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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ertragen hatte, dass sie ständig aufgeregt vor dem Wohnzimmerfenster auf und ab wanderte. Seither kämpfte sie damit, die Augen offen zu halten. Sie durfte nicht schlafen, sie durfte die Rückkehr ihrer Mutter nicht verpassen. Das war immer der schönste Augenblick, denn ihre Mutter war gut gelaunt und freute sich, wieder zu Hause zu sein. Dann erzählte sie Elizabeth, wie sehr sie sie vermisst hatte, und überschüttete sie mit Umarmungen und Küssen, bis Elizabeth sich gar nicht mehr erinnern konnte, jemals traurig gewesen zu sein.
    Ihre Mutter schwebte durchs Haus, als würden ihre Füße nicht den Boden berühren. Ihre Worte waren ein aufgeregtes Flüstern, ihre Stimme so gedämpft, dass Elizabeth das Gefühl hatte, dass jedes Wort, das aus ihrem Mund kam, ein großes Geheimnis war, das sie nur ihr anvertraute. Ihre Augen glitzerten und tanzten vor Vergnügen, während sie ihrer Tochter von ihren Abenteuern und von den Menschen berichtete, denen sie unterwegs begegnet war. Das alles wollte Elizabeth natürlich nicht verschlafen.
    Sie hüpfte wieder aus dem Bett und spritzte sich am Waschbecken in ihrem Zimmer eiskaltes Wasser ins Gesicht.
Nicht schlafen, Elizabeth, bloß nicht schlafen
, sagte sie sich. Sie stapelte die Kissen an der Wand, setzte sich im Bett auf und starrte durch die offenen Vorhänge auf die dunkle Straße, die in die schwarze Nacht hineinführte. Sie zweifelte nicht daran, dass ihre Mutter heute wiederkommen würde, denn sie hatte es ihr versprochen. Dieses Versprechen musste sie halten, schließlich war heute Elizabeths zehnter Geburtstag, und den würde sie bestimmt nicht verpassen. Erst vor wenigen Wochen hatte sie ihr versprochen, dass sie alle zusammen Kuchen und Törtchen und so viele Süßigkeiten essen würden, bis sie platzten. Draußen auf den Wiesen würden sie Luftballons in Elizabeths Lieblingsfarben steigen lassen und zusehen, wie sie in den Wolken verschwanden. Seit ihre Mutter gegangen war, konnte Elizabeth an nichts anderes mehr denken. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen beim Gedanken an Törtchen mit rosa Zuckerguss, und sie träumte von rosa Ballons mit weißen Bändern, die in den blauen Himmel emporschwebten. Und jetzt war der große Tag ganz nah, sie brauchte nicht mehr länger zu warten!
    Sie nahm
Wilbur und Charlotte
in die Hand, das sie gelesen hatte, um sich wach zu halten, und machte die Taschenlampe an, weil ihr Vater ihr verboten hatte, nach acht noch das Licht anzuhaben. Aber schon nach wenigen Seiten wurden ihre Lider schwer und begannen zuzufallen. Langsam schloss sie die Augen, um sich ein kleines Weilchen auszuruhen. Jede Nacht kämpfte sie gegen den Schlaf an, denn nur wenn sie schlief, konnte ihre Mutter sich heimlich in die Nacht davonstehlen, und nur wenn sie schlief, verpasste sie ihre Rückkehr. Sogar, wenn ihre Mutter da war, wollte Elizabeth nicht schlafen, sondern lieber vor ihrer Tür sitzen, ihr beim Schlafen zusehen, sie beschützen und auf sie aufpassen, damit sie nicht wieder wegging. Selbst bei den seltenen Gelegenheiten, wenn Elizabeth tatsächlich einmal einschlief, ließen ihre Träume ihr keine Ruhe, sondern mahnten sie aufzuwachen – als täte sie etwas Verbotenes. Immer wieder sprachen Bekannte ihren Vater darauf an, dass sie doch wirklich zu jung war, um ständig Ringe unter den Augen zu haben.
    Das Buch rutschte Elizabeth aus den Händen, und sie verlor sich in der Welt des Schlafs.
    Das Gartentor quietschte.
    Elizabeths Augen öffneten sich mit einem Ruck, sie blickte in den hellen Morgen, und ihr Herz begann wild zu klopfen. Sie hörte Schritte, die über den Kies knirschten und sich der Haustür näherten. Elizabeths Herz schlug vor Freude einen Salto. Ihre Mutter hatte sie nicht vergessen! Elizabeth hatte Recht gehabt, sie kam rechtzeitig zum Geburtstag.
    Voller Freude sprang sie aus dem Bett und tanzte eine Weile unentschlossen im Zimmer herum, weil sie nicht wusste, ob sie ihrer Mutter die Tür aufmachen oder ihr den großen Auftritt gestatten sollte, den sie so liebte. Schließlich rannte sie im Nachthemd in die Halle. Durch das gerippte Glas der Haustür erkannte sie die verschwommenen Umrisse einer Gestalt. Elizabeth hüpfte vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen.
    Auch Elizabeths Vater kam aus seinem Zimmer. Elizabeth drehte sich um und lächelte ihm zu. Er erwiderte ihr Lächeln kurz und beobachtete dann, an den Türrahmen gelehnt, die Haustür. Auch Elizabeth wandte sich wieder der Haustür zu und knetete nervös

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