Zwischen jetzt und immer
Ähnlichem in den Backofen schieben, das Eis aus der Kühlbox holen, ihre Tochter trickreich zum Schlafen bringen. Und das Ganze innerhalb von drei Minuten. Es war so ähnlich wie bei ihrem Bittebittebitte-sei-so-lieb-okay-Mantra: Sie blieb beharrlich – und auf einmal bewegte sich der Karren millimeterweise aus dem Dreck. Sehr beeindruckend.
»Gut«, antwortete Monica knapp, trottete zum Mülleimer und verharrte einen Augenblick regungslos, bevor sie anfing ihr Tablett zu leeren – einzeln, schön eine Serviette nach der anderen.
Delia verdrehte die Augen. Ich schob ein Backblech in den Ofen.
»So schlimm ist es normalerweise nicht.« Delia öffnete einen weiteren Beutel mit Käsetörtchen. »Normalerweise sind wir viel effektiver und professioneller.«
Monica schnaubte. Delia warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
»Aber mein Babysitter hat kurzfristig abgesagt«, fuhr sie fort, »eine meiner Mitarbeiterinnen hatte urplötzlich was anderes vor und von da an hat sich alles gegen mich verschworen, falls du weißt, was ich meine?«
Ich nickte. Und ob, dachte ich. Was ich sagte, war: »Ja, ich glaube schon.«
»Macy? Hier bist du!« Meine Mutter stand im Türrahmen. »Alles in Ordnung?«
Obwohl sie die Frage an mich gerichtet hatte, galt sie in Wahrheit Delia. Was diese ebenso gut wusste wie ich; das merkte ich an der Art, wie sie die Käsetörtchen ausbreitete, nämlich dreimal so schnell wie bisher. Im Hintergrund hatte Monica mittlerweile den Müll von ihrem Tablett entsorgt und schleppte sich durch die Küche, wobei das Tablett träge gegen ihr Knie klatschte.
»Alles in Ordnung«, entgegnete ich. »Habe Delia bloß nach dem Rezept für die Krabbenpastetchen gefragt.«
Meine Mutter trat etwas näher und fuhr sich dabei mit der Hand durchs Haar – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich auf eine unmittelbar bevorstehende Auseinandersetzung einstellte. Ohne sie näher zu kennen, war Delia das offenbar auch klar; dennoch sah sie meiner Mutter erstaunlich gelassen entgegen, während sie sich an einem Geschirrtuch die Hände abwischte.
»Alle schwärmen vom Essen«, sagte meine Mutter, doch ihr Ton machte nur zu deutlich, dass als Nächstes ein Aber folgen würde. »Aber –«
»Mrs Queen.« Delia holte tief Luft, atmete hörbar wieder aus, legte eine Hand auf die Brust. »Bitte, Sie brauchen gar nichts weiter zu sagen.«
Mit gesenktem Kopf machte ich mich daran, ein weiteres Backblech mit Krabbenpastetchen herzurichten.
»Ich entschuldige mich in aller Form dafür, wie unorganisiert wir zu Beginn waren«, fuhr Delia fort. »Erst in letzter Minute stellte sich heraus, dass mir für heute Abend Servicepersonal fehlen würde. Was selbstverständlich keineEntschuldigung ist. Deshalb mein Vorschlag zur Güte: Sie haben ja bereits etwas angezahlt und den Rest der Rechnung vergessen wir. Dafür hoffe ich sehr, dass Sie meinen Catering-Service auch in Zukunft wieder in Anspruch nehmen oder es zumindest in Erwägung ziehen werden.«
Auf diese kleine Rede hin herrschte geschlagene fünf Sekunden lang Stille, die von Bert unterbrochen wurde, der durch die Küchentür stürmte und rief: »Mehr von den Minibrötchen, die gehen nämlich weg wie warme Semmeln.« Wobei er über seinen Kalauer von einem Ohr zum anderen grinste.
Delia lächelte ebenfalls, doch leicht verkrampft, wegen meiner Mutter. »Du brauchst nicht so zu brüllen, Bert, wir können dich auch so sehr gut hören.«
»Sorry«, meinte Bert.
»Hier.« Ich nahm ihm die leere Servierplatte aus der Hand und gab ihm eine volle, die ich soeben bestückt hatte. »Demnächst gibt’s auch wieder Krabbenpastetchen.«
»Danke.« Dann erst fiel ihm auf, mit wem er da sprach. »He, arbeitest du jetzt auch für uns?«
»Äh . . . nö.« Ich stellte die leere Platte ab. »Eigentlich nicht.« Und warf meiner Mutter einen Blick zu.
Sie hatte offensichtlich etwas Mühe mitzukommen und irgendwo zwischen Delias aufrichtiger Entschuldigung und meinem kurzen Gesprächspingpong mit Bert die Orientierung verloren. Doch nun wandte sie sich an Delia: »Danke für die Entschuldigung und für den Vorschlag wegen der Rechnung. Das erscheint mir mehr als fair. Das Essen ist tatsächlich köstlich.«
»Vielen Dank«, antwortete Delia. »Ich weiß Ihr Verständnis zu schätzen.«
Von nebenan drang in diesem Augenblick lautes Gelächter– ein fröhliches Partygeräusch. Meine Mutter wandte sich halb zur Tür um und wirkte auf einmal so erleichtert, als
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