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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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klang wie vorhin, als sie Wes mit nacktem Oberkörper hatte vorbeijoggen sehen: lang, inbrünstig, sehnsüchtig. »Sehr romantisch. Kein Wunder, dass du nicht mit Sherman ausgehen willst.«
    Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, weil ich über das nachdachte, was sie gesagt hatte. Erst bei den letzten Worten horchte ich auf. »Sherman?«
    Kristy nickte. »So heißt der Freund von John und Craig. Er wohnt in Shreveport und ist auf Besuch da.«
    »Sherman aus Shreveport, hm?«, meinte ich. »Mit so einem willst du mich also verkuppeln?«
    »He, du kannst ein Buch doch nicht nur nach dem Cover beurteilen«, antwortete Kristy leicht beleidigt. Und als ich daraufhin einen viel sagenden Blick auf VERBOTEN warf, schnappte sie sich das Buch und schob es wieder unters Bett. »Du weißt genau, was ich meine. Vielleicht ist Sherman ja richtig nett.«
    »Bestimmt ist er das«, antwortete ich. »Trotzdem interessiert er mich nicht.«
    Kristy sah mich forschend an. »Natürlich nicht«, meinte sie nach einer Pause. »Warum auch? Schließlich hast du ja deinen eigenen, von aller Welt missverstandenen, sexy Piratennamens Silus Branchburg Turlock, nach dem du dich heimlich verzehren kannst.«
    »Wen?«
    »Ach, vergiss es.« Sie stand auf, rauschte ab und kurze Zeit später fiel die Badezimmertür mit einem vernehmlichen Knall ins Schloss. Ich warf einen Blick zu Monica rüber. Sie starrte   – wie immer mit vollkommen unbewegtem Gesicht   – in die Nacht.
    »Sherman aus Shreveport.« Wenn man es laut aussprach, klang es noch alberner.
    »Lass stecken.« Monica atmete tief und langsam aus.
    »Allerdings.«
    Trotzdem schlich ich mich um Viertel nach zehn   – als John, Craig und Sherman aus Shreveport in geheimer Mission vor dem Hexenhaus vorfuhren und nur einmal kurz verschwörerisch die Scheinwerfer aufleuchten ließen   – hinter Kristy die Verandastufen hinunter, während Monica leise die Tür hinter uns zuzog. Stella rührte sich nicht. Wir liefen auf den Wagen zu. Der Typ auf dem Beifahrersitz stieg aus, um Monica zu begrüßen. Kristy winkte dem Fahrer zu, der zurückwinkte und sich ebenfalls aus seinem Sitz schälte. Auf der Rückbank saß auch jemand, dessen Gesicht ich allerdings nicht erkennen konnte. Ich nahm nur eine Gestalt wahr, die an der Fensterscheibe lehnte.
    Kristy wandte sich mir zu und sagte im Flüsterton: »Deine letzte Chance, es dir anders zu überlegen.«
    »Tut mir Leid«, antwortete ich. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    Was sie mir nicht abkaufte, denn sie schüttelte bloß den Kopf und klemmte sich ihre Handtasche fester unter den Arm. »Du verpasst was, nicht ich«, meinte sie. Dennochfasste sie mich kurz am Arm, bevor sie näher an den Wagen herantrat. »Ruf mich morgen an.«
    »Mach ich«, versprach ich.
    Der Typ, der am Steuer gesessen hatte, lächelte ihr entgegen und öffnete die Tür hinter seiner. »Pass ein bisschen auf, wegen Sherman«, meinte er, als Kristy gerade einsteigen wollte. »Er hat seinen Feierabend bereits vor ein paar Stunden eingeläutet und ist schon ziemlich weg vom Fenster.«
    »Bitte?«, fragte Kristy.
    »Keine Panik.« Der Typ setzte sich wieder ans Steuer. »Wir sind uns ziemlich sicher, dass er schon alles wieder ausgekotzt hat, was er intus hatte. Dürfte also nichts mehr passieren.«
    Kristy warf erst einen Blick auf die zusammengesunkene Gestalt neben sich, dann zu mir rüber. Ich hob bloß die Augenbrauen. Achselzuckend zog sie die Tür hinter sich zu und winkte mir zum Abschied durchs Fenster zu, während das Auto rückwärts die Auffahrt hinuntersetzte und Richtung Straße entschwand. Leise tuckerte der Motor in der Dunkelheit davon.
    Alles in Stellas Garten fühlte sich so lebendig an. Es war, als könnte man spüren, wie alles wuchs, angefangen bei den leuchtend weißen Blüten, die mir von den Ranken über meinem Kopf zuwinkten, bis zu den kompakten, niedrigen Beerenbüschen, die den Gartenweg wie kleine Felsen säumten. Ich lief aufs Geratewohl weiter, vorbei an büschelweise Zinien, Petunien, einer Ansammlung Rosenbüsche, unter denen das Gras mit zerbrochenen kleinen weißen Eierschalen gesprenkelt war. Rechts von mir sah ich zwar das Dach des Hexenhäuschens und zu meiner Linken die Straße. Dennoch kam es mir so vor, als würde der Garten inseinem üppigen Wuchern, seiner Dschungelartigkeit beides an den Rand meines Sichtfelds drängen; als würden die Pflanzen sich um einen herum zusammenschließen, sobald man den Garten betreten hatte, sich dicht an den

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