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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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nebeneinander ohne irgendetwas zu sagen. Bis unvermittelt aus der Garage schallte:
    »Buh!«
    Worauf ein lauter Schrei ertönte. Bert! Klar, wer sonst?
    Delia stieß einen lauten Seufzer aus. »Also wirklich, Jungs!«, sagte sie.
    »Nummer zehn.« Wes’ Stimme. Bert brummte irgendwas, das ich nicht verstand. »Und glaub jetzt nicht, dass damit Schluss gewesen wäre«, fügte Wes hinzu.
     
    Auch auf der Party setzte sich unsere Glückssträhne fort, obwohl es zunächst so aussah, als hätten wir die üblichen Startschwierigkeiten. Denn als wir ankamen, mussten wir feststellen, dass die großen, mit Gas betriebenen Grills, die Delia bei ihrer Zulieferfirma bestellt hatte, nicht anspringen wollten, egal wie oft Wes es probierte.
    »Ich fasse es nicht!«, zischte Delia mir zu, während die ersten Gäste eintrudelten. »Der Kunde will eine Grillparty. Das bedeutet, man
kocht
draußen und man
isst
draußen, was sonst?«
    »Delia, nun sei   –«
    In dem Moment zischte etwas ungefähr zehnmal so laut wie Delia, aber es war nicht Delia, sondern der Grill, der plötzlich doch geruhte sich zu entzünden. Wie sich rausstellte,waren die Gaskartuschen bloß nicht richtig angeschlossen gewesen.
    Eine Stunde später. Ich hatte gerade eine letzte Runde mit Appetithäppchen gedreht, als Bert auffiel, dass wir nur einen Behälter mit fix und fertig vorbereiteten, rohen Hamburgern mitgebracht hatten anstelle von zweien. Uns fehlten also ungefähr hundert Stück.
    »Okay . . .« Delia vergrub das Gesicht in den Händen. »Einen Moment . . . ich muss nachdenken . . .«
    »Was ist jetzt schon wieder los?«, fragte Wes, der sich gerade einen weiteren Kasten Ginger Ale für die Bar holen wollte.
    »Wir haben nicht genug Fleisch für die Hamburger dabei«, antwortete ich. Wandte mich dann an Delia: »Komm, das wird schon reichen, die meisten Leute essen bestimmt nicht mehr als   –«
    »Drei Behälter sind nicht genug?«, fragte Wes irritiert.
    Delia nahm die Hände vom Gesicht. »Es sollten zwei Behälter mit«, sagte sie betont langsam.
    »Du hast gesagt drei«, antwortete Wes. »Ich weiß es ganz genau.«
    »Ich sagte zwei«, erwiderte sie mühsam beherrscht.
    »Nein, hast du nicht.«
    »Zwei!« Delia hob die Hand und hielt zwei Finger hoch. »Ich sagte, zwei Behälter.«
    »Aber wir haben
drei
mitgebracht.« Wes sprach ebenso langsam und beherrscht wie Delia. »Einer steht auf dem Servierwagen, die anderen beiden sind in der Kühlbox. Schau selbst nach, wenn du willst. Ist alles da.«
    Ich schaute nach. Es war wirklich alles da. Anstatt zu wenig Hackfleisch zu haben, das man nur noch auf den Grill schmeißen musste, hatten wir plötzlich mehr als genug.Und damit endete unsere unheimliche Glückssträhne immer noch nicht. Denn einmal stießen Bert und ich beinahe zusammen, was eigentlich in einer Katastrophe hätte enden müssen, da wir beide voll beladene Tabletts mit diversen Soßen, Gürkchen, Ketchup, Senf und so weiter trugen; aber da ich in allerletzter Sekunde ausweichen konnte, gab es keinen Zusammenstoß und die Katastrophe blieb aus. Die Eiswürfelzange war nirgends aufzutreiben, bis sie plötzlich in der Schublade unter jener, wo wir sie normalerweise aufbewahrten, auftauchte. Und so weiter und so fort.
    »Und trotzdem macht es mich nervös. Es läuft einfach zu glatt«, meinte Delia, als wir schließlich Zeit hatten, kurz durchzuatmen, uns an die Küchentür stellten und von dort aus in den Garten auf lauter gut gesättigte, gut gelaunte Partygäste blickten, die Essen, Trinken und Gesellschaft in vollen Zügen genossen.
    Worauf ich bloß »Delia!« sagte und zusah, wie Wes einer Frau im Spaghettiträgerkleidchen ein Glas Wein einschenkte; sie quasselte ununterbrochen auf ihn ein und unterstrich ihre sicher sehr bedeutsamen Worte mit ebenso bedeutsamen, weit ausladenden Gesten. Er nickte die ganze Zeit stumm vor sich hin, höflich, verständnisvoll; als wäre er von dem, was sie sagte, vollkommen fasziniert. Doch entging mir nicht, dass er, als er sich kurz wegbeugte, um ein paar Eiswürfel aus dem Behälter zu fischen, heimlich die Augen verdrehte.
    »Ich weiß, ich weiß.« Delia kaute am Nagel ihres kleinen Fingers. »Trotzdem merkwürdig, dass heute alles klappt.«
    »Vielleicht hast du es dir ja verdient«, meinte ich. »Als Generalbelohnung für die vielen Desasterveranstaltungen.«
    »Vielleicht. Trotzdem wünschte ich mir fast, uns würdezumindest ein kleines Missgeschick passieren. Mich würde das irgendwie

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