Zwischen Krieg und Terror
bedeutende Lieferverpflichtungen nach China und Indien. Allein »Sinopec«, Chinas gröÃter Gasverarbeiter, wird in den nächsten 25 Jahren 250 Millionen Tonnen Flüssiggas im Wert von 80 Milliarden Euro aus Iran beziehen. China ist dringend auf die Lieferungen aus dem Iran angewiesen, da mehrere Kraftwerke bereits heute aus Gasmangel nicht betrieben werden können. Seit Januar 2006 ist Iran Chinas gröÃter Ãllieferant. Auch mit Indien existieren Lieferverträge über eine Laufzeit von 25 Jahren. Und mit einem japanischen Ãlkonzern verhandelt Iran über die ErschlieÃung eines der gröÃten noch nicht genutzten Ãlfelder der Welt, in dem 26 Milliarden Barrel des schwarzen Goldes vermutet werden.
In dieser Ostorientierung sieht die Staatsführung in Teheran eine Möglichkeit, die langfristige Wirtschaftsentwicklung des Landes zu sichern, trotz der BoykottmaÃnahmen seitens der USA und der EU-Staaten. China gilt bei einigen reichen Iranern bereits als Geheimtipp für Investitionen und als Anlageparadies für Schwarzgeld. Denn im Falle von Sanktionen müssen auch Gegner Ahmadinejads damit rechnen, dass ihre Auslandsanlagen eingefroren oder beschlagnahmt werden. Deshalb wenden sie sich nach China als vermeintlich sicheren Ort, wo sie keine Sanktionen zu befürchten haben.
Ideologische Ãberlegungen treten bei offiziellen Beziehungen mit ehemals sozialistischen Staaten zunehmend in den Hintergrund. China und Russland, in den Tagen der Revolution wegen ihrer politischen Systeme abgelehnt, sind heute willkommene Bündnispartner. Iran strebt sogar die Mitgliedschaft in einer Organisation an, zu der sich Russland, China sowie die zentralasiatischen Republiken Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan zusammengetan haben. In der »Shanghai Cooperation Organization« (SCO), deren Gebiet die Hälfte der Weltbevölkerung umfasst, hat Iran neben Indien, der Mongolei und Pakistan bereits einen Beobachterstatus.
Bei der Führung in Teheran geht man auch davon aus, am Wirtschaftsaufschwung in Asien profitieren zu können. Analysten prognostizieren, dass in einigen Jahren China die Produktion der USA und Indien die der EU übertreffen werden. Und die Islamische Republik verhehlt ihre Bereitschaft nicht, wichtigster Energielieferant dieser Staaten zu werden. Für die Führung in Teheran bedeutet eine Organisation wie die SCO auch eine Art Rückversicherung gegenüber den Versuchen der Staaten des Westens, das Land zu isolieren.
Irans Suche nach langfristigen Kooperationspartnern wird auch bei der Ausbeutung des gröÃten Gasfeldes der Welt deutlich, in dessen ErschlieÃung und Verarbeitung umgerechnet fünfundzwanzig Milliarden Euro investiert werden. Es laufen Verhandlungen unter anderem mit »Patronas« aus Malaysia und mit den europäischen Firmen »Shell«, »Total« und »BP« über die Herstellung und Verschiffung von Flüssiggas. Wegen der zunehmenden Querelen um das iranische Atomprogramm halten sich die europäischen Firmen seit dem Sommer 2005 merklich zurück. Umso bedeutsamer wird die Rolle fernöstlicher Firmen für die Gasproduktion der Islamischen Republik. Nur sie verfügen über die Mittel für so gewaltige Investitionen, die erforderlich sind, um langfristig Förderung, Verarbeitung und Transport von Ãl und Gas zu sichern.
Derzeit hat Iran trotz des Widerstands der USA die ersten Schritte unternommen, um eines seiner GroÃprojekte im Osthandel zu verwirklichen. Für vier Milliarden Euro wird eine so genannte Friedenspipeline gebaut. Ab 2009 sollen durch deren 2775 Kilometer lange Rohre jährlich 35 Milliarden Kubikmeter Gas aus den Raffinerien des südiranischen Assalouyeh nach Pakistan und Indien gepumpt werden. Bis heute wird die Pipeline jedoch nur auf iranischem Territorium gebaut: Indien steht unter dem Druck seitens der USA, sich nicht mehr an dem Projekt zu beteiligen. Langfristig lieÃe sich diese Pipeline bis in die chinesische Provinz Yunnan verlängern. Ein entsprechender Vorschlag wurde bereits von Pakistans Präsident Pervez Musharraf gemacht, der seinem Land auf diese Weise Transitgebühren in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro sichern möchte. 32
In einem konkurrierenden Projekt, das von den USA unterstützt wird, soll turkmenisches Gas durch Afghanistan nach Pakistan befördert werden. Der Baubeginn dieser im Jahre 2002
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