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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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den Geldschein aus Elizabeths Hand. »Wir wischen uns nämlich nicht alle den Hintern mit Seide ab, weißt du«, höhnte sie, griff sich ein Stoffmuster vom Schreibtisch und warf es ihrer Schwester an den Kopf.
    Dann krachte die Tür wieder ins Schloss. Elizabeth stand allein mitten im Zimmer und sah zu, wie der schwarze Seidenstoff langsam auf den weißen Teppich segelte.
    Sie wusste genau, wie es sich anfühlte zu fallen.

Zehn
    Ein paar Stunden später fuhr Elizabeth ihren Computer herunter, räumte den Schreibtisch noch ein zwanzigstes Mal auf und verließ das Büro. Becca und Poppy standen nebeneinander und starrten in die Luft. Elizabeth wandte sich um, weil sie sehen wollte, was ihre Aufmerksamkeit so fesselte.
    »Er macht es schon wieder«, trällerte Poppy nervös.
    Zu dritt betrachteten sie den Stuhl, der sich von selbst drehte.
    »Glaubt ihr, es ist Mr. Bracken?«, fragte Becca leise.
    Poppy imitierte Mrs. Brackens Stimme und sagte: »Stühle, die sich von selbst drehen – das hätte Mr. Bracken aber nicht gewollt.«
    »Macht euch keine Sorgen, Mädels«, sagte Elizabeth und unterdrückte ein Lachen. »Morgen sag ich Harry Bescheid, dass er ihn repariert. Ihr zwei könnt jetzt ruhig nach Hause gehen.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, starrte Elizabeth noch eine Weile den sich leise drehenden Bürostuhl an. Ganz langsam, Zentimeter um Zentimeter, ging sie schließlich auf ihn zu. Als sie ganz nahe war, hörte der Stuhl auf sich zu drehen.
    »Feigling«, murmelte Elizabeth.
    Rasch schaute sie sich im Raum um, um sich zu vergewissern, dass sie allein war, dann umfasste sie behutsam die Armlehnen des Stuhls und setzte sich darauf. Nichts geschah. Sie hüpfte ein paar Mal auf und ab, sah sich um, schaute unter dem Sitz nach, aber es passierte immer noch nichts. Aber in dem Moment, als sie aufstehen und gehen wollte, begann sich der Stuhl zu bewegen. Zuerst langsam, dann immer schneller. Sie wurde nervös und spielte schon mit der Idee abzuspringen, aber dann fand sie plötzlich Geschmack an der Sache und fing an zu kichern. Der Stuhl nahm immer mehr Tempo auf, und je wilder er sich drehte, desto lauter lachte sie, bis ihr der Bauch wehtat. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so jung gefühlt hatte, die Füße hoch in der Luft, die Haare im Fahrtwind. Nach ein paar Minuten wurde der Stuhl wieder langsamer und blieb schließlich stehen. Elizabeth schnappte nach Luft.
    Allmählich verblasste ihr Lächeln, und das Giggeln in ihrem Kopf erstarb. In dem verlassenen Büro herrschte absolute Stille. Sie begann zu summen, und ihr Blick wanderte hinüber zu Poppys unorganisiertem Schreibtisch, auf dem sich Materialproben, Farbmuster, Skizzen und Einrichtungszeitschriften stapelten. Sie entdeckte einen goldenen Fotorahmen mit einem Bild von Poppy, ihren beiden Schwestern, ihren drei Brüdern und ihren Eltern, alle auf eine Couch gequetscht wie ein Fußballteam. Die Ähnlichkeit war offensichtlich: Alle hatten kleine Stupsnasen und grüne Augen, die sich beim Lachen zu schmalen Schlitzen zusammenzogen. In der Ecke des Rahmens steckte außerdem ein Streifen mit Automatenpassbildern von Poppy und ihrem Freund. Auf den ersten drei Bildern schnitten sie beide verrückte Grimassen. Aber auf dem letzten blickten sie einander verliebt in die Augen. Ein besonderer Augenblick zwischen ihnen, für immer festgehalten.
    Elizabeth hörte auf zu summen und schluckte. Diesen Blick hatte sie auch einmal gekannt.
    Unverwandt starrte sie auf den Rahmen und versuchte, nicht an diese Zeit zu denken, aber es war ein vergeblicher Kampf, und sie ertrank in der Flut von Erinnerungen, die ihre Gedanken überschwemmte.
    Auf einmal begann sie zu schluchzen. Zuerst kam nur ein leises Wimmern aus ihrer Kehle, aber dann wurde daraus ein jämmerliches Weinen, das sich tief aus ihrem Herzen einen Weg nach draußen bahnte. Sie hörte ihren eigenen Schmerz. Jede Träne war ein Hilferuf, auf den nie jemand reagiert hatte, und auch jetzt machte sie sich keine Hoffnungen, dass jemand sie hörte und verstand. Und das brachte sie nur noch mehr zum Weinen.
     
     
    Mit dem Rotstift hakte Elizabeth einen weiteren Tag auf dem Kalender ab. Jetzt war ihre Mutter genau drei Wochen weg. Sie war schon länger weg gewesen, aber Elizabeth fand es mehr als genug. Rasch versteckte sie den Kalender wieder unter dem Bett und legte sich hin. Vor drei Stunden hatte ihr Vater sie genervt in ihr Zimmer geschickt, weil er es nicht mehr

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