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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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mit beiden Händen den Saum ihres Nachthemds. Der Briefschlitz wurde aufgeklappt. Zwei weiße Umschläge erschienen und landeten auf dem Steinfußboden. Die Gestalt vor dem Glas begann zu verblassen. Das Tor knarrte und schloss sich wieder.
    Elizabeth ließ den Saum ihres Nachthemds los und hörte auf zu hüpfen. Plötzlich spürte sie, wie kalt der Steinboden war, was ihr vorher überhaupt nicht aufgefallen war.
    Langsam hob sie die Umschläge auf. Beide trugen ihre Adresse, und ihr Herz schlug wieder schneller. Vielleicht hatte ihre Mutter sie doch nicht vergessen, sondern war nur in eins ihrer Abenteuer verstrickt, sodass sie es nicht rechtzeitig nach Hause schaffte und alles in einem Brief erklären musste. Rasch öffnete sie die Umschläge, behutsam, um das kostbare Papier mit den kostbaren Worten ihrer Mutter nicht zu zerreißen.
    Aber es waren nur zwei Geburtstagskarten von entfernten, pflichtbewussten Verwandten.
    Ihre Schultern sackten nach unten, ihr Herz wurde schwer. Sie wandte sich zu ihrem Vater um und schüttelte langsam den Kopf. Sein Gesicht verfinsterte sich, und er starrte wütend in die Ferne. Dann trafen sich ihre Blicke wieder, und einen Augenblick, einen seltenen Augenblick lang teilten Elizabeth und er das gleiche Gefühl, das gleiche Wissen, und sie fühlte sich nicht mehr ganz so einsam.
    Aber er wandte sich rasch wieder ab und schloss die Tür hinter sich.
    Elizabeths Unterlippe zitterte. An diesem Tag würde es keine Törtchen und keinen Kuchen geben. Die in die Wolken schwebenden rosa Luftballons blieben nur ein Traum. Und so lernte sie, dass Träume, Wünsche und Phantasien zu weiter nichts gut waren, als ihr das Herz zu brechen.

Elf
    Das Zischen des Wassers, das aus dem Topf auf die Kochplatte lief, holte Elizabeth schlagartig zurück in die Gegenwart. Sie rannte durch die Küche, um den Topf von der Platte zu nehmen und die Hitze herunterzuschalten, stocherte in dem gedämpften Hühnerfleisch mit Gemüse und fragte sich, wo sie heute eigentlich mit dem Kopf war.
    »Luke, Essen!«, rief sie.
    Sie hatte Luke nach der Arbeit bei ihrem Vater abgeholt, obwohl sie absolut nicht in der Stimmung gewesen war, ausgerechnet diese Straße entlangzufahren, nachdem sie im Büro so unerwartet geweint hatte. Seit Jahren schon war ihr so etwas nicht mehr passiert. Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr los war. In den letzten Tagen gerieten ihre Gedanken immer wieder auf seltsame Abwege, und das war für sie äußerst ungewöhnlich. Sie war ein ausgeglichener Mensch mit stabilen, kontrollierten Gedanken, sie war beständig und geradlinig.
    Was heute im Büro mit ihr geschehen war, passte nicht zu ihr.
    Luke schlurfte in die Küche, schon in seinem Spiderman-Pyjama. Traurig starrte er auf den Tisch. »Du hast schon wieder nicht für Ivan gedeckt.«
    Schon wollte Elizabeth protestieren, aber sie konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen, weil ihr die Ratschläge auf den Websites einfielen. »Oh, das hab ich ganz vergessen.«
    Luke sah sie überrascht an.
    »Entschuldige, Ivan«, sagte sie und holte einen dritten Teller. Was für eine Verschwendung, dachte sie, während sie Brokkoli, Blumenkohl und Kartoffeln auf den Teller häufte. »Hühnchen mag er doch bestimmt nicht, da wird das sicher reichen«, sagte sie und stellte den Teller mit dem Gemüse auf den Platz ihr gegenüber.
    Aber Luke schüttelte den Kopf. »Nein, er hat gesagt, dass er Hühnchen total gern mag.«
    »Lass mich raten«, entgegnete Elizabeth, während sie sich ein Stück Huhn abschnitt. »Bestimmt ist Hühnchen sein Lieblingsessen.«
    Luke grinste. »Er sagt, es ist sein Lieblings
geflügel

    »Tatsächlich.« Elizabeth verdrehte die Augen. Sie beobachtete Ivans Teller und fragte sich, wie in aller Welt Luke einen zweiten Teller Gemüse verdrücken wollte. Er hatte schon genug Schwierigkeiten damit, sein eigenes Gemüse zu bewältigen.
    »Ivan hat gesagt, dass er heute im Büro eine Menge Spaß hatte«, erzählte Luke, während er sich ein Brokkoliröschen in den Mund schaufelte, hektisch kaute und das Gesicht dabei angeekelt verzog. Dann schluckte er rasch und spülte mit ein paar Schlucken Milch nach.
    »Ach ja?« Elizabeth lächelte. »Was war denn so lustig in meinem Büro?«
    »Das Stuhldrehen«, antwortete er, während er eine kleine Kartoffel aufspießte.
    Verblüfft hielt Elizabeth im Kauen inne und starrte Luke an. »Wie meinst du das?«
    Luke lud die Kartoffel in seinem Mund ab und antwortete kauend: »Er sagt, am liebsten

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