckte die Hände aus, um die Regentropfen aufzufangen.
    »Na ja, mein Grund ist eigentlich ganz einfach und passt zu unserem Gespräch von vorhin. Regen macht die Dinge kompliziert. Er durchnässt die Kleider, ist ungemütlich und obendrein kriegt man auch noch eine Erkältung.«
    Ivan machte ein Geräusch wie in einer Quizshow bei der falschen Antwort. »Der Regen ist

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