Zwischen Himmel und Liebe
die mit ihren roten Fähnchen wedeln, um einen neuen Spieler auf dem Feld zu begrüßen.
Als Brendan Egan langsam in seinem Traktor vorbeifuhr und sah, was sich auf dem ein Stück entfernten Feld abspielte, wäre er um ein Haar im Graben gelandet. Vor dem glitzernden Ozean und der strahlenden Sonne tollten zwei dunkle Gestalten im Gras umher. Eine davon war unverkennbar eine Frau, deren lange dunkle Haare im Wind flatterten. Sie jauchzte und schrie vor Vergnügen, während sie zusammen mit einem kleinen Jungen versuchte, die Löwenzahnsamen zu fangen, die im Wind herumsegelten. Brendan stoppte den Traktor und hielt den Atem an, so geschockt war er von dem Anblick, der ihm merkwürdig bekannt erschien. Es war, als beobachtete er einen Geist. Am ganzen Körper zitternd beobachtete er staunend die Szene, bis ein Hupen hinter ihm ihn aufschreckte und zum Weiterfahren drängte.
Um halb sieben am Sonntagmorgen fuhr Benjamin von Killarney zurück und genoss die Aussicht aufs Meer, als ein mitten auf der Straße stehender Traktor ihn zwang, heftig auf die Bremse zu treten. Auf dem Fahrzeug saß ein älterer Mann und starrte mit kreidebleichem Gesicht in die Ferne. Benjamin folgte seinem Blick. Als er Elizabeth Egan entdeckte, die mit einem kleinen Jungen auf einer Löwenzahnwiese herumtollte, breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. Sie lachte und jauchzte und hüpfte herum, wie er sie noch nie gesehen hatte. Statt ihrem üblichen schicken Hosenanzug trug sie Joggingsachen, ihre Haare waren offen und flatterten frei im Wind, nicht wie sonst in einem strengen Knoten eingesperrt. Er hätte nicht gedacht, dass sie einen Sohn hatte, aber er sah zu, wie sie ihn in die Luft hob, ihm half, etwas zu fangen, und ihn dann wieder herunterwirbelte. Der kleine blonde Junge kicherte vor Vergnügen, und Benjamin lächelte noch breiter. Die Szene gefiel ihm ausnehmend gut. Er hätte gern den ganzen Vormittag zugesehen, aber dann holte ihn ein Hupen hinter ihm zurück in die Gegenwart, und als der Traktor den Motor anließ und weiterfuhr, krochen sie beide hintereinander die Straße entlang. Aber sie beobachteten Elizabeth, solange es ging.
Leute zu erfinden und sonntagsmorgens um halb sieben auf einer Wiese herumzutollen – Benjamin konnte nicht anders, er musste lachen. Und er bewunderte die Lebensfreude und Energie dieser Frau. Anscheinend machte sie sich nie Sorgen darüber, was andere dachten. Als er auf dem kurvigen Sträßchen ein Stück weitergefahren war, konnte er sie noch besser sehen. Auf Elizabeths Gesicht lag ein Ausdruck reinen Glücks, und sie sah aus wie ein vollkommen anderer Mensch.
Zweiundzwanzig
Auf der Rückfahrt in die Stadt fühlte Elizabeth sich richtig kribbelig vor Glück. Zwei Stunden waren sie auf der Wiese umhergerannt und hatten Löwenzahnschirmchen gefangen, die sie auf Ivans dringenden Wunsch Jinny Joes nannten, und als sie dann irgendwann müde und völlig außer Puste waren, ließen sie sich einfach ins Gras sinken und atmeten tief die frische morgendliche Seeluft ein. Elizabeth konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so viel gelacht hatte. Genau genommen war sie eigentlich überzeugt, dass sie überhaupt noch nie so viel gelacht hatte.
Ivan schien über unerschöpfliche Energien und einen unersättlichen Appetit auf alles Neue und Aufregende zu verfügen. Seit langem war Elizabeth nicht mehr so ausgelassen gewesen, und Ausgelassenheit war etwas, was sie überhaupt nicht mit ihrem erwachsenen Leben in Bezug brachte. Sie hatte das Kribbeln der Vorfreude nicht mehr in ihrem Bauch gespürt, seit sie ein Kind gewesen war; sie hatte sich nie mehr so auf etwas gefreut, dass sie auf der Stelle hätte platzen können. Aber mit Ivan kamen alle diese Gefühle zurück. Die Zeit verging rasend schnell, wenn er da war, ganz gleich, ob sie auf einer Wiese herumtollten oder einfach nur schweigend nebeneinander saßen, wie sie das oft taten. Wenn sie mit ihm zusammen war, wünschte sie sich, die Zeit würde langsamer vergehen, und wenn er ging, wollte sie, dass er blieb. An diesem Morgen hatte sie eine Menge Löwenzahnsamen gefangen und unter ihren vielen Wünschen war auch der gewesen, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Sie wünschte sich, dass der Wind nicht nachließ, dass sie den Augenblick festhalten könnte, auch mit Luke.
Ihre Gefühle schienen ihr wie eine kindliche Besessenheit, so stark, aber doch auch mehr, denn das Gefühl hatte Tiefe. Sie fühlte sich in jeder
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