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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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diese ebenfalls zu und hängte sie sich wieder über die Schulter. »Okay, dann reden wir mal über Geld«, sagte sie zu Wes.
    Ich stand mit meinem Engel ein wenig abseits und sah zu, wie sie die verschiedenen Skulpturen durchgingen, um über Preise zu verhandeln, was allerdings des Öfteren durch einen kleinen Vortrag Carolines über die Bedeutung dieser oder jener Skulptur unterbrochen wurde, während Wes höflich zuhörte. Als das Ganze endlich vorbei war, hattemeine Schwester drei Engel erworben, unter anderem den mit dem Cola-Schild und dem Kronkorken-Heiligenschein, sowie Wes seine Telefonnummer abgeluchst, weil sie fest vorhatte, einen Termin mit ihm zu vereinbaren. Bei nächster Gelegenheit wollte sie zu ihm in die Werkstatt rausfahren und seine größeren Stücke begutachten.
    »Ein Schnäppchen«, sagte sie, riss einen Scheck über eine nicht unbeträchtliche Summe aus ihrem Scheckheft und gab ihn Wes. »Wirklich, du solltest mehr für deine Sachen verlangen.«
    »Wenn ich meine Skulpturen mal woanders ausstellen könnte, dann vielleicht.« Er faltete den Scheck zusammen, steckte ihn in die Tasche. »Aber wenn man von hausgemachten Backwaren umzingelt ist, darf man es mit den Preisen nicht übertreiben.«
    »Du wirst bestimmt mal richtige, hochwertige Ausstellungen haben.« Caroline klemmte sich zwei ihrer Engel unter den Arm. »Das ist bloß eine Frage der Zeit.« Sie blickte auf die Uhr. »Macy, wir müssen dringend los. Ich habe Mama gesagt, wir wären mittags wieder daheim, damit wir genug Zeit haben, uns noch ein paar weitere Farben anzuschauen.«
    Ich hatte das dumpfe Gefühl, meine Mutter würde nicht allzu traurig sein, wenn ihr das erspart blieb. Schließlich hatte sie schon heute Morgen beim Frühstück ausgesehen wie bei einer Wurzelbehandlung, als sie mit Caroline   – die sie sanft, aber beharrlich dazu gebracht hatte mitzumachen   – Kataloge wälzen musste, um Fenster und ein Oberlicht auszusuchen. Aber selbst wenn ich Caroline darauf aufmerksam machte, dass meine Mutter vermutlich gut auf Muster und Ähnliches verzichten konnte   – bringen würde es sowieso nichts. Deshalb hielt ich den Mund, zumal meineSchwester gerade schon wieder was anderes im Kopf hatte, nämlich einen Engel mit einem Heiligenschein aus Heftzwecken, der ihr bisher entgangen war.
    »Vielen Dank noch mal für den Engel«, sagte ich zu Wes.
    »Danke dir, dass du deine Schwester vorbeigebracht hast. Ich habe ein gutes Geschäft gemacht.« Er warf einen Blick zu Caroline hinüber, die immer noch völlig verzückt vor dem Heftzwecken-Engel hockte.
    »Das liegt an ihr, nicht an mir.«
    »Schon klar«, meinte er. »Trotzdem danke.«
    »Entschuldigung«, rief eine Frau, die neben der großen Skulptur stand, mit lauter, schriller Stimme. »Haben Sie von denen noch mehr?«
    Wes blickte zu ihr hinüber. »Ich glaube, ich muss.«
    »Ja, lauf. Bis bald«, sagte ich.
    »Okay. Man sieht sich.«
    Ich blickte ihm nach, während er auf die Frau zuging und sich höflich ihre Fragen anhörte. Dann betrachtete ich den Engel in meiner Hand. Fuhr mit dem Finger die glatt geschliffenen Glasscherben an seinem Heiligenschein entlang.
    »Können wir?«, fragte Caroline hinter mir.
    »Ja«, antwortete ich.

Kapitel 9
    »Also
das
macht mich allmählich wirklich nervös«, sagte Delia mit gedämpfter Stimme. Worauf ich nur zustimmend nicken konnte; wir standen nebeneinander in der Küche und sahen durch die Tür zum Salon hinüber. Wir waren also beide nervös, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Delia bangte um die zerbrechlichen, wertvollen Antiquitäten, von denen es in diesem Haus auf jeder freien Fläche wimmelte, denn Monica war soeben mit einem Tablett Weingläser hinausmarschiert   – volle Weingläser auf einem voll beladenen Tablett. Ich dagegen hatte ein ganz anderes Problem, denn knapp einen Meter von der Tür entfernt, durch die auch ich demnächst gehen musste, um zu servieren, standen Jasons Eltern. Sozusagen in idealer Grabscher-Position.
    Bisher hatte ich noch nicht rausgemusst, weil ich in der Küche gestanden und zusammen mit Wes in Windeseile Garnelen gepult hatte   – so schnell zwei menschliche Wesen überhaupt Garnelen pulen konnten. Das war nötig geworden, weil Delia es vergessen hatte. Und vergessen hatte sie es wiederum wegen einer mittleren Krise, die sich unter anderem deswegen zusammengebraut hatte, weil ihre großartigen Profiöfen sich heute nicht hatten anschalten lassen.
    In diesem Moment hörte ich

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