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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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»Schieb drei davon in den Ofen, bereite die nächsten drei vor.«
    Monica drehte sich um   – und zwar nicht nur den Kopf, sondern den gesamten Körper   –, weil sie einen Blick auf den Ofen werfen wollte. Wandte sich dann wieder uns zu. Blickte Delia an. »Fleischklopse«, wiederholte sie, als wäre es ein Fremdwort.
    »Monica, wir machen jedes Wochenende dasselbe«, sagte Delia. »Kannst du nicht einfach mal versuchen, wenigstens etwas von dem zu behalten, das du am Wochenende vorher gelernt hast, bittebittebitte, sei so lieb, okay?«
    »Sie behält doch, was sie gelernt hat«, meinte Kristy leicht zerknirscht. »Sie ist bloß sauer auf mich, weil ich heute Abend die Superbremse war, und das ist ihre Art, es auszudrücken. Du weißt doch, dass sie Schwierigkeiten hat, ihre Gefühle zu zeigen.«
    »Könntest du ihr bitte helfen?«, fragte Delia, die schon wieder völlig durch den Wind wirkte. »Mit den Fleischklopsen, nicht mit ihren Gefühlen. Okay?«
    »Okay«, erwiderte Kristy frohgemut und ging durch die Tür, durch die Monica inzwischen verschwunden war.
    Delia stützte sich mit einer Hand den Rücken und sah mich leicht verwundert an. »Hallo. Macy, stimmt’s?«
    »Ja«, antwortete ich. »Anscheinend komme ich in einem ungünstigen Moment, aber   –«
    Delia unterbrach mich lächelnd: »Es gibt keinen günstigen Moment. Das ist in meinem Gewerbe nun einmal so. Aber es war meine Entscheidung, diesen Catering-Service zu übernehmen, also darf ich mich auch nicht beschweren. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich wollte bloß fragen . . .« Doch ich unterbrach mich. Plötzlich kam ich mir total dämlich dabei vor, ihre Zeit in Anspruch zu nehmen, wo sie gerade so viel um die Ohren hatte. Außerdem   – vielleicht war sie ja auch bloß höflich und nett gewesen, als sie mir anbot, ich könne für sie arbeiten. Andererseits war ich nun schon mal so weit gekommen, hatte mich nicht einmal von der steilen Auffahrt abschrecken lassen. Was hatte ich also zu verlieren? Schlimmstenfalls war ich den Berg umsonst hochgelaufen. Ich unternahm einen zweiten Anlauf: »Ich wollte bloß fragen, ob Ihr Angebot noch gilt. Wegen des Jobs, meine ich.«
    Bevor Delia antworten konnte, tauchte Kristy im Türrahmen auf. »Die Fleischklopse sind im Ofen«, verkündete sie. »Kann ich jetzt den Wagen hochholen?«
    Delia blickte die Auffahrt entlang nach unten und dann nach oben zum Haus, genauer gesagt zu den vorderen Fenstern, hinter denen sich der Salon befand. »Ob
du
den Wagen hochholen kannst? Nein.«
    »Ist doch bloß ein Minihügel.« Kristy verdrehte die Augen und sagte zu mir: »Ich bin eine miserable Autofahrerin, aber immerhin gebe ich es offen zu. Das ist doch schon mal was oder etwa nicht?«
    »Nein.« Delias Blick wanderte zwischen der Auffahrt und dem Haus hin und her; anscheinend wog sie das Für und Wider von Kristys Vorschlag ab. Schließlich zog sie einen Schlüsselbund aus der Schürzentasche. »Sobald der Wagen hier oben steht, fangt ihr an auszuladen, und zwar schnell«,sagte sie zu Kristy. »Und falls irgendwer meckert, tut einfach so, als hättet ihr keine Ahnung von den Vorschriften.«
    »Was für Vorschriften?« Kristy streckte die Hand aus, um den Schlüsselbund an sich zu nehmen.
    Doch Delia schwenkte den Arm, so dass der Schlüsselbund nicht mehr in Kristys Reichweite war, und hielt ihn mir hin. »Macy fährt. Basta. Keine Diskussion.«
    »Okay«, antwortete Kristy. »Kein Problem. Solange es endlich losgeht . . .«
    Sie drehte sich abrupt um und ging die Auffahrt hinunter, jeder Schritt ein beschwingter kleiner Hüpfer. Ich schaute ihr einen Moment nach und realisierte, dass man ihr nachschauen musste, denn sie hatte einfach was. Vielleicht lag es an den Stiefeln oder den Haaren oder dem Minirock oder an allem zusammen, aber für mich lag es an etwas ganz anderem. Kristy war wie ein Stromschlag, so kraftvoll und lebendig. Und ich konnte nicht anders als es wahrzunehmen   – vielleicht gerade deswegen, weil ich diese Qualität von mir selbst nicht kannte.
    Auch Delia blickte Kristy   – allerdings eher ermattet   – nach, bevor sie sich wieder an mich wandte: »Falls du den Job noch willst, kannst du ihn gern haben.« Sie drückte mir den Schlüssel in die Hand. »Geld gibt’s alle zwei Wochen freitags und in der Regel kann ich dir eine Woche vorher sagen, wann ich dich einsetzen möchte. Falls du weder schwarze Hosen noch weiße T-Shirts oder andere weiße Oberteile besitzt, besorg dir bitte

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