Zwischen Leidenschaft und Liebe
einverstanden sind, den ich heiraten möchte. Mein Großvater hat diese Klausel in sein Testament geschrieben, weil er mit einer jüngeren Schwester schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Er hatte ihr ein Vermögen geschenkt, und sie lachte sich einen Spieler an und heiratete ihn. Der Mann gab jeden Penny aus, den meine Tante besaß.«
»Und was machte deine Tante dann?«
»Nachdem das Geld weg war, kam sie zu meinem Großvater zurück und wohnte bei ihm.«
»Und ich vermute, daß dein Großvater ihr, solange sie lebte, keinen einzigen Penny mehr geschenkt hat.«
»Müssen Sie immer so zynisch sein? Als mein Großvater starb, konnte sie von den Zinsen der Summe, die er für sie angelegt hatte, noch recht passabel leben. Aber mein Großvater schwor sich damals, daß er nie mehr einem Gigolo zu Geld verhelfen würde.«
»Er wollte seine Leute gern unter seiner Fuchtel haben, wie?«
»Er knüpfte an das Erbe, das er meinen Eltern überließ, keine Bedingungen«, gab sie wütend zurück.
»Du hast also jetzt zwei mittellose Eltern und eine Schwester, die nicht einen Penny vom Vermögen ihres Großvaters bekommen hat. Wer kassiert dein Treuhandvermögen ein, wenn du einen Mann heiraten würdest, der deinen Eltern nicht genehm ist?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie leise.
»Ich schätze, Harry paßt deinen Eltern«, sagte Trevelyan.
»O ja. Meine Mutter sagt, sie könnte sich nicht mal mit hundert Millionen in solche Gesellschaftskreise einkaufen. Und mein Vater meint, Harrys Freunde hätten die richtige Lebensart.«
»Du meinst, sie verbringen ihre Tage damit, Tiere umzubringen, und ihre Abende mit gutem Essen und Brandy?«
»Harry muß dieses große Haus verwalten und noch drei andere dazu! Damit ist eine Menge Arbeit verbunden.«
»Meine teure kleine, ach so arbeitsbewußte Amerikanerin, darf ich dich aufklären, daß Harry seinen Besitz ebensowenig verwaltet wie ich? Er hat Angestellte, die das für ihn erledigen. Wenn hier jemand etwas verwaltet, dann Harrys Mutter.«
»Das ist nicht wahr! Harry muß fast täglich geschäftlich verreisen.«
»Harry versteht unter Geschäftsreisen etwas anderes als du. Harry besucht nur Geschäfte, um sich etwas zu kaufen. Hast du dir das Haus mal näher angesehen? Es ist mit Gemälden, Möbeln und allerlei Zierat aus allen Stilepochen vollgestopft, und die Ställe mit Pferden und Equipagen. Die Herzoge dieses Hauses haben stets nur Frauen geheiratet, die reich waren, und ihre Zeit damit verbracht, Sachen zu kaufen und sich ein schönes Leben zu machen. Dazu ist Harry erzogen worden.«
»Willst du damit sagen -, daß Harry mich nur meines Geldes wegen heiratet?«
»Und heiratest du ihn nur, weil du eine Herzogin sein willst?«
»Nein, ich liebe Harry! Ich liebe dieses Haus und seinen Lebensstil. Ich liebe die Leute, die hier wohnen, und das Land!«
»Du liebst die Romantik. Du liebst das, was du für die Wahrheit hältst. Du liebst - wie ungemein passend - genau das, was sich deine Eltern wünschen, damit du eine Herzogin wirst, das Erbe deines Großvaters bekommst und deinen Eltern das Leben verschaffst, das sie führen wollen.«
»Ich mag dich nicht besonders.«
»Du magst Harry lieber?«
»Viel lieber. Er ist gütig und sanft und .. .«
»... sieht so gut aus.«
»Ja«, bestätigte sie trotzig und reckte das Kinn in die Luft.
»Das gute Aussehen von Harrys Familie hat es Generationen von MacArran — Herzögen ermöglicht, reiche Frauen zu heiraten.«
Claire schwieg einen Moment. »Und waren diese reichen Frauen, nachdem sie die MacArran — Herzöge geheiratet hatten, glücklich?«
»Größtenteils ja. Nach allem, was ich hörte, sollen die MacArran — Herzöge hervorragende Liebhaber und wider Erwarten ihren Frauen zumeist treu gewesen sein.«
»Mehr kann eine Frau doch nicht verlangen, oder?« sagte sie leise.
»Wenn ich eine Frau wäre, würde ich viel größere Ansprüche an einen Mann stellen«, gab er so laut zurück, daß man es im Nebenzimmer hören mußte.
Ihr gefiel die Wendung nicht, die das Gespräch genommen hatte. »Ich muß jetzt ins Haupthaus. Harry wird heute daheim sein, und ich möchte ihn sehen. Ich glaube, du bist jetzt wieder bei Kräften, und ich werde Oman sagen ...«
Er langte nach ihrer Hand, als sie an ihm vorbeikam, und hielt sie einen Moment fest. »Geh nicht weg«, flüsterte er.
Claire sah ihm in die Augen, und nur eine kurze Sekunde vermochte sie ihm bis auf den Grund seines Herzens zu schauen. Einen winzigen Moment
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