Zwischen Krieg und Terror
Stellvertreterkrieg mit Israel verwickelt werden könnte. Angesichts der libanesischen Katastrophe sollten Diplomaten alles daransetzen, ein noch gröÃeres Desaster in der Golfregion zu verhindern.
Die islamische Führung in Teheran muss dafür gewonnen werden, an der Lösung aller Probleme im Nahen und Mittleren Osten mitzuarbeiten. Die Chancen sind nicht groÃ, doch ein Versuch könnte sich lohnen. Ich habe persönlich gehört, wie ein Mitglied des iranischen Nationalen Sicherheitsrats genau diese Bereitschaft einem westlichen Politiker in Aussicht gestellt hat. Als Gegenleistung erwartet die Islamische Republik allerdings Sicherheitsgarantien und eine Normalisierung der Beziehungen zu Washington. Denn nur ein Ausgleich mit den USA kann der Islamischen Republik den äuÃeren Druck nehmen und ihr somit die Möglichkeit bieten, eine partnerschaftliche Politik zu entwickeln.
Zweiter Teil
Der Krieg gegen den Terror
4
Der Irak versinkt in Chaos und Anarchie
Mit dem Aufbau eines demokratischen Irak will der amerikanische Präsident Bush in seinem Feldzug gegen den Terror einen entscheidenden Erfolg erzielen. Doch im Land herrscht das blanke Chaos, die US-Streitkräfte kämpfen gegen Aufständische und Terroristen - zudem sind sie in einen Krieg verwickelt, mit dem sie nicht gerechnet hatten. Die Politik der USA droht zu scheitern. Denn ihre Präsenz in Afghanistan und Irak schwächt die Terrorkräfte nicht - im Gegenteil: In der Folge der Kriege nimmt deren Einfluss im gesamten Mittleren Osten sogar zu.
Dabei hatten die US-Streitkräfte 2001 das Kabuler Taliban-Regime ohne groÃe Gegenwehr aus dem Land gejagt und auch Iraks Diktator Saddam Hussein im Frühjahr 2003 binnen nur drei Wochen gestürzt. »Mission accomplished« - »Mission vollendet« -, war das Motto des Auftrittes, bei dem Bush nach dem Einmarsch in den Irak triumphierend Bilanz zog. 1 Seinen Auftritt auf einem Flugzeugträger lieà er medienwirksam inszenieren. Dabei beendeten die US-Soldaten nur eine vermeintlich begrenzte militärische Mission, deren Auswirkungen sich langfristig als Rückschlag erweisen werden.
Drei Jahre nach dem Sieg über Saddam Husseins Armee werden in dem Land immer mehr Menschen getötet, immer mehr müssen fliehen, und der Bürgerkrieg - denn als solchen kann man ihn mittlerweile bezeichnen - in der Region Bagdad weitet sich aus. Anhänger Saddam Husseins, Nationalisten, Islamisten und Terroristen verhindern den Aufbau eines demokratischen Irak. 150 000 ausländische Soldaten und 220 000 irakische Polizisten, Sicherheitsbeamte und Angehörige der Streitkräfte sind nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
Auslöser für diesen Bürgerkrieg war eine von Terrorkommandos initiierte Attentatswelle. Selbstmordattentäter zünden Bomben zwischen schiitischen Pilgern, jagen sogar deren Moscheen in die Luft und belasten das ohnehin hochexplosive Verhältnis zwischen den Anhängern der beiden Glaubensrichtungen bis an die Grenze des Erträglichen. Meist bleiben die Drahtzieher der Attentate unerkannt im Hintergrund. Denn Bekennerschreiben oder Videobotschaften werden nur nach Anschlägen gegen US-SOLDATEN verbreitet. Aktionen gegen Schiiten und deren Heiligtümer sind nicht populär und werden auch von den meisten Sunniten abgelehnt. Aufgrund dessen versuchen die Terrorkommandos, ihre Spuren zu verwischen - bis auf die irakische »Sektion« von Al Kaida. Diese Gruppierung ruft in ihren Veröffentlichungen unverhohlen zum Kampf gegen Schiiten auf, die als Feinde zu behandeln seien, da sie mit den ausländischen Besatzungstruppen zusammenarbeiteten.
Der Hass zwischen den beiden Glaubensrichtungen steigert sich rapide, weil schiitische Milizen insgeheim Todesschwadrone bilden und Hunderte von Sunniten ermorden. Maskierte erschieÃen ehemalige Geheimdienstmitarbeiter, Richter oder Kader der Baath-Partei, ohne dass sie gefasst werden, geschweige denn, dass ihnen der Prozess gemacht wird. Mit dieser Selbstjustiz und Terroraktionen gegen Andersdenkende beschleunigen die Schiitenmilizen eine Eskalation der Gewalt bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Das neue irakische Militär und die Polizeikräfte sind zu schwach, um die Kämpfe zu beenden. In der irakischen Hauptstadt werden die US-Truppen nicht abgezogen, sondern sogar noch verstärkt, um ein Ausufern der blutigen
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