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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Direktorzimmer, es ist, als wäre man beim Psychiater.« Den Blick weiter starr nach oben gerichtet, fuhr er mit einem gekonnt imitierten amerikanischen Akzent fort: »Wissen Sie, Doc, es hat alles damit angefangen, dass Elizabeth mich ignoriert hat«, blökte er lautstark. »Da hab ich mich so
ungeliebt
gefühlt, so
allein
, so
schrecklich, schrecklich allein
. Als würde ich überhaupt nicht existieren. Als wäre ich ein
Nichts
. Mein Leben ist Scheiße.« Er tat so, als würde er weinen. »Und das ist alles nur Elizabeths Schuld.« Er hielt inne und beobachtete sie eine Weile, wie sie die Teppichmuster mit Materialien und Farbkarten verglich, doch als er wieder etwas sagte, war seine Stimme wieder normal und sanft. »Aber sie kann mich nicht sehen, weil sie einfach zu viel Angst hat, daran zu glauben. Ist es nicht so, Elizabeth?«
    »Was?«, rief Elizabeth erneut.
    »Was soll das denn jetzt schon wieder?«, fragte Poppy irritiert zurück. »Ich hab nichts gesagt.«
    »Doch, du hast mich gerufen.«
    »Nein, hab ich nicht, anscheinend hörst du Stimmen. Und könntest du übrigens aufhören, dieses bescheuerte Lied zu summen?«
    »Was denn für ein Lied?« Elizabeth runzelte die Stirn.
    »Das Lied, das du den ganzen Morgen ununterbrochen vor dich hindudelst. Das treibt mich in den Wahnsinn!«
    »Oh, danke sehr!«, sagte Ivan, sprang auf und verbeugte sich theatralisch, ehe er sich wieder auf das Sofa sinken ließ. »Ich hab dieses Lied
erfunden
. Andrew Lloyd Webber, Sie können einpacken.«
    Elizabeth arbeitete weiter. Als sie wieder anfing zu summen, unterbrach sie sich sofort.
    »Weißt du, Poppy«, rief Ivan ins andere Zimmer hinüber, »ich glaube, Elizabeth kann mich hören.« Er faltete die Hände auf der Brust und drehte Däumchen. »Ich glaube, sie hört mich ganz genau. Stimmt’s, Elizabeth?«
    »Herr des Himmels«, ächzte Elizabeth und ließ die Muster auf den Tisch fallen. »Becca, bist du das vielleicht, die ständig meinen Namen sagt?«
    »Nein«, antwortete Becca mit kaum hörbarer Stimme.
    Elizabeth bekam einen roten Kopf. Sie war verwirrt und verlegen, weil sie sich vor ihren Mitarbeitern benahm wie ein Trottel. In dem Versuch, sich wieder in den Griff zu bekommen, rief sie streng: »Becca, du könntest mir bitte mal einen Kaffee von Joe’s holen.«
    »Ach übrigens«, säuselte Ivan, dem das Ganze immer mehr Spaß machte, »vergiss nicht, ihr zu sagen, sie soll einen von den Bechern mit rübernehmen. Joe wird sich bestimmt freuen.«
    »Oh.« Elizabeth schnippte mit den Fingern, als sei ihr gerade etwas eingefallen. »Nimm doch bitte auch einen von den Bechern mit«, sagte sie und reichte Becca einen Kaffeebecher. »Da wird Joe sich bestimmt …« – sie stockte und schaute verwirrt, »… bestimmt freuen.«
    »O ja, sie hört mich, sie hört mich ganz genau«, lachte Ivan. »Sie will es sich bloß noch nicht eingestehen, ihr Kontroletti-Verstand erlaubt es ihr nicht. Für sie ist alles nur schwarz oder weiß«, sagte er und setzte dann hinzu: »oder beige natürlich. Aber ich werde das alles mal ein bisschen aufmischen, und dann werden wir Spaß haben. Hast du das schon mal gemacht, Elizabeth? So richtig Spaß gehabt?« Seine Augen funkelten schelmisch.
    Er schwang die Beine von der Couch, sprang wieder auf, setzte sich auf die Kante von Elizabeths Schreibtisch und entdeckte dort die Ausdrucke der Online-Informationen über die unsichtbaren Freunde. »Nein, du glaubst nicht an diesen ganzen Firlefanz, richtig, Lizzie? Darf ich dich Lizzie nennen?«
    Elizabeth verzog unwillkürlich das Gesicht.
    »Oh«, meinte Ivan leise. »Du magst es also nicht, wenn man dich Lizzie nennt, stimmt’s?«
    Elizabeth schluckte.
    Inzwischen hatte Ivan sich quer über den Schreibtisch auf die Teppichmuster gelegt und stützte den Kopf in die Hand. »Tja, ich hab Neuigkeiten für dich«, verkündete er und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich bin real. Und ich bewege mich nicht weg, bis du deine Augen aufmachst und mich ansiehst.«
    Elizabeth ließ ihre Farbkarten sinken und hob langsam den Blick. Nachdenklich sah sie sich in ihrem Büro um. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich auf einmal ganz ruhig, ruhiger, als sie sich seit langer Zeit gefühlt hatte. Wie in Trance starrte sie ins Nichts, konnte nicht blinzeln und auch nicht wegschauen, und fühlte sich umhüllt von Wärme und Geborgenheit.
    Auf einmal sprang die Bürotür auf, so schnell und heftig, dass der Griff gegen die Wand donnerte. Elizabeth

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