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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Amerikanerin es anders haben wollte, war das ihr Problem, aber Miss Rogers ließ sich ihr Leben nicht von einer Ausländerin durcheinanderbringen.
    Claire nahm das Kleid vom Bett. Sie würde zum Dinner gehen und so tun, als wäre nichts geschehen. Sie würde Harry anlächeln und ihm sagen, was für ein Vergnügen es gewesen wäre, seine Mutter kennenzulernen. Und sie würde ihm raten, von jetzt ab keinen Kilt mehr zu tragen, weil er sich erkälten könne.
    Claire legte das Gesicht in ihre Hände. Sie wollte nicht zum Dinner gehen, sich nicht diesen Leuten stellen, die sie zwar anstarrten, aber keine Anstrengung machten, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie wollte auch Harry nicht sehen und sich nicht zu der Lüge zwingen, was für eine reizende Person seine Mutter wäre.
    Sie wußte sofort, daß der Mensch, mit dem sie reden wollte, Trevelyan war. Nein, dachte sie, er war ja gar nicht Trevelyan, sondern der berühmte, schamlose, berüchtigte Captain Baker. Wenn sie zu ihm ging und mit ihm sprach, würde er eine Karikatur von ihr anfertigen, die sie zusammen mit der verkrüppelten Herzogin darstellte. Würde er sie abbilden, wie sie vor dieser Frau zu Kreuze kroch?
    Nein, sie konnte nicht mit Trevelyan reden. Sie konnte ihm nicht vertrauen. Er hatte sie verraten. Er wollte nur, daß sie mit ihm redete, damit er auswerten konnte, was sie ihm anvertraute.
    Mit wem konnte sie sonst noch sprechen? Mit ihren Eltern? Sie wurde fast blaß bei diesem Gedanken. Ihre Eltern, soweit Claire sie in der letzten Zeit überhaupt zu Gesicht bekommen hatte, hatten sich in das Leben in diesem großen Haus eingefügt, als wären sie hier geboren worden. Brat hatte ihr mitgeteilt, daß ihr Vater bereits überlegte, ob er an den Theaterstücken im Ostflügel teilnehmen sollte.
    Aber es gab jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte, dachte sie - jemand, der Verständnis für sie haben und ihr einen Rat geben könnte. Sie warf das Dinnerkleid auf das Bett und holte ihr Reitkostüm aus dem Schrank. Sie würde wieder einmal das Dinner versäumen und war überzeugt, daß man das Ihrer Gnaden hintertragen würde. Aber das störte Claire nicht. Sie mußte mit jemandem reden.
    MacTarvits alte Hütte war nicht leicht zu finden, weil sie hinter Hügeln und Bäumen versteckt war, und Claire hatte Mühe, das Pferd durch das zähe Gestrüpp zu seinem Haus zu lenken. Aber wie bei ihrem ersten Besuch, als Trevelyan sie zu Lord MacTarvit gebracht hatte, schien der alte Mann sie erwartet zu haben. Er mußte Leute in den Hügeln versteckt haben, die ihm Ankömmlinge meldeten - vermutlich Kinder, dachte Claire. Das waren offensichtlich Vorsichtsmaßnahmen, um seinen kostbaren Whisky zu schützen, und sie fragte sich, wie es jemand fertigbringen mochte, den Whisky zu stehlen.
    MacTarvit stand auf einem Hügel, seine alte Flinte quer vor der Brust, während der Wind mit seinem abgetragenen Kilt spielte. Als sie ihn erblickte, kamen ihr sofort die Tränen. Dieser Mann war bisher das einzige, was ihre Erwartungen von Schottland erfüllte. Alles, was sie sonst erlebte, war anders und verwirrend.
    Als sie noch viele Meter von ihm entfernt war, stieg sie ab und rannte zu ihm. Angus wußte offenbar sofort, was er in diesem Fall tun mußte: Er lehnte seine Flinte an einen Felsblock und breitete seine großen starken Arme aus. Sie rannte zu ihm. Sobald sie mit ihm in Berührung kam, schien ein aufgestauter Fluß alle Hindernisse wegzuräumen: Eine Flut von Tränen strömte ihr über die Wangen.
    Angus drückte sie an sich. Sie weinte und weinte, und er stand nur da und hielt sie fest, so geduldig wie eine Eiche, mit der er Ähnlichkeit besaß.
    Nach einer langen Zeit löste sie sich von ihm. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht...«
    »Ach, mach dir keine Gedanken«, beruhigte er sie.
    Angus legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie in seine Hütte, wo er sie in den einzigen Sessel - einen alten Lehnstuhl - setzte und ihr einen Krug gab, der die Größe eines kleinen Fasses hatte. Der Krug war bis zum Rand mit Whisky gefüllt. Dann stopfte er sich bedächtig seine Pfeife, setzte sich auf einen Schemel vor sein nie ausgehendes Feuer und sagte: »Nun erzähl mir mal, was dir fehlt, Mädchen.«
    Claire wußte, daß sie zumindest den Versuch unternehmen sollte, zusammenhängend zu reden; aber sie bemühte sich gar nicht erst darum. »Niemand ist so, wie ich mir ihn vorgestellt habe. Alles ist anders und fremdartig, und ich fange schon an zu glauben, daß ich gar

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