Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
immer und ewig eine Außenseiterin bleiben würde.
    Harry nahm einen Liebesknochen vom Gebäckteller, biß davon ab und blickte Claire an. Claire fragte sich, ob Liebesknochen auf ihrer Liste der für Harry erlaubten Backwaren standen oder nicht. »Warum stehst du denn?« fragte er.
    Claire betrachtete die beiden - die alte Frau, die in dem Lehnstuhl saß, der ihr nun wie ein Thron erschien, und Harry, der mit gegrätschten Beinen auf der Armlehne hockte, wobei sein Kilt in die Höhe rutschte und seine kräftigen Beine zeigte - und hatte nur noch das schlichte Verlangen, davonzurennen. Die Herzogin betrachtete sie interessiert und wartete neugierig darauf, was für eine Antwort sie wohl auf Harrys Frage geben würde.
    »Ich kann im Stehen besser schreiben«, erklärte Claire.
    Die Herzogin hob eine Braue, um ihr eine gewisse Geistesgegenwärtigkeit zuzubilligen.
    »Hmm«, meinte Harry kauend, mit dem Verstand nicht ganz bei der Sache. »Und was schreibst du?«
    »Ich notiere Dinge, die dich betreffen«, erwiderte Claire und lächelte ihn an.
    Harry beugte sich wieder zu seiner Mutter hinunter und küßte sie auf die Wange. »Mein geliebtes Mädchen - du wirst doch Claire nicht mit meinen ganzen Kinderkrankheiten gelangweilt haben, oder?«
    »Ich habe nur versucht, mich um dein Wohlbefinden zu kümmern. Dafür sind Mütter schließlich da.« Sie warf ihm einen so liebevollen Blick zu, daß es Claire peinlich war, sie dabei zu beobachten. Er war zu persönlich, zu intim, als daß ein Dritter ihn hätte sehen dürfen.
    Harry drehte sich nun mit einem Lächeln zu Claire um. »Du wirst vermutlich schreckliche Geschichten über meine Mutter hören«, sagte er, wobei er an Trevelyan dachte, »aber du mußt wissen, daß sie nicht wahr sind. Sie ist die gütigste und liebenswürdigste Person auf der Welt, und ich bin sicher, daß du sie mit der Zeit ebenso lieben wirst wie ich.«
    Claire blickte die Herzogin an und sah das schlaue Lächeln auf ihrem Gesicht. Es war ein Ausdruck, der Claire sagte, daß sie ihren Sohn beherrschte und ihn immer beherrschen würde.
    »Ich muß jetzt gehen«, sagte Claire. »Ich ... ich habe meiner Mutter versprochen, sie noch vor dem Dinner zu besuchen.« Ihr war plötzlich so, als würde sie explodieren, wenn sie noch eine Sekunde in diesem üppig ausgestatteten Raum verharrte.
    Harry erhob sich von der Sessellehne. »Bleib, und ich werde frischen Tee bestellen. Du kannst Mutter alles von dem Pferd erzählen, das ich dir geschenkt habe. Du hast ihm noch nicht einmal einen Namen gegeben. Ihr beide könntet entscheiden, wie es heißen soll.«
    »Ich muß jetzt wirklich gehen, vielen Dank, Euer Gnaden, für ... für alles.«
    »Warte«, sagte Harry. »Ich begleite dich.«
    »Nein, bitte nicht«, sagte Claire. »Ich muß gehen.« Sie hatte den Punkt erreicht, an dem es ihr egal war, ob sie eine Unhöflichkeit beging. Sie wußte so genau, wie das Atmen zum Leben gehörte, daß sie dieses Zimmer verlassen mußte.
    Als sich die Tür hinter ihr schloß, hatte sie das Gefühl, endlich wieder Luft zu bekommen. Sie meinte, etwas Üblem und Schrecklichem entronnen zu sein. Als wäre sie aus einem bösen Traum erwacht und müßte aber feststellen, daß dieser Traum Wirklichkeit war.
    Sie durfte jetzt nicht den Kopf verlieren. Sie mußte sich überlegen, wie sie damit fertig wurde. Viele Frauen hatten furchtbare Schwiegermütter. Scherze über schlimme Schwiegermütter gehörten zum allgemeinen Gedankengut. Auch Witze über Mütter, die an ihren Söhnen hingen wie Kletten, gab es reichlich. Ihre eigene Mutter hatte manchmal sarkastische Bemerkungen darüber gemacht, daß Männer stets ihre Mütter unter allen weiblichen Wesen auf Erden am meisten liebten und keine Ehefrau mit der Mutter eines Mannes konkurrieren könne.
    Claire ging in ihr Zimmer zurück. So schrecklich war die Sache nun ja auch wieder nicht. Die alte Frau liebte ihren Sohn und wollte ihn angemessen verköstigt, bekleidet und versorgt wissen, wenn er krank wurde. Mehr hatte sie im Grunde ja nicht verlangt.
    In ihrem Zimmer entdeckte Claire, daß Miss Rogers das Kleid für das Dinner herausgelegt hatte. Claire löste mit einiger Mühe die Knöpfe auf ihrem Rücken, weil Miss Rogers nirgendwo zu finden war. Miss Rogers hatte ihren eigenen Tagesplan und rückte davon kein Jota ab. Sie hatte auf die Minute genau festgelegt, wann Claire sich zum Dinner umziehen sollte, und deshalb ließ sie sich vorher auch nicht blicken. Wenn diese verrückte

Weitere Kostenlose Bücher