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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sollten?« Claires Stimme troff vor Sarkasmus, aber Harry schien das nicht zu bemerken.
    »Tatsächlich meint sie, daß Frauen nur sehr wenig lesen sollten. Sie behauptet, das mache sie unzufrieden. Jetzt muß ich aber wirklich gehen, Liebling.« Er hauchte ihr rasch einen Kuß auf die Stirn und ging zur Tür.
    »Harry! Darf ich mitkommen?«
    Harry, der ihr den Rücken zugedreht hatte, rollte mit den Augen. Als er sich zu ihr wandte, lächelte er. »Liebling, ich nähme dich gern mit, aber du würdest dich zu Tode langweilen. Außerdem reiten wir, und der Arzt sagte, daß du deinen Arm vorläufig nicht belasten darfst. Bleib du lieber hier im Haus und vergnüge dich.«
    Claire versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. »Darf ich mir das Haus ansehen?«
    »Natürlich darfst du das«, sagte er im Ton eines vielgeplagten Mannes. »Du kannst machen, was du willst. Aber der Ostflügel des Hauses ist bewohnt. Du solltest die Leute lieber nicht stören, und der Westflügel ist baufällig und gefährlich. Aber ich muß jetzt wirklich los. Ich sehe dich dann beim Dinner.« Damit verließ er das Zimmer, ehe sie ihm noch eine Frage stellen oder eine Bitte vortragen konnte.
    »Ich kann machen, was ich will, ausgenommen reden, lesen, reiten oder mir das Haus betrachten, das eines Tages meins sein wird«, murmelte sie, verbot sich dann aber jeden weiteren Pessimismus.
    Zumindest stand es ihr frei, das Haupthaus zu erforschen, wenn schon nicht die Flügel, und sie wußte, daß sie zu allererst die Bibliothek sehen wollte. Sie bat einen Lakaien, ihr den Weg zur Bibliothek zu zeigen, und sobald sie dem Raum näher kam, lächelte sie. Sie konnte ein Lachen aus diesem Raum hören und war glücklich über dieses Geräusch.
    Aber sobald sie die Tür öffnete und den Raum betrat, verstummte dieses Lachen. Der Raum war voller Männer, die dicke Zigarren rauchten, Zeitung lasen oder sich unterhielten. Als die Männer sie sahen, erstarrten sie.
    Claire brauchte nicht die Kombinationsgabe eines Detektivs, um zu begreifen, daß dies ein »für Frauen nicht erlaubter« Raum war. Sie zog sich zurück und wäre dabei fast auf den Lakaien geprallt.
    »Ich glaube, was Sie suchen, ist der Goldene Salon, Miss.«
    Sie lächelte ihn dankbar an und folgte ihm durch drei Zimmer. Das Haus war im Stil des schottischen Architekten Adam eingerichtet, und überall boten sich ihren Blicken exquisite Details dar. Die Wände waren mit Seidenbrokat verkleidet, der bereits brüchig war vom Alter, aber dennoch nichts von seinem Reiz verloren hatte. Hier und dort entdeckte sie Sessel, die offensichtlich reparaturbedürftig waren.
    Der Goldene Salon verdankte seinen Namen zweifellos der Tatsache, daß er mit Blattgold überzogen war. Um die Spiegel rankten sich goldene Blätter, an der Decke befand sich vergoldeter Stuck - sogar die Möbel waren vergoldet. Acht Frauen befanden sich im Raum, alle waren um ein kleines Feuer geschart und beugten sich über einen Stickrahmen. Eine offenbar notwendige Beschäftigung, wie Claire mit einem Blick auf die zerschlissenen Bezüge der Sessel feststellte.
    Als Claire hereinkam, hatten die Frauen sich leise unterhalten, sie verstummten jedoch sofort, als sie ihrer ansichtig wurden. Claire hatte das untrügliche Gefühl, daß sie der Gegenstand ihrer Diskussion gewesen war. Niemand bemühte sich, sie in die Diskussion einzubeziehen, niemand schien auch nur im geringsten neugierig auf sie zu sein. Und so lächelte sie den Damen zu und ging im Zimmer umher - in der Hoffnung, die Ladies würden ihr Gespräch wiederaufnehmen. Aber das taten sie nicht, und so verließ Claire nach einer Weile den Salon.
    Sie begab sich in ihr Schlafzimmer und sagte zu Miss Rogers, daß sie beschlossen habe, einen Spaziergang zu machen und ihr braunes Straßenkostüm und ihre festen Schuhe benötige. Schock zeigte sich bei diesen Worten auf dem grauen Gesicht von Miss Rogers.
    »Was haben Sie denn?« fragte Claire müde. »Ist es mir nicht gestattet, spazierenzugehen?«
    »Ihre Gnaden sind der Meinung, daß Ladies nicht morgens, solange noch der Tau auf dem Gras liegt, Spazierengehen sollten. Sie müssen damit schon bis zum Nachmittag warten.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mein Vorhaben bis zum Nachmittag aufzuschieben. Ich möchte jetzt Spazierengehen.«
    Miss Rogers deutete mit einem Schniefen an, was sie über Claires Unverschämtheit dachte, und sie gab vor, weder das Kleid, das Claire tragen wollte, noch die Schuhe zu finden. Und so war Claire

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