Zwischen Leidenschaft und Liebe
Parfümabteilung eines eleganten Kaufhauses bekam. Und dort lernte sie meinen Vater kennen, verliebte sich in ihn, heiratete ihn, und die beiden leben glücklich zusammen bis auf den heutigen Tag.«
»Ich verstehe«, sagte Trevelyan nach einer Weile. Sein Gesicht hatte nun nicht mehr diesen weichen, verführerischen Ausdruck, sondern wirkte konzentriert und angespannt, wie das immer der Fall war, wenn er ein Rätsel lösen mußte. »Die beiden haben sich die große amerikanische Freiheit, auf die dein Land so stolz ist, zunutze gemacht, erwarben ein riesiges Vermögen und machten aus dir eine reiche Erbin und Anwärterin auf einen Herzoginnen-Titel.«
»Das ist nicht ganz richtig.«
»Nein?« Er blickte sie mit Augen an, die, wie sie meinte, selbst eine Wand aus Metall durchbohrt hätten:
»Mein Großvater - der Vater meines Vaters - war auch unter dem Namen >Der Commander< bekannt.«
Trevelyan hob überrascht den Kopf und blickte sie mit flammenden Augen an.
»Wie ich sehe, ist dir der Name nicht ganz unbekannt«, sagte Claire und lächelte selbstgefällig, weil es ihr gelungen war, ihn zu beeindrucken.
»Was für ein glücklicher Zufall, daß sich deine Mutter ausgerechnet in den Sohn eines so reichen Mannes verlieben mußte.«
»Ja. Aber du kannst mich meinetwegen auslachen, wenn ich dir jetzt sage, daß mein Großvater gar nicht daran dachte, das frischgebackene Ehepaar mit Geld zu versorgen. Jedenfalls nicht mit nennenswerten Beträgen. Sie bekamen jährlich zehntausend Dollar.«
»Sie nagten also am Hungertuch.«
»Für jemanden, der unter so reichen Verhältnissen aufgewachsen ist wie mein Vater, war das wirklich nur ein Almosen«, entgegnete sie rasch.
»Aber ihn und deine Mutter hat das nicht gestört. Schließlich hatten die beiden ja noch ihre Liebe.«
Sie ließ sich durch seinen Zynismus nicht aus der Ruhe bringen. »Als mein Großvater vor fünfzehn Jahren starb, hinterließ er ungefähr dreißig Millionen Dollar. Er . . .«
»Bei so einer Summe fallen ein paar Millionen mehr oder weniger ja nicht ins Gewicht.«
». . . vermachte meinem Vater zehn Millionen, meiner Mutter ebenfalls zehn - mein Großvater hatte stets das Recht der Frau auf Unabhängigkeit vertreten - und mir die restlichen zehn als Treuhandvermögen.«
»Und was bekam deine anbetungswürdige Schwester?«
»Sie war damals noch nicht auf der Welt.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß auch so noch genügend Geld für sie übrigbleibt.«
Claire sagte nichts darauf.
Er studierte einen Moment lang Claires Gesicht. Sie hatte sich darangemacht, die Gegenstände auf dem Tisch neben dem Bett neu zu ordnen. »Und wo bleibt der Rest der Geschichte?« fragte er.
Sie wollte ihm nicht mehr verraten, als sie bereits gesagt hatte. Warum konnte er sich nie damit abfinden, eine Geschichte so zu akzeptieren, wie sie erzählt wurde? Warum mußte er immer wieder wühlen wie ein Hund, der unter der Oberfläche einen saftigen Knochen vermutet?
»Der Rest der Geschichte? Der ist rasch erzählt. Meine Eltern haben das geerbte Geld ausgegeben.«
Trevelyan machte ein Gesicht, das man nur mit dem Wort >entsetzt< beschreiben konnte.
Claire lächelte schwach. »Mein Vater ist ein Freund schöner Dinge. Und seine Hobbys sind Pferde, Brandy und Seereisen auf seiner Jacht.«
Ein Faulpelz also, dachte Trevelyan. »Und deine Mutter? Wie brachte sie es fertig, ihr Erbe auszugeben?«
»Ich denke, sie wollte der Gesellschaft angehören, zu der sie als kleines Kind keinen Zutritt hatte. Und deshalb baute sie sich ein Haus und gab Gesellschaften.«
»Sie gab zehn Millionen Dollar für Parties aus?« fragte er ungläubig.
»Meine Eltern steckten auch noch eine Menge Geld in meine Erziehung, und ich hatte immer alles, was ich mir wünschte. Das gleiche gilt für Brat.«
Trevelyan brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verdauen. »Und nun besitzt deine Familie also nur noch das Treuhandvermögen, das dein Großvater dir vermacht hat?«
»Ja.« »Und welche Ansprüche kannst du darauf erheben?«
»Seit dem Tod meines Großvaters bekam ich jedes Jahr ein Viertel der anfallenden Zinsen ausbezahlt.«
»Das bedeutet, daß du in Wahrheit für deine Erziehung und deine Ausbildung selbst aufgekommen bist.«
Sie ignorierte diese Bemerkung. »Und wenn ich heirate, bekomme ich das Kapital.«
»Ich will die ganze Geschichte hören!« rief Trevelyan. »Heraus damit!«
»Ich bekomme das Geld nur unter der Voraussetzung, daß meine Eltern mit dem Mann
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