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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gezwungen, sich ihre Sachen selbst zusammenzusuchen und auch auf Miss Rogers Hilfe beim Anziehen zu verzichten.
    Es war bereits halb zwölf, als es ihr gelang, das Haus zu verlassen. Sie stand vor der Tür, atmete tief die frische saubere schottische Luft ein und machte sich auf den Weg. Vielleicht war es der unterdrückte Groll auf sich selbst oder auf alle Leute, die sich in diesem Haus befanden - jedenfalls verbrachte sie mehrere Stunden damit, spazierenzugehen.
    Obwohl das Haus selbst in vielerlei Hinsicht einer Auffrischung bedurfte, war der Park einfach himmlisch. Es gab einen wilden Garten, der offenbar so genannt wurde, weil er weitgehend natürlich geblieben war. In einem anderen Teil des Parks hatte man Bäume und Hecken in Form von Tieren zurechtgeschnitten, und Claire mußte lachen, als sie die Gebilde betrachtete. Die drei Blumengärten waren von Mauern umgeben, und im Obstgarten standen zwei reizende Gartenhäuschen, in denen man sich ausruhen konnte und einen herrlichen Blick auf die Hügel in der Ferne hatte.
    Als Claire um halb vier Uhr nachmittags ins Haus zurückkam, war sie müde, hungrig und glücklich. Die Stunden im Freien und die Bewegung hatten ihr gutgetan.
    Als sie in ihr Zimmer kam, erwartete sie Miss Rogers mit ihrem üblichen sauertöpfischen Gesicht. »Ich sterbe vor Hunger«, verkündete Claire vergnügt.
    »Lunch gibt es von eins bis zwei.«
    »Ja, ich weiß, und es tut mir leid, daß ich ihn versäumt habe.« Sie fragte sich im stillen, ob der Lunch wohl ebenso entzückend verlief wie das Frühstück. »Lassen Sie mir etwas auf einem Tablett heraufbringen.«
    »Ihre Gnaden erlauben es nicht, daß Essen aufs Zimmer gebracht wird, außer im Krankheitsfall. Die Dienerschaft hat auch ohne solche Extravaganzen genug zu tun.«
    Claire lag die Antwort auf der Zunge, daß die Dienerschaft für ihre Arbeit bezahlt wurde, verkniff sich dann aber diese Bemerkung. »Dann sagen Sie eben den Leuten in der Küche, daß ich krank wäre, und lassen Sie ein Tablett für mich herrichten. Ich bin viele Meilen gegangen und hungrig.«
    »Ich kann nicht gegen die Anweisungen Ihrer Gnaden verstoßen«, sagte Miss Rogers.
    Einen Moment lang sahen sich die beiden Frauen an, und Claire wußte, daß diese verschrumpelte kleine Person gewinnen würde, weil Claire keine Probleme in diesem Haushalt schaffen wollte. Claires Intuition warnte sie, daß man es Harry hintertragen würde, wenn sie die Regeln brach, und daß Harry von ihr enttäuscht sein würde.
    »Ich werde mir mein Essen selbst besorgen«, sagte Claire wütend und stürmte an Miss Rogers vorbei aus der Tür. Zu Hause in New York, im Heim ihrer Eltern, hatte sie oft in der Küche gegessen, wenn sie von einem ihrer langen Spaziergänge oder einem Ausritt im Park zurückgekommen war.
    Sie brauchte eine Weile, bis sie die Küche fand. Jeder Lakai und jede Zofe, die sie danach fragte, blickten sie an, als hätte sie etwas Obszönes gesagt. Als sie endlich die Küche erreichte, war sie verärgert und hatte Kopfweh vor Hunger.
    Als sie vor der Tür anlangte, die die Quartiere der Dienerschaft vom Haupthaus trennte, hörte sie Gelächter, und lächelnd drückte sie die Tür auf. Die Männer, die mit hochgerollten Ärmeln das Silber putzten, starrten sie entsetzt an. Die Frauen, die das Geschirr abspülten, gafften mit offenem Mund. Als sie sich endlich bis zur Küche vorgearbeitet hatte und die Köchin auf einem Stuhl sitzen und ausgerechnet eine Zeitung lesen sah, hatte Claire das Gefühl, sie wäre ein Wesen von einem anderen Stern.
    »Ich bin spazierengegangen«, erklärte sie mit so entschiedener Stimme, wie ihr das unter diesen Umständen möglich war. »Und ich würde gern etwas essen.«
    Niemand sagte etwas, als hätte es ihnen allen die Sprache verschlagen.
    »Ich habe Hunger«, sagte Claire aufgebracht.
    In diesem Moment erschien der Butler und geleitete sie ruhig, aber entschieden aus der Küche.
    »Wenn Sie gestatten, Miss, würde ich Ihnen empfehlen, sich stets auf dieser Seite der Tür aufzuhalten«, sagte er, als spräche er mit einem ungezogenen Kind. »Wenn Sie etwas wünschen, brauchen Sie es nur Miss Rogers zu sagen, und sie wird dafür sorgen, daß Sie es auch bekommen.« Damit ließ er sie stehen.
    Claire fragte sich, ob es besser wäre, einen Wutanfall zu bekommen oder in Tränen auszubrechen. Sie gab keinem der beiden Impulse nach, sondern begab sich sehr leise und gesetzt in die Halle, wo sie sich nach einem Raum umschaute, in dem sie

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