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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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und Ivan fuhren erschrocken hoch.
    »Ooooh, tut mir Leid, wenn ich die Turteltäubchen störe«, gackerte Saoirse.
    Ivan hüpfte behände vom Schreibtisch.
    Und Elizabeth fing an aufzuräumen – eine für sie typische Übersprungshandlung. Verwirrt strich sie dann ihre Jacke glatt und fuhr sich mit den Handflächen übers Haar.
    »Wegen mir musst du das nicht machen«, meinte Saoirse mit einer wegwerfenden Geste, während sie rasant auf ihrem Kaugummi kaute. »Du bist immer so hektisch, entspann dich doch mal.« Argwöhnisch wanderten ihre Augen zu einer Stelle neben Elizabeths Schreibtisch. »Und – willst du mich nicht vorstellen?«
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Elizabeth ihre Schwester. Saoirse machte sie nervös mit ihrem neurotischen Verhalten und ihren Wutanfällen. Alkohol oder nicht, sie war schon immer schwierig gewesen. Genau genommen konnte Elizabeth inzwischen kaum noch unterscheiden, ob sie betrunken war oder nicht. Saoirse hatte nie zu sich selbst gefunden, war nie zu einer einheitlichen Persönlichkeit herangereift, hatte nie herausgefunden, wer sie war oder was sie wollte, was sie glücklich machte oder was sie sich vom Leben wünschte. Bis heute wusste sie das nicht. Sie war ein seltsamer Mischmasch verschiedener Persönlichkeiten, die sich nie hatten entfalten dürfen. Elizabeth fragte sich, ob ihre Schwester es je schaffen würde, mit dem Trinken aufzuhören. Vielleicht war das aber auch nur eins auf einer langen Liste von Problemen.
    Es ließ sich so selten einrichten, dass Elizabeth mit Saoirse allein war und ungestört mit ihr reden konnte, dass es ihr manchmal vorkam, als versuchte sie, einen Schmetterling zu fangen. Schmetterlinge waren wunderschön, aber sie blieben nirgendwo ruhig sitzen. Immerzu jagte Elizabeth ihrer Schwester nach, und wenn sie sie tatsächlich einmal erwischte, dann fing Saoirse sofort an, panisch mit den Flügeln zu schlagen, und wollte nur so schnell wie möglich wieder fort.
    Wenn die Schwestern dann doch einmal in Ruhe zusammen waren, bemühte Elizabeth sich immer, verständnisvoll zu sein und Saoirse mit all der Einfühlsamkeit zu behandeln, die sie verdiente. Das hatte sie damals gelernt, als sie nicht mehr weitergewusst und schließlich professionelle Hilfe in Anspruch genommen hatte. Sie hätte alles für ihre Schwester getan und verhielt sich auch dann noch unterstützend und freundlich, wenn Saoirse sie schlecht behandelte. Zum Teil, weil sie Angst hatte, Saoirse sonst für immer zu verlieren – und was würde dann aus ihr werden? Außerdem hielt sie es für ihre Pflicht, sich um ihre kleine Schwester zu kümmern. Aber vor allem war sie es müde, dass in ihrem Leben all die schönen bunten Schmetterlinge immer wegflogen.
    »Wem soll ich dich denn vorstellen?«, fragte Elizabeth.
    »Ach, komm mir nicht mit diesem Mama-Ton. Wenn du mich nicht vorstellen willst, ist das auch okay.« Sie wandte sich an die leere Luft. »Sie schämt sich nämlich für mich. Sie glaubt, ich mach ihren ›guten Namen‹ kaputt. Was werden die Nachbarn sagen und solches Zeug.« Sie lachte bitter. »Vielleicht hat sie auch Angst, dass ich dich vergraule. Das ist mit dem anderen auch passiert, weißt du. Er …«
    »Okay, okay, Saoirse«, unterbrach Elizabeth das Theater. »Hör mal, ich bin froh, dass du vorbeigekommen bist, weil es da nämlich etwas gibt, worüber ich mit dir sprechen möchte.«
    Saoirse setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, wippte mit dem Bein und kaute auf ihrem Kaugummi.
    »Colm hat mir am Freitag das Auto zurückgebracht und mir erzählt, dass die Polizei dich festgenommen hat. Das ist allmählich wirklich nicht mehr witzig, Saoirse. Bis zu deinem Gerichtstermin in ein paar Wochen musst du dich zusammenreißen, denn wenn du dir bis dahin … na ja, wenn du dir noch so was erlaubst, dann hat das Auswirkungen auf dein Strafmaß.«
    Saoirse verdrehte die Augen. »Mach dich mal locker, Elizabeth! Was sollen die denn groß mit mir machen? Mich für Jahre wegsperren, weil ich mir das Auto meiner Schwester geliehen habe und zwei Minuten damit durch die Straßen gegondelt bin? Den Führerschein können sie mir jedenfalls nicht wegnehmen, weil ich keinen habe, und wenn sie mir verbieten, ihn zu machen, dann juckt mich das auch nicht, weil ich gar keinen will. Die werden mich für ein paar Wochen zu irgendwelchem gemeinnützigen Scheiß verdonnern, weiter nichts. Dann muss ich alten Ladys über die Straße helfen oder so was. Ist doch cool.« Sie

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