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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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sie mitzunehmen. Doch plötzlich hielt ich mitten in der Bewegung inne und ließ die dünnen Glitzerträger durch meine Finger gleiten. Das Teil war so anders als alles andere, was ich besaß   – kein Wunder, dass es meiner Mutter sofort aufgefallen war. Und deshalb hätte ich es Kristy eigentlich noch am selben Abend zurückgeben müssen. Doch aus genau diesem Grund würde ich es überhaupt nicht mehr zurückgeben. Stattdessen versteckte ich es in der untersten Schublade, wo es außer mir niemand finden würde.
     
    Am Sonntagabend wollte meine Schwester für uns drei kochen. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie dafür Rauke brauchte. Ich wusste zwar nicht genau, was das war; trotzdem bestandsie darauf, dass ich mit einkaufen kam. Ich sollte ihr nämlich helfen, das Zeug zu finden.
    Wir fuhren also zum Markt und machten uns auf die Suche. Als Erstes liefen wir durch den mittleren Gang. Meine Schwester erklärte mir gerade detailliert den Unterschied zwischen Rauke und sämtlichen anderen Salatsorten, als ich auf einmal Wes entdeckte. Mist, dachte ich, und strich mir unwillkürlich übers Haar, das ich ausgerechnet an dem Tag noch nicht gewaschen hatte. Was mir eigentlich gar nicht ähnlich sah. Aber Caroline hatte ja unbedingt direkt nach dem Frühstück losfahren wollen; offenbar rechnete sie mit einem massiven Andrang auf exotisches Grünzeug und hatte Angst, wir würden nichts mehr abbekommen, wenn wir zu spät auf dem Markt auftauchten. Bei den ungewaschenen Haaren hörte das Problem allerdings noch nicht auf: Als Nächstes wanderte meine Hand zu meinem Uralt-Shirt, einem Relikt aus Wettkampfzeiten, als ich bei jedem Lauf ein Shirt mit dem Logo des Veranstalters bekommen hatte. Shorts und Flipflops vervollständigten meine exquisite Garderobe, denn ich hatte mich natürlich in die erstbesten Klamotten geschmissen ohne daran zu denken, dass ich beim Einkaufen zufällig irgendjemanden treffen könnte, den ich kannte. Von Wes ganz zu schweigen. Wenn wir zusammen arbeiteten, sah ich in der Hitze des Catering-Gefechts auch manchmal ganz schön zerrupft aus, aber da war ich nicht die Einzige. Hier und jetzt dagegen, in einer normalen Alltagssituation, überfielen mich schlagartig alle meine alten Unsicherheiten.
    ». . . auf keinen Fall mit Feldsalat zu verwechseln«, erklärte Caroline gerade. »Das ist etwas ganz anderes.«
    Wes stand, umgeben von Skulpturen, am Ende der Reihe von Verkaufsständen und unterhielt sich mit einer Frau, dieeinen großen Schlapphut trug und ihr Scheckheft in der Hand hielt. Als ich genauer hinsah, merkte ich, dass alle Skulpturen in sich beweglich waren, wie Windspiele. Es gab eine sehr große, an der ein VERKAUF T-Schild befestigt war, und einige kleinere. Die einzelnen Komponenten drehten sich im Luftzug mal rechtsherum, mal linksherum.
    Ich schlug einen Haken, was dazu führte, dass ich abrupt vor einem Stand mit gehäkelten Topflappen und selbst gebackenen Napfkuchen endete, während Caroline weiter geradeaus lief und dabei nach wie vor über Salatsorten dozierte. Sie brauchte etwa eine Sekunde, um zu kapieren, dass ich mich abgesetzt hatte. Doch dann drehte sie um und kam auf mich zu.
    »Was ist denn los, Macy?«, fragte sie leicht gereizt und entschieden zu laut. Zumindest fand ich das.
    »Nichts.« Ich hielt einen der Topflappen hoch. »Die sind doch ganz schön, oder?«
    Caroline warf nur einen Blick auf den Topflappen (orange, mit Pailletten bestickt   – schön ist was anderes) und fixierte mich scharf. »Okay, was ist los? Erzähl’s mir.«
    Ich blickte an ihr vorbei unauffällig Richtung Wes, in der wilden Hoffnung, er wäre vielleicht ebenfalls losgezogen, um Rauke aufzutreiben, oder zumindest mit der Frau zu ihrem Wagen gegangen, um ihr beim Tragen der Skulptur zu helfen. Aber nein, Pech gehabt. Im Gegenteil   – er blickte zu uns herüber.
    Zu mir, um genau zu sein. Die Frau mit dem Schlapphut war verschwunden. Wes stand einfach bloß da und sah mich an. Hob die Hand, winkte grüßend. Ich legte den Topflappen wieder zu seinen ästhetisch ebenso ansprechenden Gefährten und spürte, dass ich knallrot wurde.
    »Macy, was ist los mit dir? Alles in Ordnung?« Carolinemusterte mich durch ihre Designer-Sonnenbrille hindurch forschend, bevor sie den Kopf wandte, um nachzusehen, was mich so heiß hatte erröten lassen. Ich folgte ihrem Blick; er wanderte über Verkaufstische mit Zuckermais, frischem Ziegenkäse und Hängematten, bis sie schließlich nur einen Laut ausstieß:

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