Zwischen Himmel und Liebe
runterkommen?«
Benommen kratzte Luke sich am Kopf. »Aber …« Er stockte und rieb sich das Gesicht.
»Was aber?«
»Sams Dad hat ihn abgeholt, als du im Gar…« Wieder unterbrach er sich, und sein Blick wanderte plötzlich über Elizabeths Schulter.
Dann breitete sich ein zahnloses Grinsen über sein Gesicht. »Oh, hallo, Sams Dad.« Er kicherte unkontrolliert. »Sam kommt gleich runter«, versprach er und rannte über den Treppenabsatz zurück.
Jetzt blieb Elizabeth nichts anderes mehr übrig, als sich langsam umzudrehen und Sams Vater anzusehen. Sie konnte ja schlecht weiterhin seinem Blick ausweichen, während er in ihrem Haus auf seinen Sohn wartete. Als Luke kichernd zu seinem Zimmer lief, sah er ihm etwas verwirrt nach, dann wandte er sich mit besorgtem Gesicht Elizabeth zu. Er lehnte am Türrahmen, die Hände in den Gesäßtaschen seiner verwaschenen Jeans, und obwohl er mit seinem blauen T-Shirt und der blauen Kappe, unter der ein paar Strähnen pechschwarzer Haare hervorlugten, sehr jung wirkte, merkte man bei genauerer Betrachtung, dass er ungefähr in Elizabeths Alter war.
»Kümmern Sie sich nicht um Luke«, sagte Elizabeth ein wenig verlegen. »Er ist heute Abend ein bisschen überdreht«, meinte sie und fügte hinzu: »Tut mir Leid, dass Sie mich im Garten in so schlechter Verfassung erwischt haben.« Schützend schlang sie die Arme um sich. »Normalerweise passiert mir so was nicht.« Mit zitternden Händen rieb sie sich die Augen und verschränkte dann schnell die Hände ineinander, damit Sams Dad das Zittern nicht sah. Ihre überschießenden Gefühle hatten sie total aus der Fassung gebracht.
»Ist schon okay«, erwiderte die sanfte tiefe Stimme. »Wir haben alle mal einen schlechten Tag.«
Elizabeth kaute auf der Innenseite ihrer Wangen herum und versuchte vergeblich, sich an ihren letzten guten Tag zu erinnern. »Edith ist zurzeit nicht da, wahrscheinlich sind wir uns nie begegnet, weil Sie sonst immer nur mit ihr zu tun hatten.«
»Oh, Edith«, lächelte er. »Luke hat schon oft von ihr erzählt. Er mag sie sehr gern.«
»Ja«, bestätigte Elizabeth mit einem schwachen Lächeln. Sie hätte gern gewusst, ob Luke auch manchmal ihren Namen erwähnte. »Möchten Sie vielleicht einen Moment Platz nehmen?«, fragte sie und deutete zum Wohnzimmer. Nachdem sie ihm etwas zu trinken angeboten hatte und mit einem Glas Milch für ihn und einem Espresso für sich selbst aus der Küche zurückkam, blieb sie erstaunt in der Wohnzimmertür stehen, denn Sams Dad hatte es sich in dem ledernen Drehsessel bequem gemacht und benutzte ihn als Karussell. Bei seinem Anblick musste sie unwillkürlich grinsen, und als er sie sah, grinste er zurück, stoppte, nahm ihr das Glas aus der Hand und ging hinüber zur Ledercouch. Elizabeth setzte sich auf ihren üblichen Platz in dem riesigen Ohrensessel, in dem sie beinahe verschwand, und hasste sich selbst dafür, dass sie hoffte, seine Turnschuhe würden keine Spuren auf dem cremefarbenen Teppich hinterlassen.
»Tut mir Leid, aber ich weiß gar nicht, wie Sie heißen«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme etwas lebhafter klingen zu lassen.
»Ich heiße Ivan.«
Sie verschluckte sich an ihrem Kaffee und hustete so heftig, dass er zum großen Teil auf ihrem Top landete.
Sofort war Ivan bei ihr und klopfte ihr auf den Rücken. Seine besorgten Augen starrten direkt in ihre, und seine Stirn legte sich in Falten.
Elizabeth kam sich reichlich dumm vor, sah schnell weg und räusperte sich. »Geht schon wieder«, murmelte sie. »Es ist komisch, dass Sie Ivan heißen, weil …« Sie stockte. Was sollte sie sagen? Wollte sie etwa einem Wildfremden erzählen, dass ihr Neffe sich Dinge einbildete? Trotz der Informationen aus dem Internet war sie nicht sicher, ob sein Verhalten normal war. »Aber das ist eine lange Geschichte«, meinte sie, wedelte wegwerfend mit der Hand und sah wieder weg, um noch einen Schluck Kaffee zu trinken. »Was machen Sie denn so, Ivan? Falls es Ihnen nichts ausmacht, mir das zu erzählen.« Der heiße Kaffee breitete sich in ihrem Innern aus und vermittelte ihr ein angenehm vertrautes Gefühl. Allmählich kehrte sie ins Leben zurück und tauchte aus dem Koma der Traurigkeit wieder auf.
»Man könnte sagen, ich beschäftige mich mit Freundschaft, Elizabeth.«
Sie nickte verständnisvoll. »Tun wir das nicht irgendwie alle, Ivan?«
Er ließ sich ihre Bemerkung durch den Kopf gehen.
»Und wie nennt sich Ihre Firma?«
Sofort leuchteten seine
Weitere Kostenlose Bücher