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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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flüsterte und ihr über die Haare strich. Sie hatte ihm geglaubt. Er hatte sie davon überzeugt, dass alles gut werden würde, und wenn sie in seinen Armen lag, wusste sie, dass er Recht hatte,
fühlte
sie es.
    Und je mehr sie sich nach alldem sehnte, desto mehr weinte sie, weil ihr klar wurde, von welchen Menschen sie derzeit umgeben war: Da war ihr Vater, der sie kaum ansehen konnte vor lauter Angst, an seine Frau erinnert zu werden, ihre Schwester, die ihren eigenen Sohn vergessen hatte, ihr Neffe, der sie jeden Tag mit seinen großen hoffnungsvollen blauen Augen anschaute und praktisch darum
bettelte
, geliebt und in den Arm genommen zu werden. Dinge, von denen sie selbst nie genug bekommen hatte, um sie jetzt mit anderen teilen zu können.
    Und während Elizabeth so dasaß, weinte, schaukelte und in der Abendkühle fröstelte, fragte sie sich, warum sie zugelassen hatte, dass dieser eine Satz, ausgesprochen von einer jungen Frau, die selbst viel zu selten in den Arm genommen worden war und die selbst kaum ein liebevolles Worte über die Lippen brachte, sie so fix und fertig machte, dass sie nun innerlich am Boden lag wie das Stückchen zerknitterte schwarze Seide in ihrem Büro.
    Zum Teufel mit Saoirse! Zum Teufel mit ihr und ihrem Hass auf das Leben, zum Teufel mit ihr und ihrer Respektlosigkeit anderen und vor allem ihrer Schwester gegenüber. Zum Teufel mit ihr, weil sie sich überhaupt keine Mühe gab, während Elizabeth sich abrackerte ohne Ende. Was gab ihr das Recht, sich so zu benehmen, was bildete sie sich ein, Elizabeth so zu beleidigen? Die Stimme in Elizabeths Kopf erinnerte sie daran, dass es nicht der Alkohol war, der da aus Saoirse sprach. Es war nie der Alkohol. Sondern der Schmerz.
    Aber ihr eigener Schmerz ließ ihr heute keine Ruhe. »Hilfe!«, schluchzte sie leise und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Hilfe, Hilfe, Hilfe«, flüsterte sie unter Tränen.
    Ein leichtes Knarren von der Schiebetür in der Küche ließ sie hochfahren. An der Tür stand ein Mann, vom Küchenlicht hinter ihm angestrahlt wie ein Engel.
    »Oh.« Elizabeth schluckte, und ihr Herz klopfte wild, weil jemand sie in dieser Verfassung erwischt hatte. Hastig wischte sie sich die Tränen ab und strich sich die zerzausten Haare glatt. Dann stand sie auf. »Sie sind bestimmt Sams Dad«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte noch vom Aufruhr der Gefühle. »Ich bin Elizabeth.«
    Schweigen. Wahrscheinlich fragte sich der Mann, was er sich dabei gedacht hatte, seinen Sohn der Obhut dieser Frau anzuvertrauen, einer Frau, die zuließ, dass ihr sechsjähriger Neffe um zehn Uhr abends die Haustür öffnete.
    »Tut mir Leid, ich hab Sie gar nicht klingeln hören«, meinte sie entschuldigend, zog ihre Strickjacke enger um sich und verschränkte die Arme. Sie wollte nicht zu ihm ins Licht gehen. Sams Vater sollte nicht sehen, dass sie geweint hatte. »Bestimmt hat Luke Ihrem Sohn schon Bescheid gesagt, dass Sie hier sind, aber …«
Aber was, Elizabeth?
»Aber ich ruf ihn lieber trotzdem noch mal«, murmelte sie lahm. Mit gesenktem Kopf überquerte sie den Rasen zum Haus und rieb sich mit der Hand über die Stirn, damit man ihre rot geweinten Augen nicht sehen konnte.
    Als sie die Küchentür erreichte, war sie von der Helligkeit erst einmal geblendet, hielt den Kopf aber auch deshalb weiter gesenkt, um den Mann nicht ansehen zu müssen. Alles, was sie von ihm sehen konnte, waren ein Paar blaue Converse-Sneakers und darüber eine reichlich verwaschene Jeans.

Vierzehn
    »Sam, dein Vater ist hier, um dich abzuholen!«, rief Elizabeth mit schwacher Stimme nach oben. Keine Antwort, nur das Getrappel kleiner Füße, die über den Treppenabsatz rannten. Sie seufzte und sah in den Spiegel. Aber sie erkannte die Frau nicht, die ihr dort entgegenschaute. Ihr Gesicht war geschwollen und aufgedunsen, die Haare vom Wind zerzaust und feucht, weil sie mit tränennassen Händen drübergestrichen hatte.
    Schließlich erschien Luke oben an der Treppe in seinem Spiderman-Schlafanzug, den er Elizabeth nicht waschen lassen wollte und stattdessen immer hinter seinem Lieblingsteddy George versteckte. Müde rieb er sich mit den Fäusten über die Augen und sah Elizabeth verwirrt an.
    »Häh?«
    »Luke, es heißt
wie bitte
und nicht
häh
«, korrigierte Elizabeth ihn und fragte sich dann, was das in ihrer gegenwärtigen Verfassung für eine Rolle spielte. »Sams Vater wartet immer noch. Könntest du Sam bitte sagen, er soll sich beeilen und

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