Zwischen jetzt und immer
Bert beleidigt. »Mein Geburtstag ist bald vorbei. Die Zeit läuft.«
Ich holte meinen Autoschlüssel aus der Tasche und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Dabei kam ich an Wes vorbei, der hinter dem Lieferwagen hervorgekommen war und nun wieder das Bertmobil ansteuerte.
»Schönen Abend noch«, sagte er. Ich nickte, doch bei dem Versuch, eine angemessene Antwort zu geben, verhedderte sich meine Zunge. Als ich endlich kapiert hatte, dass ich seine Worte einfach nur hätte wiederholen müssen, um genau das Passende zu sagen – was war bloß mit mir los? –, war der Moment auch schon vorbei: Wes hatte das Bertmobil erreicht und stieg ein.
Ich kam an dem weißen Lieferwagen vorbei. Delia schnallte sich gerade an. »Hast du gut gemacht, Macy. Wirklich toll.«
»Danke.«
Sie nahm einen Kuli vom Armaturenbrett, zog eine zerknüllte Papierserviette aus der Tasche, kritzelte etwas darauf. »Meine Telefonnummer«, sagte sie. »Ruf mich Montag an, dann kann ich dir sagen, wann ich dich gern das nächste Mal dabeihätte. Einverstanden?«
»Ja.« Ich nahm die Serviette, faltete sie zusammen. »Danke. Hat Spaß gemacht.«
»Ja?« Sie lächelte mich erstaunt an. »Das freut mich. Fahr schön vorsichtig, okay?«
Ich nickte. Sie ließ den Motor an und fuhr los. Ein letztes Hupen, dann bog sie um die Ecke.
Ich hatte gerade aufgeschlossen, als das Bertmobil neben meinem Auto hielt. Kristy saß hinten, drehte aber vorn amRadio rum. Die Sender wechselten rapide, von Popmusik zu atmosphärischem Rauschen zu den dröhnenden Bässen irgendeines Technostücks. Wes durchwühlte das Handschuhfach; Kristy blickte mich über seinen vorgebeugten Rücken hinweg an.
»Hast du Lust mitzukommen?«, fragte sie.
»Nein«, antwortete ich, »ich muss wirklich . . .«
In dem Moment drehte Kristy wieder am Sendersuchknopf und irgendwer jaulte plötzlich
Baaaaaby . . .!
– der Beginn einer bombastischen Schnulze. Bert und Wes zuckten simultan zusammen.
». . . nach Hause«, vollendete ich meinen Satz.
Kristy machte die Musik etwas leiser. Aber nicht viel. »Wirklich? Ich meine, willst du echt auf diese Erfahrung verzichten? Wie oft hat man schon die Chance, in einem Krankenwagen mitzufahren?«
Einmal zu oft, dachte ich.
»Ehemaliger Krankenwagen. Umgebaut und aufgerüstet«, grummelte Bert.
»Was auch immer«, meinte Kristy und sagte dann zu mir: »Komm schon, raff dich auf. Ein bisschen Leben kann nie schaden.«
»Ich sollte wirklich besser heimfahren«, antwortete ich. »Trotzdem, danke für das Angebot.«
Kristy zuckte die Schultern. »Wie du willst. Aber beim nächsten Mal bist du dabei, okay?«
»Okay«, antwortete ich. »Bestimmt.«
Ich blieb neben meinem Auto stehen und schaute zu. Wie Bert vorsichtig in der gegenüberliegenden Auffahrt wendete. Wie Wes die Hand hob und winkte, bevor sie endgültig davonfuhren. In einem anderen Leben hätte ich es möglicherweise fertig gebracht, hinten in einen Krankenwageneinzusteigen, ohne dauernd an das bewusste andere Mal zu denken. Aber es wäre ein Risiko gewesen und mit Risiken hatte ich in letzter Zeit kein Glück; um mir das in Erinnerung zu rufen, brauchte ich bloß heimzufahren und einen Blick auf meinen Computerbildschirm zu werfen. Deshalb tat ich, was ich in letzter Zeit immer tat: das Richtige. Doch vorher warf ich noch einen letzten Blick in den seitlichen Rückspiegel und sah, wie das Bertmobil in einiger Entfernung abbog. Erst als sie weg waren, ließ ich den Motor an und fuhr heim.
Kapitel 5
Lieber Jason,
ich habe deine E-Mail bekommen und muss gestehen, ich war sehr überrascht, als ich merkte, dass du anscheinend das Gefühl hast, ich hätte
Lieber Jason,
ich habe deine E-Mail bekommen. Es wäre schön gewesen, wenn du mir vielleicht etwas eher gesagt hättest, dass du findest, unsere Beziehung ist
Lieber Jason,
ich habe deine E-Mail bekommen. Ich fasse es ehrlich gesagt nicht, dass du mir so was antust, nur weil ich
Ich liebe dich
geschrieben habe. Die meisten Menschen, die zusammen sind, können das
Nein, dachte ich, und noch mal nein. So definitiv nicht.
Montagmorgen. Seit zwei Tagen mühte ich mich damit ab, eine Mail an Jason zu entwerfen, war allerdings noch keinen Schritt weiter als zu Beginn. Es lag vor allem am Ton; seine Mail war so kalt, sachlich und gefühllos gewesen, dass ich bei jedem Anlauf unwillkürlich seinen Stil zu kopieren versuchte, es jedoch einfach nicht hinkriegte. Und genauda lag das Problem. Egal wie
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