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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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nicht schuld daran, wenn du eine Erkältung kriegst. Eine Erkältung bekommt man von der
Kälte.
Aber das hier ist ein Sonnenschauer, und der ist warm.« Er legte den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund ganz weit, sodass die Regentropfen hineinfielen. »Ja, warm und lecker. Und übrigens hast du mir nicht die Wahrheit gesagt.«
    »Was?«, erwiderte sie schrill.
    »Ich kann zwischen den Zeilen lesen und zwischen den Wörtern hören, ich weiß, wann ein Punkt am Satzende eigentlich gar kein Punkt ist, sondern ein Aber«, erklärte er.
    Elizabeth stöhnte. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und den Kopf eingezogen, als würde sie mit irgendeinem klebrigen Zeug beworfen.
    »Es ist nur Regen, Elizabeth, schau dich doch um!«, rief er und gestikulierte wild. »Siehst du hier sonst jemanden wegrennen?«
    »Hier ist ja auch sonst keiner!«
    »Von wegen! Der See, die Bäume, der Reiher und die Lachse, alle werden patschnass.« Wieder warf er den Kopf zurück und ließ sich den Regen schmecken.
    Bevor Elizabeth unter die Bäume floh, belehrte sie ihn: »Pass auf mit dem Regen, Ivan, es ist keine gute Idee, ihn zu trinken.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Regenwasser gefährlich sein kann. Weißt du, welche Auswirkungen Kohlenmonoxid auf Luft und Regen hat? Es könnte saurer Regen sein.«
    Ivan rutschte von der Bank, fasste sich an die Kehle, tat so, als würde er ersticken, und schleppte sich zum Ufer des Sees. Er tauchte die Hand in den See. »Hmm, das hier ist aber nicht vergiftet, oder?«, fragte er scheinheilig, schöpfte eine Handvoll Wasser und spritzte Elizabeth nass.
    Vor Schreck blieb ihr der Mund offen stehen, Wasser tropfte von ihrer Nase, aber sie streckte schnell den Arm aus, schubste ihn in den See und lachte, als er untertauchte.
    Aber als er nicht wieder auftauchte, blieb ihr das Lachen im Hals stecken.
    Besorgt trat sie ans Ufer. Die einzige erkennbare Bewegung waren die Wellen, die die dicken Regentropfen auf dem stillen See hinterließen. Auf ihrem Gesicht spürte Elizabeth sie nicht mehr. Eine volle Minute verstrich.
    »Ivan?«, fragte sie mit zittriger Stimme. »Ivan, hör auf damit, komm raus.« Vorsichtig beugte sie sich übers Wasser und hielt Ausschau nach ihm.
    Nervös vor sich hinsummend zählte sie bis zehn. So lange konnte doch niemand die Luft anhalten!
    Doch dann schoss etwas wie eine Rakete durch die gläserne Oberfläche des Sees. »Wasserkampf!«, kreischte das Wesen, packte Elizabeth an den Händen und zerrte sie kopfüber ins Wasser. Elizabeth war so erleichtert, ihn nicht ertränkt zu haben, dass es ihr nicht einmal etwas ausmachte, als das kühle Wasser gegen ihr Gesicht schwappte und über ihr zusammenschlug.
     
     
    »Guten Morgen, Mr. O’Callaghan, guten Morgen, Maureen, hallo, Fidelma, hi, Connor, guten Tag, Father Murphy«, begrüßte sie ihre Mitbürger, denen sie auf dem Weg durchs Städtchen begegnete, und nickte ihnen ernst zu. Stumme, bestürzte Blicke folgten ihr, aber sie marschierte unbeirrt weiter, während ihre Turnschuhe bei jedem Schritt vor Nässe quietschten und ihre Klamotten tropften.
    »Das ist ja ein toller Aufzug!«, lachte Benjamin und prostete ihr mit seiner Kaffeetasse zu. Er stand neben einer kleinen Touristengruppe, die vor Joe’s herumtanzte, lachte und Kaffee auf das Pflaster spritzte.
    »Danke, Benjamin«, erwiderte sie, nickte ihm zu und setzte ihren Weg mit leuchtenden Augen fort.
    Die Sonne schien warm auf das Städtchen herab, das an diesem Morgen noch keinen Regen abgekriegt hatte, und die Einwohner beobachteten tuschelnd und lachend, wie Elizabeth Egan durch die Straßen schritt, hoch erhobenen Hauptes und mit schwingenden Armen, ein Stück Tang in den zerzausten Haaren.
     
     
    Elizabeth warf den Buntstift von sich, zerknüllte das Blatt Papier, auf dem sie gearbeitet hatte, und schleuderte es quer durchs Zimmer. Sie traf den Abfalleimer nicht, aber heute war ihr das vollkommen gleichgültig. Sie schnitt dem Kalender mit dem roten X, das ursprünglich das Verschwinden von Ivan angezeigt hatte – Lukes unsichtbarem Freund, der längst weg war –, eine Grimasse. Jetzt symbolisierte das X wahrscheinlich das Ende ihrer Karriere. Gut, das war vielleicht etwas melodramatisch. Im September sollte das Hotel eröffnet werden und alles lief nach Plan; abgesehen von ein paar kleineren Pannen mit falschen Bestellungen war alles rechtzeitig angeliefert worden. Mrs. Bracken ließ ihr Team bei der Anfertigung von Kissen, Vorhängen und Deckenbezügen

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