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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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charmant sein, wenn sie möchte.«
    »Es scheint, daß sie das aber nicht sein wollte. Ich vermute, sie wußte mehr über Claire als Claire über sie. Ich denke, die alte Frau spürte Claires Macht.«
    »Macht? Glaubst du, daß Claire irgendeine Macht besitzt? Sie kam mir in dieser Hinsicht ziemlich unscheinbar vor. Sie versäumte eine Menge Mahlzeiten, und mein Zimmermädchen erzählte mir, daß die Rogers sie unter ihrer Fuchtel habe. Die Rogers hat sich damit im Speiseraum der Dienstboten gebrüstet. Ich glaube, daß die Rogers Mutter täglich informierte, was Claire treibt.«
    »Ja, ich glaube auch, daß sie Claire verpetzt.« Trevelyan sah einen Moment nachdenklich vor sich hin. »Du hast mich gefragt, ob Claire Macht besäße. Ich glaube, sie hat eine Macht, ohne etwas davon zu wissen. Sie ist ja nicht viel mehr als ein Kind. Ihre Macht liegt darin, daß sie ein Gefühl für ihre Mitmenschen hat.«
    »Das hört sich aber nicht gerade nach Macht an«, erwiderte Leatrice zynisch. Die Erfahrungen ihres Daseins sagten ihr, daß man tat, was man konnte, um zu überleben.
    »Du hättest sie bei MacTarvit sehen sollen«, sagte Trevelyan. »Sie brachte den alten Mann dazu, daß er ihr aus der Hand fraß. Und die Bauern verehrten sie. Sie brachten ihr einen solchen Respekt entgegen, wie ihn keiner von unserer Familie seit vielen Jahren empfangen hat.«
    Leatrice rückte wieder ein Stück von ihm weg und sah ihn an.
    »Vellie, du bist in sie verliebt.«
    Er zog sie wieder an sich. »Was für ein lächerlicher Gedanke! Sie ist ein Kind, sie liebt Harry, sie will eine Herzogin sein und . . .« Er unterbrach sich, um mit einem Lachen fortzufahren: »Nein, meine teure kleine Schwester, ich bin nicht in sie verliebt. Ich will nur ein bißchen Rache nehmen . . .«
    »An Mutter?« fragte Leatrice schnell.
    »An wem sonst?«
    »Ich werde dir helfen«, sagte Leatrice, ohne auch nur zu fragen, was er vorhatte. »Mord? Sollen wir ihr ein exotisches Gift unter ihr Essen mischen?«
    Trevelyan lachte. »Nein, nicht etwas so Drastisches und relativ Schmerzloses. Wenn Harry Herzog ist, hat unsere Mutter sich vorgenommen, die Herrschaft über dieses Haus und all die anderen aufrechtzuerhalten bis zu dem Tage, an dem sie stirbt.«
    »Selbstredend hat sie das. Hat jemand denn geglaubt, daß sie etwas anderes beabsichtigt? Und sage mir bloß nicht, daß deine Amerikanerin dachte, sie würde die Herzogin sein!«
    »Sie ist nicht meine Amerikanerin. Sie gehört Harry. Aber Claire glaubt wirklich, daß sich ihre Schwiegermutter diskret auf ihren Witwensitz zurückziehen und sie, Claire, die Herzogin sein würde. Claire plant bereits, die Mahlzeiten nicht mehr einer so strikten Regelung zu unterwerfen, daß sich jeder pünktlich im Speisezimmer einzufinden hat.« Er legte eine Pause ein. »Sie hat vor, das Geld, das sie nach ihrer Heirat erben wird, selbst zu verwalten, die Häuser der Bauern zu reparieren, die Felderbestellen zu lassen und noch andere amerikanische Maßnahmen, die Geld bringen, einzuführen.«
    »Du meine Güte«, hauchte Leatrice. »Hat sie sich das wirklich vorgenommen? Harry hätte ihr doch sagen können . . .«
    Trevelyan unterbrach sie ärgerlich: »Harry hat sie belogen und ihr nur erzählt, was sie hören wollte. Er hat ihr erzählt, sie könne tun, was sie wollte, sobald sie verheiratet sind.«
    Leatrice seufzte. »Aber Harry bildet sich vermutlich auch ein, daß sie es tun kann. Er macht ja auch nur das, was er will. Und er hält Mutter für einen Engel. Er kann nicht verstehen, warum andere Menschen nicht seiner Meinung sind.«
    »Genau.«
    »Arme, arme Claire«, sagte Leatrice voller Mitgefühl. »Ich kann mir vorstellen, daß sie daran gewöhnt ist, das zu tun, was sie sich in den Kopf setzt. Ihre Mutter ist eine schreckliche Frau. Sehr gewöhnlich. Sie belegt Harry mit den seltsamsten Namen, nennt ihn Euer Ehren und Eure Heiligkeit. Die Tanten machen sich gnadenlos lustig über sie. Ich glaube, sie füttern sie mit falschen Informationen und lachen sich hinter ihrem Rücken kaputt.«
    Trevelyan runzelte die Stirn. »Und ihr Vater?«
    »Fauler als Harry.«
    »Du meine Güte«, rief Trevelyan ungläubig. »Ich hatte den Eindruck, sie hätte ihre Familie im Griff, aber jetzt sehe ich, daß es noch schlimmer ist, als ich dachte.« Er legte die Hände auf Leatrices Schultern und schob sie auf Armeslänge von sich weg. »Mutt, ich denke, es wird Zeit, daß wir etwas unternehmen. Wir können uns nicht einfach

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