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Zwischen Leidenschaft und Liebe

Titel: Zwischen Leidenschaft und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Claire kennengelernt?«
    Trevelyan brauchte diesmal so lange für eine Antwort, daß Leatrice ihn ansah. Immer - schon als Kind - hatte er diese Augen gehabt. Zuweilen dachte sie, daß es Trevelyans Augen gewesen sein mußten, die ihre Mutter so zornig gemacht hatten. Sie waren so zwingend, so glänzend und unerforschlich. Sie waren geheimnisvoll, wenn man ihn nicht so gut kannte, wie sie, Leatrice, ihn kannte. Als Trevelyan zwölf Jahre alt gewesen war, hatte ihr Vater ihm erlaubt, nach Hause zurückzukehren. Aber sein Aufenthalt war auf zwei Wochen begrenzt gewesen, denn Trevelyan war dabei erwischt worden, wie er nachts in den Keller der Kirche eingebrochen war. Er sagte, er habe dort nach einer Gruft gesucht. In der darauffolgenden Woche war Trevelyan auf eine Leiter geklettert und durch ein Fenster in den ersten Stock der Pension einer Witwe eingestiegen — in ein übel beleumdetes Haus, in dem angeblich unsittliche Dinge Vorgehen sollten. Ihr Vater hatte seinem zweiten Sohn diesen zweiten Vorfall nicht verziehen und ihn zu seinem Großvater zurückgeschickt. Es hatte noch andere Besuche von Trevelyan in seinem Elternhaus gegeben, aber jedesmal hatte es Trevelyan fertiggebracht, seinen Vater so zu erzürnen, daß er ihn rasch wieder wegschickte.
    Sie hatte ihn zwar nicht oft gesehen, als sie heranwuchsen, aber sie hatte unzählige Briefe von ihm erhalten, und er hatte ihr Hunderte von Photographien geschickt. Sie hatte Vellie heranwachsen sehen. Er hatte großen Spaß daran, sich zu verkleiden und sich dann in dieser Verkleidung ablichten zu lassen.
    Nun blickte sie ihm in die Augen und entdeckte, daß er ihr etwas verbarg. »Was hat dich dazu bewogen, zu mir zu kommen? Hattest du etwa gar nicht vorgehabt, mich zu besuchen? Hattest du dir vorgenommen, wieder abzureisen, ohne mich zu sehen?«
    Die Antwort las sie in seinen Augen.
    Sie widerstand dem Verlangen, ihm alle Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, die sie kannte - und sie hatte, dank ihm, einen großen Vorrat davon in mehreren Sprachen.
    Sie legte den Kopf an seine Schulter zurück. Es hatte keinen Zweck, ihn anzuschreien. Er war von den kräftigsten und besten Stimmen angebrüllt worden, und der Lärm hatte keine Wirkung bei ihm gezeigt. »Erzähl mir alles - von Anfang an -, und ich meine wirklich alles. Ich möchte nicht, daß du etwas ausläßt.«
    »Es ist schon spät und . . .«
    »Ich werde Mutter erzählen, daß du hier bist.«
    Er kicherte, weil er wußte, daß das eine leere Drohung war. Sie würde es ihr niemals erzählen.
    »Du hast mich dazu gezwungen«, sagte er lächelnd. »Ich kam in dieses Haus, um mich auszuruhen. Ich war sehr krank und brauchte einen Platz, wo ich mich verstecken und erholen konnte. Ich hatte nicht vor, jemandem zu verraten, daß ich hier bin. Ehrlich gesagt, wußte ich gar nicht, ob die Familie hier war. Ich dachte, daß ihr im Augenblick im Süden seid.«
    Sie lehnte sich an ihn und lauschte, während er ihr von seiner ersten Begegnung mit Claire erzählte und von seiner Ohnmacht, nachdem er ihr Pferd eingefangen hatte. »Es war ein bißchen . . .«
    »... peinlich?« fragte sie mit einem Lachen in der Stimme. Sie kannte seinen Ruf. Als er jünger gewesen war - erst sechzehn -, hatte er ihr von seinen Abenteuern mit Frauen geschrieben: wie er mitten in der Nacht über die Mauer eines Mädchenpensionats gestiegen war und sich im Bett einer Schülerin versteckt hatte, als eine von den katholischen Schwestern kam, um nachzusehen, was das Kichern zu bedeuten hatte. Als er dann älter wurde, hatte er ihr immer weniger von solchen Abenteuern berichtet, aber Leatrice, die mit einem Drachen von einer Mutter, einem gleichgültigen Vater und zwei nicht minder gleichgültigen Brüdern hier eingesperrt gewesen war und ein Leben von unbeschreiblicher Einsamkeit geführt hatte, hatte ihn angefleht, ihr alle seine Abenteuer zu berichten.
    »Claire ist sehr hübsch, nicht wahr?« sagte Leatrice, während sie ihn neugierig betrachtete.
    »Es gibt viele Arten von Schönheit, Claire besitzt... Leben.«
    Leatrice wußte, was er meinte. Claire bewegte sich behende, sprach die Dinge, die sie dachte, aus und schien ständig die Menschen zu beobachten. Sie war keine Person, die damit zufrieden war, nur in sich selbst hineinzuschauen.
    »Und hast du sie verführt?«
    Plötzlich erstarrte Trevelyan. »Sie ist mit Harry verlobt.«
    Leatrice unterdrückte ein Lachen. »Eine Verlobung hat dich in Ägypten bei dieser hübschen kleinen Tänzerin

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